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Mordlicht

Mordlicht

Titel: Mordlicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannes Nygaard
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zusammen.
    »Aber warum hat sein eigener Mann, Baranowitsch,
vorhin auf ihn geschossen?«
    Christoph sah Mommsen über den Rand der Brille an.
»Ich schlage vor, wir fragen Smitkov selbst.«
    Die beiden Schutzpolizisten verließen wortlos den Raum
und kehrten kurz darauf mit dem Geschäftsmann zurück. Im Unterschied zu
Baranowitsch trug der Mann keine Handschellen.
    »Wir haben Sie als Hintermann entlarvt«, begann Große
Jäger etwas voreilig. »Hier!« Er zeigte mit seinem nikotingelben Finger auf die
handschriftliche Notiz. »Ihre Handschrift ist einwandfrei identisch mit dieser
Nachricht, die wir am Tatort in Leck fanden.«
    »Und? Was beweist das? War ich dort?«
    »Nicht persönlich. Aber Sie haben den Auftrag für die
Straftaten erteilt. Sie sind der Anstifter.«
    Smitkov lehnte sich nahezu entspannt zurück.
»Lächerlich. Ich bin Kaufmann. Ich mache Geschäfte. Legal und gesetzeskonform.
Ich habe zu keinem Zeitpunkt jemanden zu einer Straftat angestiftet.«
    »Und wie kommt diese Nachricht an den Tatort? Leugnen
Sie, Pjotr Schewtschenko und Andrej Baranowitsch zu kennen?«
    »Habe ich das gesagt? Die beiden sind mir bekannt. Ich
habe sie vor der Öffnung des eisernen Vorhangs kennen gelernt.«
    »Waren Sie auch beim Geheimdienst?«
    Smitkov strahlte eine bemerkenswerte Gelassenheit aus.
»Ich?« Er schüttelte den Kopf. »Ich bin deutscher Staatsbürger. Glauben Sie,
unsere Verfassungsorgane durchleuchten nicht jeden, der sich um die
Einbürgerung bemüht? Ich bin sauber.«
    »Und die beiden haben für Sie als Schläger
gearbeitet«, stellte Christoph fest.
    »Nein. Das ist eine Unterstellung. Ich habe Geld
verliehen. Menschen geholfen, denen niemand sonst mehr Kredit gewährt hat. Das
ist doch nicht strafbar. Ganz im Gegenteil. Für mich ist das sozial verantwortungsbewusstes
Handeln.«
    »Sie haben Kreditnehmern, die ihre Raten nicht zahlen
konnten, Schläger auf den Hals gehetzt. Damit sind Sie der Anstiftung
schuldig.«
    »Das entspricht nicht den Tatsachen. Es ist mein gutes
Recht, ein Inkassobüro mit der Eintreibung rückständiger Zahlungen zu
beauftragen.«
    »Ein Inkassobüro? Das ist doch lächerlich. Sie haben
genau gewusst, welche Gewalt Ihre Handlanger gegen die Menschen ausüben.«
    Ein überhebliches Lächeln umspielte Smitkovs Lippen.
»Sie stellen hier nur unbeweisbare Mutmaßungen an. Schön.« Er spitzte ein wenig
die Lippen. »Vielleicht habe ich mich geirrt, und das Inkassobüro hat keine
gültige Lizenz. Das ist aber keine strafbare Handlung. Höchstens eine
Ordnungswidrigkeit.«
    »Und wie verhält es sich mit der Notiz, auf der Sie
die Telefonnummern der Opfer niedergeschrieben haben? Und das auch noch
verschlüsselt?«
    »Na schön. Die Außendienstmitarbeiter …«
    »Das ist ja ein Hohn«, unterbrach zornig Große Jäger.
»Bei Ihren Killern sprechen Sie von Außendienstmitarbeitern!«
    Smitkov bedachte den Oberkommissar mit einem leicht
spöttischen Lächeln. »Also! Die Außendienstmitarbeiter benötigten
Informationen. Und was das geheimnisvolle Codieren anbetrifft … Ich bitte Sie.
Sie haben den angeblichen Code doch völlig unproblematisch knacken
können.«
    Christoph befürchtete, dass Smitkov Recht behalten
könnte.
    »Warum hat Baranowitsch auf Sie geschossen?«,
schaltete sich Helge Thiel ein.
    »Falls er es überhaupt war, so galt der Anschlag
Ihnen«, wehrte Smitkov ab.
    Die Beamten waren in einer Sackgasse. Es würde
schwierig werden, dem Mann eine maßgebliche Beteiligung nachzuweisen.
Wahrscheinlich kommt der Täter mit dem weißen Kragen wieder einmal ungeschoren
oder höchstens mit einem blauen Auge davon, dachte Christoph.
    »In Ordnung«, sagte er laut. »Wir werden Sie jetzt
noch erkennungsdienstlich behandeln. Dann können Sie gehen.«
    Alle anderen Polizisten im Raum waren erstaunt über
Christophs einsame Entscheidung. Große Jäger öffnete den Mund, als wolle er
dagegen protestieren, schwieg dann aber doch. Es wäre unklug gewesen, Christoph
in Gegenwart des Verdächtigen zu kritisieren.
    Christoph sah erst Hauptkommissar Ulrich Schröder,
dann seinen Kollegen an.
    »Bis wir hier fertig sind, bitte ich Sie, Herrn
Smitkov für einen kurzen Moment in die Zelle zurückzubringen. Sperren Sie ihn
zu seinem Mitarbeiter, da die andere Zelle durch den Neuzugang belegt ist.«
    »Welcher Neuzu…?« Ben Hegermann wurde mitten im Satz
durch Mommsen unterbrochen, der dem uniformierten Kollegen die Hand auf den
Oberarm gelegt hatte. Gottlob hatte Smitkov diese

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