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Mord zur besten Sendezeit

Mord zur besten Sendezeit

Titel: Mord zur besten Sendezeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Valerie Frankel
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sich der Bildschirm. Das Blut allerdings war ziemlich rot gewesen, selbst auf meiner alten Glotze.

Der Fleischbeschauungsmarkt

    Nachts fahren die U-Bahnen eher selten in Brooklyn, also bestellte ich mir ein Taxi, das mich nach Manhattan bringen sollte. Während wir über die Brücke fuhren, wurde mir bewußt, daß ich wie eine Schlampe angezogen war. Ich hoffte, das würde Sabrina nichts ausmachen. Der Taxifahrer hörte einen Nachrichtensender. Das Blutbad bei Party Girls kam als erste Meldung. Anscheinend hatte die Polizei noch niemanden in Zusammenhang mit diesem Vorfall festgenommen, obwohl sie einige Personen verdächtigte. Sabrina Delorean war nichts geschehen. Tony Felluti war nur Minuten nach seiner Krönung zum Ultimate Party Guy an den Folgen eines Kopfschusses gestorben. Sein weibliches Gegenstück, Sandra Ulsen, hatte geringfügige Kratzer auf dem Rücken erlitten, weil Tony sie auf den Boden hatte fallen lassen. Die Polizei hatte auf einer der Laufplanken über dem Studio eine Pistole gefunden. »Fluch-Fluch«, murmelte ich vor mich hin, eine Angewohnheit, die sich in den letzten Monaten entwickelt hatte. Zuerst war mir das noch peinlich gewesen.
    »Haben Sie ein Problem, junge Frau?« fragte der Taxifahrer unhöflich.
    »Ich tendiere dazu, wegen meiner Klaustrophobie hysterisch zu werden, vor allem, wenn ich in Taxis sitze«, sagte ich. »Ich werde aber nur aggressiv, wenn man mich provoziert. Aber machen Sie sich mal keine Sorgen.« Den Rest des Wegs legten wir schweigend zurück.
    Die Upper East Side von Manhattan zog draußen am Taxifenster vorüber, die Heimat so vieler Haushaltswaren- und Möbelladenketten, Hochhäuser und Luxusdomizile mit Doormen und unterirdischen Parkgaragen. Auf den Avenuen, auf der Madison, Park und Lex waren die überteuerten Kleiderläden, Boutiquen, Geschäfte für Designerklamotten für die Haustiere und Friseurläden (inklusive Santis), von denen behauptet wird, daß sie die Touristen anzögen. In allen Straßen oberhalb der Fifty-seventh Street kostet ein Burger mit Pommes im Diner einen ganzen Zehner. Wenn man keinen Diner findet, gibt es immer noch irgendeinen freundlichen irischen Pub mit Bildern von Pferden und dem Mull of Kintyre an den Wänden. Die Upper East Side ist im übrigen auch die Heimat von Max Greenbaum, hatte ich das schon erwähnt? Seine Wohnung lag noch weiter Uptown als Sabrinas, so daß ich mich nicht durch die Übung zu quälen brauchte, ob ich in der Lage wäre, seine Nähe zu spüren oder nicht.
    Während das Taxi an Bloomingdale’s vorbeifuhr, gestattete ich mir langsam, darüber in Aufregung zu geraten, daß ich gleich Sabrina Delorean kennenlernen würde. Ich fragte mich, ob sie sicher aus dem Studio hinausgekommen war. Ich hoffte, Lola würde bei ihr sein. Ich zählte die Gourmet-Delis, als wir von der Sixty-second Street auf den Sutton Place um die Ecke bogen. Der Taxifahrer bremste vor Sabrinas Gebäude. Gegenüber gab es ein teures französisches Restaurant. Max und ich hatten dort unser einjähriges Jubiläum gefeiert. Ich bezahlte den Fahrer und sprang aus dem Taxi auf die Straße. An sich war es eher untypisch warm für November, aber ich fror. Ich hätte wohl eine Unterhose anziehen sollen.
    Sabrinas Gebäude hatte eine pagodenartige Aufgangsrampe. Ich ging über die Brücke hinüber in die mit Spiegeln vollgehängte Eingangshalle. Dicke Säulen stützten die Wände. Die Menschen, die kamen und gingen, waren weißer als die Tünche und reicher als der Onassisclan. Ich fühlte mich in meinem Trainingsanzug und meinen Turnschuhen fehl am Platz. Es folgte sofort mein Groll darüber, daß ich mich fehl am Platz fühlte. Dann Schuld wegen des Grolls, dann Wut wegen der Schuld. Der Dominoeffekt der Emotionen endet in der Regel meistens wieder bei Schuld. Ich fragte mich, ob Santina darauf irgendeinen Einfluß hatte.
    Der Lieferjunge eines Einkaufsservice für beschäftigte Reiche redete mit dem Doorman, während ich mir die Umgebung ansah. Die Lobby hatte ein hochtechnisiertes Sicherheitssystem mit Kameras am Aufzug, Bildschirmen von der Halle, Laseralarmanlagen, Magnetstrahlen, tragbaren Phasenverschiebern und einer sich drehenden Kommandozentrale für den Leiter der Starfleet. Mein Haus hatte an der Tür ein Doppelschloß. Dafür besitze ich aber eine Pistole. Das gleicht die Dinge wohl aus.
    Der Lieferjunge ging weg. Ich näherte mich dem Tresen des Doorman. »Mallory für Sabrina Delorean«, sagte ich, vielleicht ein bißchen zu

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