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Mordgier

Mordgier

Titel: Mordgier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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routinemäßig gemacht? Ist sie zum Beispiel jeden Morgen um die gleiche Zeit rausgegangen, um die Zeitung zu holen?«
    Mancusi saß mit glasigen Augen da und rührte sich nicht.
    »Sir?«
    »Sie stand früh auf.« Er fasste sich an den Bauch. »Ohhh … es geht schon wieder los.«
    Und wieder eilte er zum Spülbecken. Dieses Mal würgte er trocken, bis er hustete und keuchte. Er öffnete einen Minikühlschrank, nahm eine Flasche mit einer klaren Flüssigkeit heraus, öffnete sie und trank einen Schluck. Kam mit der Flasche in der Hand wieder zu uns.
    Diät-Tonicwater.
    Er griff sich ein Stück seines Bauchspecks, drückte fest zu, rollte das Fettgewebe. »Ich bin zu dick. Hab immer Gin Tonic getrunken, jetzt ist es nur noch zuckerfreies Tonic.« Er trank aus der Flasche, versuchte vergeblich, ein Rülpsen zu unterdrücken. »Mom hat seit dem Tag ihrer Hochzeit kein Pfund zugenommen.«
    »Hat sie auf ihre Ernährung geachtet?«, fragte Milo.
    Mancusi lächelte. »Das brauchte sie nicht, sie konnte Pasta essen, Süßigkeiten, alles, was sie wollte. Ich komme nach Dad. Er ist an einem Herzinfarkt gestorben. Ich muss auf mich aufpassen.«
    »Das böse alte Cholesterin.«
    Mancusi schüttelte den Kopf. »Mom - haben die ihr wehgetan?«
    »Die?«
    »Wer auch immer. War es schlimm? Hat sie gelitten? Sagen Sie, dass sie nicht gelitten hat.«
    »Sie ist schnell gestorben«, sagte Milo.
    »Oh Gott.« Weitere Tränen.
    Milo reichte ihm ein Papiertaschentuch aus der Minipackung, die er bei solchen Gelegenheiten immer dabeihat. »Mr. Mancusi, ich habe mich deshalb nach dem Bekanntenkreis Ihrer Mutter erkundigt, weil es einen Augenzeugen gibt, der den Angreifer als einen Mann in ihrem Alter beschreibt.«
    Mancusis Finger streckten sich. Das Papiertuch fiel zu Boden. »Was?«
    Milo wiederholte Edward Moskows Beschreibung des Mörders einschließlich der blau karierten Kappe.
    Mancusi sagte: »Das ist verrückt.«
    »Kommt Ihnen das nicht bekannt vor?«
    Mancusi warf wieder die Haare nach hinten. »Natürlich nicht. Dad hatte eine Menge solcher Kappen. Nachdem er eine Glatze bekommen hatte und keine Sonne mehr auf dem Kopf haben wollte. Das ist total verrückt .«
    »Was ist mit einem schwarzen Mercedes S 600?«, erwiderte Milo. »Kommt Ihnen das bekannt vor?«
    »Ich hab keine Ahnung von Autos«, sagte Mancusi.
    »Das ist eine große, viertürige Limousine«, sagte Milo. »Das Spitzenmodell.«
    »Mom würde niemanden mit so einem Wagen kennen. Sie war Lehrerin , Himmel noch mal!«
    »Nehmen Sie bitte keinen Anstoß an der nächsten Frage, Mr. Mancusi, aber kannte Ihre Mutter irgendjemanden, der - auch nur im Entfernten - mit dem organisierten Verbrechen zu tun hatte?«
    Mancusi lachte. Trat gegen das Kotzebröckchen. »Weil wir Italiener sind?«
    »Das ist etwas, was wir überprüfen müss-«
    »Na ja, stellen Sie sich vor, Lieutenant: Mom war nicht italienischer Abstammung. Ihre Vorfahren kamen aus Deutschland, ihr Mädchenname war Hochswelder. Das Italienische kam von Dads Seite, er war in New York aufgewachsen und behauptete, als Kind hätte er alle möglichen Mafiatypen gekannt. Er konnte all die Geschichten erzählen.«
    »Was für Geschichten?«
    »Leichen, die aus fahrenden Autos geworfen wurden, Männer, die im Friseurstuhl erschossen wurden. Aber das waren nur Geschichten, und Mom hasste sie, nannte sie ›vulgär‹. Ihre Vorstellung von Spannung war Mord ist ihr Hobby , nicht Die Sopranos .«
    Er ging wieder in die Kochnische, stellte die Tonicwaterflasche auf die Anrichte. »Glücksspiel, Gangster - das ist lächerlich.«
    »Ich bin sicher, dass es so aussieht, aber -«
    »Es gibt keinen Grund dafür, dass sie tot ist, okay ? Keinen Grund , keinen beschissenen Grund. Es ist blöd, verrückt, hätte nicht passieren dürfen - könnten Sie aufstehen?«
    »Was?«
    »Stehen Sie auf«, sagte Mancusi. »Bitte.«
    Nachdem Milo seiner Bitte nachgekommen war, drückte Mancusi sich an ihm vorbei und riss das Murphy-Bett herunter. Als er halb fertig war, sog er scharf die Luft ein, schlug sich mit einer Hand ins Kreuz und richtete sich auf. »Die Bandscheiben.«
    Milo machte für ihn weiter, wobei eine hauchdünne Matratze und graue Laken zum Vorschein kamen, die mal weiß gewesen waren.
    Mancusi begann, sich langsam auf das Bett niederzulassen. Schweiß lief ihm die Wangen hinunter.
    Milo hielt ihm die Hand hin, um ihm zu helfen.
    »Nein, nein, schon gut.«
    Wir schauten zu, als er sich allmählich in eine horizontale Lage

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