Mord zur besten Sendezeit
war mir gar nicht bewußt, daß ich irgendwie gekuckt hatte. Lola fuhr fort: »Also nach ungefähr zwei Wochen, in denen ich noch nicht einmal soviel Zeit für mich hatte, um allein aufs Klo zu gehen, versuchte ich, ein bißchen Luft zu kriegen. Ich sagte, ich wollte mal für eine Nacht in meine eigenen vier Wände gehen. Ein paar eigene Klamotten holen. Sabrina hatte mir dauernd neue Sachen gekauft. Also erzählt mir Sabrina eine Geschichte von diesem Typen, den sie in der U-Bahn vor einen Zug geschubst hat. Ich fange an, mir zu überlegen, ob sie wohl verrückt ist. Und dann tauchen die Taranteln auf. Woraufhin ich anfange, mir zu überlegen, ob sie möglicherweise wirklich Hilfe braucht. Also erzähle ich Patty und Sabrina, daß ich eine Freundin habe, die Privatdetektivin ist und ziemlich cool.«
»Hast du jemals Angst gehabt, daß dir etwas zustoßen könnte?«
»Du meinst außer den Taranteln und dem Mord?« fragte sie. Ich nickte. »Das eine Mal, als sie mir diese U-Bahn-Geschichte erzählt hat, hatte ich den Eindruck, daß sie mir die aus einem bestimmten Grund erzählt. Aber sie fährt nie mit der verdammten U-Bahn, vielleicht bin ich ja nur von Verfolgungswahn geplagt.«
»Du hast nicht zufällig eine Zigarette dabei?« fragte ich.
»Du nicht?« Sie schien erstaunt zu sein. »Du mußt ja völlig ausflippen.« Lola schenkte mir ein fieses Grinsen.
Diese freundliche Unterstützung fand ich wirklich besonders nett. Ich sagte: »Wenn du gehen willst, dann geh ruhig. Du kannst auch bei Santina übernachten, wenn du lieber nicht nach Hause gehen willst.« Ich müßte zwar zuerst fragen, aber Santina liebt Lola schließlich. Ich war mir sicher, daß das in Ordnung gehen würde.
»Ich hau hier nicht ab.« Lolas Augen blickten mich geradeheraus an. Ich war stolz auf sie. Außerdem spürte ich einen vertrauten Beschützerinstinkt. Ich streckte die Hand nach ihrer Teenagerschulter aus. Sie schüttelte mich ab. »Ich kann gut auf mich selber aufpassen«, sagte sie. »Bleib einfach in der Nähe, okay?« Sie wandte sich dem Spiegel zu, um sich die Haare zu richten. Ihr kleiner Hintern füllte gerade mal die Jeans aus.
»Du bist ja so niedlich«, sagte ich.
»Fuck off«, erwiderte sie.
»Klär mich vorher noch kurz auf, was hier läuft.«
Sie nickte. »Ringo ist ein totaler Arsch, aber er ist irre schlau, so daß sie es alle doch mit ihm aushalten. Er ist der Chef — jedenfalls ist er mein Chef. Marnie rennt durch die Gegend und koordiniert die Scheißarbeiten. Ich und die anderen Assistentinnen sind die einzigen Leute, die in der Hierarchie unter ihr stehen, und deswegen sieht sie zu, daß sie uns entsprechend schlecht behandelt. Sherri hat eine Erbse anstelle des Gehirns. Woody auch. Auf dem Set wird behauptet, die beiden wollten eine neue Show anfangen. Ich glaube, es geht um eine Talkshow mit besonderen Gästen und einer Band. Niemand denkt, daß sie das hinkriegen. Und Sinclair Singer — der läßt sich nicht so oft blicken. Bei dieser Pressekonferenz habe ich ihn zum ersten Mal in diesem Stockwerk gesehen.«
Ich sagte: »Patty.«
»Die ist seit Jahren nicht mehr aufs Kreuz gelegt worden.«
An der Tür zur Damentoilette wurde gerüttelt. Als dem Menschen klar wurde, daß sie verschlossen war, fing er an, auf sie einzuschlagen. Eine weibliche Stimme brüllte: »Ist da irgendjemand drin?«
Ich drehte die Wasserhähne ab. Lola sagte: »Es findet heute abend eine Party im Club Buff statt, für die Teilnehmer von letzter Woche aus New York City. Sabrina macht die Gastgeberin.«
»Obwohl gestern abend jemand gestorben ist?«
»The show must go on.« Lola schien einen Moment lang genervt zu sein. Die Klopferin bearbeitete jetzt den Türgriff.
Ich schloß die Tür wieder auf. Lola und ich gingen hinaus. Eine Frau mit streng gemalten Augenbrauen runzelte die Stirn und ging hinein. Ich hatte sie noch nie gesehen. Die Badezimmertür war noch nicht einmal halb geschlossen, als Lola sagte: »Die doofe Kuh von der Maske.«
Wir kehrten zu Sabrinas Garderobe zurück. Alex saß im Schneidersitz auf dem Boden vor Amerikas Herzblatt. Er massierte ihr die Füße. Patty saß auf der Couch und sah sehr beunruhigt aus wegen irgend etwas. Ich wollte sie fragen, weswegen sie nach oben gerufen und was besprochen worden war, aber ich tat das dann doch nicht. Patty sagte: »Wir gehen jetzt sofort nach Hause und werden die Wohnung nicht verlassen, bis die Party anfängt. Diese ganze Geschichte ist für Sabrina
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