Mord zur besten Sendezeit
außerordentlich anstrengend gewesen.« Mir schien allerdings eher Patty diejenige zu sein, die angestrengt war.
Alex sortierte seine Beine und stand auf. Ich winkte ihn zu mir herüber und sagte: »Du bleibst bei Sabrina. Ich werde vor dieser Club-Buff-Geschichte noch ein bißchen Recherchen treiben.«
»Es wundert mich, daß du sogar freiwillig Scheißarbeit auf dich nehmen willst«, sagte er. »Es könnte doch nicht etwa sein, daß du von mir weg willst, um heimlich eine Zigarette zu rauchen?«
»Der Gedanke ist mir noch nicht gekommen,« log ich.
Alex lehnte sich dicht an mich und flüsterte: »Die winzigen Haare auf Sabrinas Zehen sind erdbeer-blond.« Er schien über diese Entdeckung erfreut zu sein.
Patty half einer wackligen Sabrina in den Mantel. Ich sagte Lola, sie solle sich bis zur Fete um Sabrina kümmern. Sie nickte und fühlte sich wichtig — oder tat zumindest so, um mir damit eine Freude zu machen. Alex, Lola, Sabrina, Patty und ich fuhren alle gemeinsam mit dem Aufzug zur Straße hinunter. Wir vereinbarten, uns um neun Uhr im Club Buff zu treffen. Die Party sollte zwar um sieben Uhr beginnen, aber Sabrina wollte nicht so spießig pünktlich kommen. Ich nahm ein Taxi nach Downtown und dachte sogar daran, mir eine Quittung geben zu lassen.
Meine Clubzeiten hatte ich im Alter von fünfzehn bis siebzehn hinter mich gebracht. Ich nahm dann immer heimlich das Auto meiner Eltern und fuhr mit meinen High-School-Freunden nach New York, um mich zu betrinken und mit wildfremden Leuten zu knutschen, entweder in der Peppermint Lounge oder in der Danceteria. Letzteres war der Laden, in dem damals ein mittlerweile berühmtes multimediales Sexsymbol die Küchenaushilfen auf der hinteren Treppe bumste, um ein paar Drinks kostenlos zu bekommen. Ich habe diese glitschige Treppe nie gesehen, obwohl ich auch reichlich kostenlose Drinks bekam. Mein Trick, Streichholzheftchen in einen Hut zu schnipsen, besorgte sie mir ganz mühelos.
Ich war noch nie im Club Buff gewesen und hatte da eigentlich auch noch nie hingewollt. Es war der neuste der In-Läden in der Stadt. Er befand sich am Times Square, anderthalb Blocks von Do It Right entfernt. Irgendein Playboy und Disco-Impresario hatte den Club vor einigen Monaten eröffnet. Limousinen stellten die Straße davor vollkommen zu. Sie standen dicht an dicht, und auch die Taxis machten in dem Gemenge mit. Die Kundschaft an Berühmtheiten — Stars, TV-Darsteller, Modedesigner, Transvestiten-Performancekünstler, Supermodels und ihre Photographen — kamen jeden Abend hergetrottet, um auf dem Karussel des Clubs zu fahren und die drei Stockwerke hohe Rutsche hinunterzuschliddern. Der Club hatte auf jeder seiner vier Etagen drei Bars, eine Bühne für die Kapelle, DJs und die größte Tanzfläche von New York, deren schwere Holzplanken speziell für Hip-Hop ausgesucht worden waren.
Der Laden brachte Geld in Mengen ein. Die Berühmtheiten zogen die Leute aus den Vorstädten an, aber auch die Prolls von Downtown. Der Club war darauf ausgerichtet, jede Nacht Tausende von Leuten zu beherbergen, um die Kosten wieder reinzuholen. Der Haken an der Sache: Berühmtheiten mischen sich nicht gerne unter die Normalsterblichen. Sterbliche hingegen wollen dahin, wo die VIPs sind. Die Limousinenquote war schon gesunken. Nach den Tratschmeldungen zu urteilen gingen die Supermodels und ihre Photographen mittlerweile ins Posh Broccoli, einen Ort der Sammlung mit dem Anspruch, auf holistischem Weg der Gesundheit zu dienen. Dort wurden Massageräume und Synchro-Energisierung angeboten anstelle von DJs und Tanz.
Es überraschte mich nicht weiter, daß Party Girls eine Promo-Veranstaltung in einem derart schicken Laden machte. Die Teilnehmer waren ja geradezu für schicke Läden geschaffen.
Ich stand seit ungefähr zehn Minuten vor dem riesigen Backsteingebäude, lehnte mich gegen eine hölzerne Absperrung und beobachtete Hundertschaften von Kids, die im Flower-Power-Unschuldslook der siebziger Jahre oder in Heavy-Metal-Outfits mit unglaublich hochtoupierten Haaren den Eingang überfluteten. Die Veranstaltung von Party Girls wurde in der VIP-Lounge im obersten Stockwerk abgehalten. Ich bemerkte, daß die Rausschmeißer kontrollierten, ob die Leute auch Einladungen hatten. Ich war für den Abend auf der Gästeliste eingetragen. Es war mir peinlich, aber ich war gleichzeitig davon beeindruckt.
Ich hatte Max eine Stunde zuvor angerufen. Ich dachte, er würde ebenfalls davon beeindruckt sein.
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