Mordlicht
quer durch Europa hinter sich
herzogen?«, fragte Christoph.
»Ich schwöre, dass ich davon nichts gewusst habe. Es
verwundert mich aber nicht. Sie waren schon damals in Bulgarien alles andere
als zimperlich.«
»Dann hast du also geahnt, wie die beiden Knallköpfe
bei ihren so genannten Inkassotouren vorgehen werden?«, sprang Große Jäger
dazwischen.
»Nein … Ja. Ein bisschen. Ich hätte es mir in der
Phantasie ausmalen können. Aber das wollte ich nicht«, gestand Smitkov ein.
»Schöppe war kein solider Kaufmann. Ihm kam es bei allen seinen Geschäften nur
auf die Abzocke an. So machte ich ihm Vorwürfe. Wir stritten uns heftig, dann
kam es zum Zerwürfnis. Ich forderte Schöppe auf, für die Ausfälle einzustehen.
Doch der fühlte sich sicher. Er wäre nur Vermittler. Das Kreditrisiko würde bei
mir liegen, lachte er mich aus.«
»Ein betrogener Betrüger«, warf Große Jäger ein. Die
Spur Schadenfreude in der Stimme war unverkennbar.
»Und wie ging es weiter?«, hakte Christoph nach.
»Ich schickte ihm Schewtschenko und Baranowitsch auf
den Hals. Sie sollten ihm ein wenig einheizen.«
»Und? Waren die beiden erfolgreich?«
»Zuerst schien es, als würde Schöppe einwilligen. Doch
dann kehrte er zu seiner harten Linie zurück. Meine Beauftragten meinten, bei
Schöppe mit seinen Möglichkeiten und Verbindungen würden ihre Methoden nichts
bewirken.«
»Das ist aber ein merkwürdiges Eingeständnis der
Ohnmacht.«
»So empfand ich es auch. Bis mir Böses schwante.«
»Ich kann es mir denken«, erwiderte Christoph.
»Schöppe hat die beiden gekauft und ihnen mehr geboten. Dafür sollten sie die
Seiten wechseln.«
Smitkov nickte nur stumm.
»Das also ist Loyalität in Gangsterkreisen wert. Und
plötzlich standen Sie auf der Abschussliste.«
Erneut nickte Smitkov.
»Schöppe verlangte plötzlich, dass ich alles vergessen
sollte. Geschäftsrisiko nannte er es hämisch.«
»Hätten Sie das Geld nicht verschmerzen können?«
»Das ist nicht nur eine Frage des Geldes, sondern sie
ist grundsätzlicher Natur. Wenn Sie in diesem Geschäft Schwäche zeigen,
bekommen Sie kein Bein mehr auf den Boden. So durfte ich nicht nachgeben.«
»Und dabei haben Sie die Kaltblütigkeit der russischen
Killer unterschätzt.«
Smitkov wirkte jetzt müde, abgespannt. Er schien aber
auch erleichtert, da alles vorbei war.
»Ja«, gestand er, »das war wohl mein größter Fehler.
Ich hätte nicht geglaubt, dass sich die beiden kaufen lassen und auch nicht
davor zurückschrecken, mich umzubringen.«
Danach verhörten sie Manfred Schöppe. Sie
konfrontierten ihn mit dem, was sie bereits in Erfahrung gebracht hatten.
Schöppe leistete keinen sichtlichen Widerstand. Er
brach schnell ein und bestätigte die gegen ihn erhobenen Vorwürfe.
»Ja, ich wollte Smitkov beseitigen lassen und habe
Baranowitsch beauftragt, den Parasiten aus dem Weg zu räumen.«
»Sie gestehen damit, einen Mord in Auftrag gegeben zu
haben?«
»Darauf kommt es auch nicht mehr«, entgegnete Schöppe
lakonisch. »Ich fürchte, mit den anderen Delikten, die man mir vorwirft, liegt
genug Material bei der Staatsanwaltschaft.«
»Man wird auch prüfen, ob die Übertragung der
Vermögenswerte an Ihre Freundin Sabine Bruck-Hersanger rechtsverbindlich war.«
»Von mir aus gern«, erwiderte Schöppe. »Das Flittchen
hat mir gestern eine SMS geschickt, dass sie jemanden kennen gelernt hat. Sie hat nicht vor, in der
nächsten Zeit zurückzukommen.«
»Und was wird aus der Wohnung? Dem Boot? Der Nordic
Financial Consulting?«
»Die Kosten für Haus und Boot werden von laufenden
Konten beglichen, die auf ihren Namen laufen. Und die Gesellschaft in Schleswig
wird von einem Treuhänder verwaltet.«
»Und für wen?«
»Für mich«, gab Schöppe zu. »Aber das bringt auch
nichts, weil der Laden ohnehin in Kürze Insolvenz anmelden muss.«
»Dafür wird sich dann Ihr Liechtensteiner Anwalt,
dieser Dr. Reto Häfeli, nicht wieder in Deutschland blicken lassen dürfen. Den
jagen jetzt Zoll und Finanzamt«, stellte Große Jäger mit Genugtuung fest.
»Das kümmert mich nicht. Ich werde die Zeit schon
überbrücken«, gab Schöppe von sich.
»Und dann? Machen Sie sich danach wieder als
Finanzberater breit?«
»Möglich«, grinste der Mann Christoph frech entgegen.
Dank
Mit dem Erscheinen des dritten Romans dieser Reihe
möchte ich mich bei den Menschen bedanken, ohne die das Buch nicht oder nur
unzureichend hätte realisiert werden können.
Susanne hat mich
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