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Mordgier

Mordgier

Titel: Mordgier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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der wie aus Holz aussah. »Das ist ja wirklich furchtbar, was mit Mrs. Mancusi geschehen ist. Haben Sie eine Ahnung, wer es getan haben könnte?«
    »Noch nicht. Gibt es irgendetwas, was Sie uns über sie erzählen könnten, Ma’am?«
    »Eigentlich nicht. Das Einzige, was ich für sie gemacht habe, war, ihr Testament aufzusetzen, und das ist fünf Jahre her.«
    »Wer hat sie zu Ihnen geschickt?«
    »Die Gelben Seiten. Ich hatte gerade mein Examen gemacht und noch keine richtige Basis für Überweisungen. Sie war eine von ganz wenigen Mandanten und Mandantinnen in den ersten sechs Monaten. Es war einfach, im Grunde das Standardformular.«
    Sie öffnete eine Schublade und nahm ein einzelnes Blatt Papier heraus. »Hier ist Ihr Exemplar. Keine Schweigepflicht für Verstorbene.«
    »In Mrs. Mancusis Haus war keine Ausfertigung.«
    »Sie wollte keine«, sagte Barone. »Meinte, ich solle sie behalten.«
    »Wieso?«
    Barone zuckte die Achseln. »Vielleicht wollte sie nicht, dass irgendjemand sie fand.«
    Milo überflog das Testament. »Ist das hier alles?«
    »Angesichts ihrer Situation gab es keinen Grund für ausgefallene Formulierungen. Ihr Besitz war ihr Haus, hinzu kamen eine Pension und ein bisschen Geld auf der Bank. Kein Pfandrecht, keine Belastungen, keine Zusatzvereinbarungen.«
    »Es ist nur ein Erbe aufgeführt.«
    »Ihr Sohn«, sagte Barone. »Ich habe ihr vorgeschlagen, sie könnte Schritte unternehmen, um die Erbschaftssteuerlast für ihn zu reduzieren. Beispielsweise das Haus in ein gemeinsames Treuhandvermögen überführen, mit einem Wohnrecht auf Lebenszeit für sie. Sie war nicht interessiert.«
    »Warum nicht?«
    »Das wollte sie mir nicht sagen, und ich habe nicht nachgefragt. Sie war mehr an meinem Stundenhonorar interessiert und wollte eindeutig nicht mehr Geld ausgeben als nötig.«
    Milo gab mir das Testament. Für den Fall, dass Anthony Mancusi junior vor seiner Mutter starb, wäre alles der Heilsarmee vermacht worden.
    »Hat sie überhaupt etwas über den Sohn gesagt?«, fragte Milo.
    »Gehört er zu den Verdächtigen?«
    »Wir sehen uns alle an, die ihr nahegestanden haben.«
    »Ich wette, das ist keine Riesenmenge.«
    »Warum sagen Sie das?«
    »Sie war höflich«, sagte Jean Barone, »aber ein bisschen … ich gewann den Eindruck, dass sie nicht sehr gesellig war. Kein Interesse an Smalltalk, kam direkt auf den Kern der Sache. Oder sie wollte das Honorar so niedrig wie möglich halten. Sie kennen die Generation. Man hält sein Geld lieber beisammen.«
    »Anders als die heutige Generation«, sagte Milo.
    »Meine beiden Kinder haben tolle Jobs, aber sie haben ihre Kreditkarten überzogen.«
    »Vielleicht hielt Mrs. Mancusi ihren Sohn für verantwortungslos und wollte ihm aus dem Grund das Haus nicht geben.«
    »Tatsächlich hätte sie es ihm nicht gegeben, sondern nur …« Barone lächelte. »In praktischer Hinsicht ist es dasselbe, also haben Sie vielleicht recht. Aber falls sie ihm nicht vertraute, hat sie mir nichts davon gesagt. Ich kann gar nicht genug betonen, wie zurückhaltend sie war. Aber höflich. Damenhaft. Die Vorstellung, dass sie ermordet wurde, ist wirklich merkwürdig. War es ein Raubüberfall?«
    »Sieht nicht so aus.«
    »Glauben Sie, der Sohn wollte die Dinge etwas beschleunigen?«
    »Wir glauben im Moment noch nichts.«
    »Ganz wie Sie wollen.« Barone klimperte mit den Wimpern.
    Milo stand auf. »Vielen Dank für die Kopie. Und für Ihre honorarfreie Zeit.«
    »Gerne«, sagte sie und berührte ihn an der Hand. »Sie sind das Interessanteste, was die ganze Woche passiert ist.«
    Während der Fahrt nach unten sagte ich: »Muss an der Uniform liegen - ups, du trägst ja gar keine.«
    »Näh«, sagte er. »Mein Parfüm. Eau de Schmus.«
    *
    Es war sechzehn Uhr, als wir uns auf den Weg zum Parkplatz der Firma Prestige Rent-A-Car machten. Auf der Fahrt rief Milo im Autolabor an. Ein paar verirrte Haare und verschiedene Woll-, Baumwoll- und Leinenfasern waren in dem Mercedes aufgetaucht, aber kein Blut und keine Körperflüssigkeiten. Der Wagen war vor kurzem von jemandem gesaugt worden, der mit Bedacht keine Fingerabdrücke hinterlassen hatte. Man würde morgen im Labor die Türverkleidungen rausnehmen, aber der Techniker, mit dem Milo telefonierte, gab ihm den Rat, nicht zu viel zu erwarten.
    »Die Geschichte meines Lebens«, sagte er und fuhr schneller. »Ella Mancusis Besitz bestand zum größten Teil aus ihrem Haus. Wie viel ist es deiner Ansicht nach wert?«
    »In dem Teil

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