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Mord zur besten Sendezeit

Mord zur besten Sendezeit

Titel: Mord zur besten Sendezeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Valerie Frankel
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schrecklich, was da passiert ist.«
    »Komm doch herein«, sagte Sabrina schlicht und führte mich in das tiefer liegende Wohnzimmer.
    Ich stolperte etwas, als ich die Treppenstufen hinunterging, konnte mich aber gerade noch graziös retten. Die Wände waren lila gestrichen, mit blauen und weißen Streifen. Das lila Sofa sah aus, als wäre es gerade gereinigt worden. Tierfelle lagen über einem rot und lila gepunkteten Teppich. Schlichte weiße Leinwände mit großen Zeichnungen hingen überall, außer an einer Wand, die von einem massigen Unterhaltungszentrum bedeckt war. Es hatte gefrostete Glastüren und gerundete Ecken, was ich sehr Long-Island-mäßig fand. Das Unterhaltungszentrum beherbergte einen Fernseher, Videorecorder, CD-Spieler, Verstärker, Radio, Kassettenspieler, Plattenspieler, eine Super-Nintendo-Basis, einen Anschluß für das Zellulartelefon, einen CD-Walkman und ein paar Gameboys. Sabrina hatte eindeutig etwas für Elektronik übrig.
    »Also hast du die Show gesehen«, sagte Sabrina, während sie sich auf die Couch warf. Sie wirkte im richtigen Leben geschmeidiger.
    »Wie geht es dir jetzt?« fragte ich.
    »Prima. Wirklich. Mir geht es prima.« An Sabrinas Seite nickte Lola. Sabrina kippte ihren Kopf hintenüber, und die Haare schwangen mit. Ihre Haut war unter dem Make-up ascheweiß.
    Ich blubberte: »Ich bin ein großer Fan von dir.« Sie lächelte ein wenig, ihre Augen gingen in die Ferne. »Was hast du genommen?« fragte ich.
    »Zanpac«, sagte sie. »Ein schwaches Mittel gegen Zwangsneurosen.«
    »Das könnte meine Katze auch gut gebrauchen«, sagte ich. »Die hat ein Problem mit einem Melkzwang.«
    Lola blickte mich streng an, während sie Sabrinas Rücken streichelte. Sie trug eine fransige Bolerojacke und braune Wildlederstiefel. Eindeutig steckte sie tief in der Cowboyphase. Lola ist blond, lang und dünn. Sie hat keinen Busen, und ihr Hintern ist eindeutig der eines Teenagers. Ihre Haare, die normalerweise ganz hochtoupiert sind, waren heute flach gebürstet worden und geflochten. Sie sahen naß aus. Ihre Nase sah spitzer aus denn je. Lola sagte: »Sabrina, mit Wanda kannst du dich entspannen. Sie ist cool.«
    Ich war geschmeichelt und nickte selbstzufrieden mit dem Kopf. Sabrinas Augen blitzten immer wieder zum Unterhaltungszentrum hinüber. »Der heutige Abend ändert mein ganzes Leben, Wanda. Ich bin eine Gejagte«, erklärte sie. Klingt wie der Text eines Heavy-Metal-Liedes, dachte ich. Es gefiel mir, daß sie mich duzte, ohne vorher gefragt zu haben. Ich fragte mich, von welch großer Wichtigkeit unser Altersunterschied von fünf Jahren war.
    Ich stand immer noch. Ich ging hinüber zum Unterhaltungszentrum, wobei ich knapp einem gußeisernen Wohnzimmertisch mit Glasplatte auswich. Die Mädchen blieben auf der Couch sitzen. Ich fragte: »Ist das die Aufnahme?«
    Sabrinas braune Augen traten förmlich hervor. Sie fragte: »Woher hast du das gewußt, daß die Kassette eingeschoben ist?« Offensichtlich war sie beeindruckt.
    »Nichts einfacher als das,« sagte ich und zeigte auf das blinkende Kassettensymbol des Videorekorders. »Wenn du es verkraften kannst, dann sollten wir uns die Sache gemeinsam ansehen und schauen, ob wir Hinweise finden.«
    »Das können wir jetzt gleich machen.«
    »Du kannst das noch nicht verkraften.« Das war Lola.
    »Mir geht es prima.« Sabrinas Stimme hatte einen Knacks. »Ich bin ein erwachsener Mensch, und mir geht es prima.« Nicht sehr überzeugend.
    Ich stellte die Geräte an und drückte auf die »Play«-Taste. Die heutige Sendung von Party Girls kam auf den Bildschirm. Eric fragte Sandra: »Wie heißt du noch mal?« Ich spulte schnell vor, um zum eigentlichen Moment zu kommen. Tony, gerade gekrönt, wie er Sandra hinabsenkt. Tony erschossen, wie Teile seines Kopfes nach hinten kippen. Das Paar, wie es auf dem Boden ringt, Sandra weint. Tony voller Blut.
    Es war ziemlich intensiv. Ich merkte sofort, daß ich da einen Fehler gemacht hatte. Ich drückte auf Stop und wandte mich zu Sabrina. Sie blickte mich geradeheraus an und sagte: »Ich weiß einfach, daß diese Kugel mir gegolten hatte.« Sie war erstaunlich ruhig. Ich fragte mich, welchen Anteil die Zanpacs an dieser Ruhe hatten.
    Von den Stufen beim Aufzug kam die Stimme einer Frau: »Denk daran, was wir über positives Denken gesagt haben, Sabrina.« Eine Frau mit leicht angegrauten roten Haaren, einer entzückenden (naja, sagen wir gut erhaltenen) Figur und einem einfachen

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