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Mordgier

Mordgier

Titel: Mordgier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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verließ die Wand und kam auf dem Schreibtisch zur Ruhe. Seine Augen richteten sich nach oben auf die niedrige Gipskartondecke. »Sollte es gewesen sein.«
    Milo lächelte. »In einer vollkommenen Welt.«
    »Ich bin die Tagesaufsicht«, sagte Gilbert Chacon, »komme um neun und gehe um halb fünf. Nachts ist die Zentrale zuständig.«
    »Am La Cienega.«
    »Yep.«
    »Wer hat den Schlüssel für das Schloss?«
    »Ich.« Chacon griff in seine Tasche und zog einen Schlüsselring heraus.
    »Wer noch?«
    »Die Zentrale. Vielleicht noch andere Leute, ich weiß nicht. Ich hab erst vor zwei Monaten hier angefangen.«
    »Dann könnten also noch weitere Duplikate des Schlüssels im Umlauf sein?«
    »Das wäre dumm«, erwiderte Chacon.
    Ich sagte: »Das Schloss sieht neu aus.«
    »Na und?«, entgegnete Chacon.
    »Jemand hat es geschafft, die Kette aufzuschließen«, sagte Milo. »Hat den Benz geklaut, ist dreiundvierzig Meilen damit gefahren, hat ihn gereinigt, vor neun zurückgebracht und die Kette wieder vorgelegt - falls sie verschlossen war, als Sie hier angekommen sind.«
    »War sie.«
    »Um wie viel Uhr war das?«
    »Wie gesagt, ich soll um neun hier sein.« Chacons Augen hoben sich wieder zur Decke.
    »Vielleicht waren Sie ein bisschen spät.«
    »Das wäre dumm.«
    »Also waren Sie pünktlich hier.«
    »Yeah.«
    »Als Sie um neun hier ankamen, ist Ihnen nichts Ungewöhnliches aufgefallen.«
    »Nee.«
    »Wer ist dafür verantwortlich, die Kette um halb fünf abzuschließen?«
    »Ich.« Chacon leckte sich die Lippen. »Und ich hab’s gemacht.«
    »Und wenn nun ein Wagen nach halb fünf zurückkommt?«
    »Wenn er von der Zentrale kommt, schließen sie auf und stellen ihn rein.«
    »Passiert das oft?«
    »Manchmal.«
    »Was ist mit gestern Abend?«
    Chacon stand auf und öffnete einen Aktenschrank neben einem Trinkwasserbehälter. Miss Januar lächelte herab, als er einen Ordner durchblätterte.
    »Gestern kam keiner zurück. Im Moment haben wir nur einen Wagen draußen. Ein schwarzer Phantom drüben zum L’Ermitage an der Burton. Ein arabischer Scheich und sein Chauffeur brauchen ihn drei Wochen lang.«
    »Ist das Geschäft flau?«
    »Es kommt und geht.« Chacons Augen unternahmen erneut einen Ausflug, diesmal von einer Seite zur andern.
    »Hat irgendjemand kürzlich vorbeigeschaut und sich für die Wagen interessiert?«, fragte Milo.
    »Nee.«
    »Wissen Sie, warum wir Ihnen diese Fragen stellen, Sir?«
    »Nee. Sir.«
    »Der Wagen wurde bei einem Mord benutzt.«
    Chacon blinzelte zweimal. »Sie machen Witze. Wer ist ermordet worden?«
    »Eine nette alte Lady.«
    »Das ist schlimm.«
    »Echt schlimm«, sagte Milo. »Sie ist vielleicht von einem nicht so netten alten Mann umgebracht worden.« Er beschrieb den Mörder mit der blauen Kappe.
    »Nie im Leben«, sagte Chacon.
    »Glauben Sie, es ist unmöglich, dass ein alter Mann so was tut?«
    »Nein, was ich sagen will, ist, dass ich nie so jemanden gesehen hab.«
    »Wie ist es mit jemandem, der um den Parkplatz rumgelaufen ist und sich die Autos angesehen hat?«
    Chacon schüttelte den Kopf. »Es ist richtig still hier, und Besuch hab ich nur, wenn ein Wagen kaputt ist und die Zentrale einen Mechaniker schickt.«
    »Niemand hat hier rumgelungert? Oder sich einfach nur hier aufgehalten? Überhaupt niemand, auch kein Obdachloser?«
    »Bestimmt nicht.«
    »Bestimmt?«
    »Wenn da jemand gewesen wäre, würde ich es Ihnen sagen.« Chacon griff nach dem Radio. Überlegte es sich wieder anders.
    »Weil Sie uns unterstützen wollen«, sagte Milo.
    »Yeah.«
    *
    Wir kehrten zum Wagen zurück. Als er Chacons Namen durch das System laufen ließ, ergab sich eine Adresse in Boyle Heights, keine ausstehenden Suchmeldungen oder Haftbefehle. Drei Festnahmen vor zehn Jahren.
    Zweimal Körperverletzung im Zusammenhang mit Gangs und ein Einbruchdiebstahl, der vor Gericht als einfacher Diebstahl geahndet wurde, alle in der Rampart Division.
    »Ein ehemaliges Gangmitglied«, sagte ich.
    »Und so jemanden lassen sie auf scharfe Autos aufpassen.«
    »Er ist in ein anderes Viertel gezogen, hat eine ehrliche Arbeit.«
    »Ein neues Leben?«
    »Kann passieren.«
    »Aber du glaubst es nicht«, sagte er.
    »Was meinst du damit?«
    »Diese Frage nach dem neuen Schloss. Du fragst dich, ob er vergessen hat abzuschließen, die Kette heute Morgen auf dem Boden fand und ein Ersatzschloss gekauft hat.«
    »Du bist ein Gedankenleser«, sagte ich. »Außerdem haben sich seine Augen viel bewegt.«
    »Wie bei

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