Mordgier
von Westwood?«, erwiderte ich. »Mindestens eins Komma drei Millionen.«
»Das habe ich auch angenommen. Ein hübscher, unerwarteter Glücksfall für einen Verlierer wie Tony.«
Ich sagte: »Sie war nicht daran interessiert, seine Steuerlast zu reduzieren, und sie hat zugesehen, wie er seine Wohnung am Olympic verlor und in diesem Loch gelandet ist.«
»Mommy hält ihn für einen Verlierer, und er weiß es.«
»Nichts schürt die Wut besser als Selbsthass«, sagte ich. »Und hier handelte es sich um eine gesunde, jugendliche Dreiundsiebzigjährige, die vorhatte, noch eine Weile unter uns zu bleiben. Was für Tony verlängerte Armut bedeutete.«
Das Funkgerät in dem zivilen Einsatzfahrzeug meldete sich mit einer Nachricht, Milo möge doch in der Polizeistation anrufen. »Sturgis, ich bin auf dem Weg zu einer … wer? Okay, sagen Sie ihnen … morgen. Nachmittags. Ich rufe dort am Vormittag an, um einen Termin zu vereinbaren … Behandeln Sie sie vorsichtig.«
Klick.
»Antoine Beverlys Eltern haben in der Station vorbeigeschaut. Downtown hat man ihnen gesagt, ich wäre für den Fall zuständig, sie wollen mich kennen lernen. Hast du Lust, dabei zu sein? Es könnte sich zu einer Situation entwickeln, wo psychologische Sensibilität gefragt ist.«
»Klar, gib mir nur zwei Stunden vorher Bescheid.«
»Vielen Dank«, sagte er. »Oh Mann, sieh dir all das Chrom an.«
*
Prestige Rent-A-Car befand sich an einem rissigen Betonparkplatz, der mit einer Segeltuchplane überdacht war. Kleingedrucktes Firmenschild, zwei Dutzend Fahrzeuge Schnauze an Stoßstange aneinandergedrängt und auf einer Seite ein schuppenähnliches Büro.
»All das Chrom« war eine Menge Porsches, Ferraris, Lamborghinis, ein kolossaler Rolls-Royce Phantom, ein Paar Bentley-GT-Coupés - kleinere Vettern von Nicholas Heubels stattlicher Limousine. In der ersten Reihe drei Mercedes S 600.
Zwei silbern, einer schwarz. Neben dem schwarzen Wagen ein leerer Einstellplatz.
Eisenpfosten markierten die Seiten der Einfahrt. Zwischen ihnen wand sich ein schlaffes Stück Kette über den Zement. Ein Vorhängeschloss war durch einen Ring geführt, der an dem rechten Pfosten befestigt war. Glänzend, aber billig.
In Milos Lachen fehlte die Belustigung. »Trillionweise tolle Autos, und sie benutzen Drugstore-Scheiß. Das Ding könnte ich unter dem Einfluss von jeder Menge bewusstseinsverändernder Substanzen knacken.«
In dem Büro saß ein kleiner Mann um die dreißig neben einem Klapptisch und hörte Reggaeton. Auf dem Namensschild seines blauen Hemdes stand Gil . Die Tattoos, die seinen Hals und seine Arme verzierten, sprachen für eine hohe Schmerzschwelle. Seine schwarzen Haare waren perfekt gekämmt, sein Unterlippenbärtchen auf die Größe eines Scrabble-Spielsteins zurechtgestutzt. An der Wand hingen der Kalender eines Werkzeugherstellers und doppelseitige Playboy -Aktmodelle, bei deren Anblick ich mir wieder wie ein zehnjähriger Junge vorkam.
Milo ließ sein Abzeichen aufblitzen. Der Mann schaltete das Radio aus. »Ja, die haben mir gesagt, dass Sie kommen.«
Milo sagte: »Sie sind ein bisschen abgelegen, Mr. …?«
»Gilbert Chacon.«
»Wie finden Ihre Kunden Sie, Mr. Chacon?«
»Wir vermieten nicht an Kunden. Der Parkplatz für Mietwagen ist am La Cienega. Das hier ist der Superluxus-Parkplatz. Wir kümmern uns um Bestellungen von Hotels, das ist Bringservice.«
»Wenn die Gäste ein Auto wollen, fahren Sie es zu ihnen.«
»Yeah«, erwiderte Chacon, »aber wir haben nichts mit Gästen zu tun, nur mit den Hotels, es geht alles auf die Hotelrechnung.«
»Also ist hier nicht viel Verkehr.«
»Niemand kommt hierher.«
»Gestern Nacht ist jemand hierhergekommen.«
Chacons Mund verzog sich. »Ist vorher noch nie passiert.«
»Wie sehen Ihre Sicherheitsvorkehrungen aus?«
»Kette und ein Vorhängeschloss«, sagte Chacon.
»Das ist alles?«
Chacon zuckte die Achseln. »Die Polizei ist vielleicht eine Minute entfernt. In Beverly Hills wimmelt es von Cops.«
»Gibt es hier einen Nachtwächter?«
»Nee.«
»Ein Alarmsystem?«
»Nee.«
»Bei all den schicken Autos?«, fragte Milo.
Chacon griff nach hinten. Seine Finger streiften eine Schindelwand. Das Gefühl musste ihm gefallen haben, weil er das Holz zu streicheln begann. »Die Wagen haben Alarmanlagen.«
»Einschließlich des Mercedes, der geklaut wurde?«
»Er ist mit einem System ausgestattet«, sagte Chacon. »Sind sie alle.«
»War das System aktiviert?«
Chacons Hand
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