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Mordgier

Mordgier

Titel: Mordgier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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einem gottverdammten Flipper. Vielleicht ist es schlimmer, und jemand hat ihm Geld dafür gegeben, dass er die Kette nicht abschloss.«
    »Oder der Mörder hat es geknackt«, sagte ich. »Billiger Drugstore-Scheiß.«
    Er blickte zu dem Schuppen hinüber. »Ein Mann mit Chacons Vergangenheit weiß, wie der Hase läuft, er hat keine Motivation, irgendwas preiszugeben. Wenn ich dem Bösewicht auf den Pelz rücke, kann ich zurückkommen und ein bisschen Druck auf ihn ausüben, ihm wegen Beihilfe einen Deal vorschlagen.«
    Wenn , nicht falls .
    Schön zu sehen, dass er an die Zukunft dachte.

7
    Das Treffen mit Antoine Beverlys Eltern war für zwölf Uhr am nächsten Tag angesetzt.
    Als ich an Milos Büro ankam, hing ein Zettel an der Tür: A: Zi. 6.
    Das größte Zimmer am Ende des Gangs. Ein Schild mit den Worten: Gespräch - Bitte nicht stören! hing am Türknauf.
    Ich klopfte einmal und ging hinein.
    Ein schwarzes Paar mittleren Alters saß Milo am Tisch gegenüber. Ein brieftaschengroßes Foto eines Jungen lag vor der Frau, und nachdem sie mich kurz gemustert hatte, wandte sie ihre Aufmerksamkeit wieder dem Bild zu.
    Der Mann neben ihr trug einen steifen braunen Anzug, ein weißes Hemd und eine goldene Krawatte, die von einer silbernen Klammer an Ort und Stelle gehalten wurde. Eine Anstecknadel mit der amerikanischen Flagge saß im Aufschlag seines Jacketts. Sein graues Haar war dicht; vorne zur Stirn hin wurde es spärlicher. Unter einem schmalen weißen Schnurrbart lag ein obligatorisches Lächeln.
    Die Frau trug einen anthrazitfarbenen Hosenanzug. Ihre hochtoupierten Haare waren einen Ton dunkler als ihre Kleidung. Sie löste widerwillig ihren Blick von dem Foto und legte die Hände flach auf den Tisch.
    Milo sagte: »Mr. und Mrs. Beverly, dies ist unser Psychologe, Dr. Delaware. Doktor, Gordon und Sharna Beverly.«
    Gordon Beverly erhob sich halb und setzte sich wieder hin. Seine Frau sagte: »Erfreut, Sie kennen zu lernen, Doktor.«
    Das Drücken kühler, trockener Haut. Ich setzte mich neben Milo.
    »Mr. und Mrs. Beverly haben mir dieses Bild von Antoine mitgebracht«, sagte er.
    Ich betrachtete das Foto vielleicht länger als notwendig. Ein lächelnder Junge mit klarem Blick und einer Lücke zwischen den oberen Schneidezähnen. Kurze Haare, blaues Hemd, karierte Krawatte.
    »Ich war gerade dabei zu erklären, Dr. Delaware, dass Sie wegen der Komplexität des Falls hinzugezogen wurden.«
    Sharna Beverly sagte: »Wir könnten einen Psychiater gebrauchen, weil es irgendein Irrer war, falls es nicht dieser Irre in Texas gewesen ist. Ich wusste es von Anfang an und habe es diesen anderen Detectives immer wieder gesagt.« Ein Finger mit silbernem Nagel berührte den Rand des Fotos. »Es ist so lange her. Niemand hat irgendetwas getan .«
    »Sie haben es versucht«, sagte ihr Mann. »Aber es gab keine Spuren.«
    Sharna Beverly starrte ihn strafend an. Sie wandte sich an mich. »Ich bin hier, um Ihnen zu sagen, was Antoine für ein Mensch war, damit Sie begreifen, dass er nicht weggelaufen ist.«
    »Das nimmt niemand an, Ma’am«, sagte Milo.
    »Vor sechzehn Jahren haben sie das definitiv getan. Haben mir immer wieder gesagt, er ist weggelaufen, weggelaufen. Antoine hat einem gerne Streiche gespielt, aber er war ein guter Junge. Unsere anderen Jungs sind aufs College gegangen, und das hatte Antoine auch vor. Besonders sein ältester Bruder Brent ist ihm ein Vorbild gewesen. Brent hat einen Abschluss als Toningenieur gemacht und arbeitet in der Filmindustrie. Gordon junior ist Rechnungsprüfer bei den Versorgungsbetrieben.«
    »Antoine wollte Arzt werden«, sagte Gordon Beverly.
    »Sie haben das bestimmt schon unzählige Male gehört«, sagte seine Frau, »aber nicht Bescheid zu wissen ist das Schlimmste. Doktor, seien Sie ehrlich zu mir. Angesichts der Erfahrungen, die Sie mit Wahnsinnigen haben, wie groß ist die Chance, dass dieser Teufel in Texas die Wahrheit sagt?«
    »Ich wünschte, ich könnte Ihnen eine verlässliche Antwort geben, Mrs. Beverly«, erwiderte ich. »Aber es gibt keine endgültige Gewissheit. Seiner Geschichte sollte gewiss nachgegangen werden. Jedem Hinweis sollte man nachgehen.«
    »Na also«, sagte sie. » Jedem Hinweis. Das habe ich den Detectives vor sechzehn Jahren auch gesagt. Sie meinten, es gäbe nichts mehr zu tun.«
    Ich warf einen Blick auf das Bild. Ein Junge, für den die Zeit stehen geblieben war.
    Sharna Beverly sagte: »Sie hätten die Höflichkeit besitzen sollen, unsere Anrufe

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