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Mordlicht

Mordlicht

Titel: Mordlicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannes Nygaard
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Aktion nicht registriert.
    »Sie können mich doch nicht mit einem Mörder in eine
Zelle sperren«, protestierte er lebhaft.
    »Wieso?«, entgegnete Christoph. »Sie haben eben selbst
in Zweifel gezogen, dass Baranowitsch ein Gewalttäter ist. In Ihren
Ausführungen haben Sie uns glaubhaft machen wollen, dass Sie lediglich legale
Geschäfte betrieben haben. Es dürfte Ihnen doch nichts ausmachen, noch eine
halbe Stunde in der Zelle zu bleiben. Ihre ganzen Ausführungen laufen darauf
hinaus, dass es sich um ein ganz normales Auftragsverhältnis handelte. Deshalb
habe ich auch keine Bedenken, Sie mit Baranowitsch allein zu lassen.«
    »Ich bin ein unbescholtener Bürger«, begehrte Smitkov
auf. Seine Stimme bekam überraschend einen fast flehenden Klang. »Warum kann
ich nicht hier warten?«
    »Das ist aus dienstlichen Gründen nicht möglich«,
wehrte Christoph ab und sah dabei in Große Jägers breit grinsendes Gesicht.
»Würden Sie den Herrn bitte begleiten«, wandte sich Christoph an die beiden
Uniformierten.
    Auch Hauptkommissar Uli Schröder schmunzelte. Er hatte
ebenso wie Thiel und Mommsen Christophs Schachzug durchschaut und machte einen
Schritt auf Smitkov zu.
    »Nein, ich will aber nicht«, wehrte sich dieser, als
ihn der Polizist am Ellenbogen griff. »Ich weigere mich, zu Andrej in die Zelle
zu gehen.«
    »Machen Sie keine Umstände«, beschied Schröder und
nickte Hegermann zu. Der junge Polizist hatte Smitkov am anderen Arm gepackt.
    Mit einem Ruck riss sich Smitkov los, machte einen
Schritt seitwärts auf Große Jäger zu.
    »Na, mein Jung«, dröhnte der Oberkommissar. »Suchst du
Polizeischutz?« Dann zeigte er auf die beiden Uniformierten. »Die Kollegen
gewähren ihn dir gern. Ach, noch etwas. Du kannst mit deinem russischen Kumpel
ungestört plaudern. Die Zellen sind alle schallisoliert. Da hört man nichts.
Bis zu diesem Raum hier dringt kein Ton.«
    »Können wir das restliche Procedere nicht gleich
abwickeln?«, bat Smitkov. Er war sichtlich bleich geworden und konnte weder die
Schweißperlen auf seiner Stirn noch das leichte Zittern seiner Hände verbergen.
    »Genug jetzt.« Schröders Stimme klang energisch.
Erneut griff er zu. Diesmal aber fester, dabei von seinem Kollegen unterstützt.
    Smitkov begann sich heftig zu wehren. Er versuchte
vergeblich, sich erneut loszureißen, zumal jetzt auch Mommsen eingriff. Der
Mann strampelte mit den Beinen, hatte aber gegen die drei Beamten keine Chance.
Fast in Zeitlupe zerrten sie Smitkov zum Eingang.
    Thiel hatte die Tür bereits geöffnet, als Smitkov den
Kopf über die Schulter drehte und in Christophs Richtung einen verzweifelten
Schrei ausstieß.
    »Warten Sie. Ich kann Ihnen noch etwas sagen«,
stammelte er.
    Christoph nickte den dreien zu, die den Mann
losließen. Der taumelte zum Stuhl, fiel auf die Sitzfläche und sah Christoph
mit großen Augen an. Sie gaben ihm eine Minute zur Erholung.
    »Es stimmt«, begann er dann mit brüchiger Stimme.
»Schöppe und ich haben Geschäfte gemacht. Sie haben richtig vermutet. Er
akquirierte, ich gab das Geld. Zuerst habe ich mich völlig auf seinen
kaufmännischen Instinkt verlassen. Aber dann wurde er gierig und überspannte
den Bogen. Er schleppte auch Kreditnehmer heran, bei denen abzusehen war, dass
sie die Raten nicht zurückzahlen konnten.«
    »Welchen Vorteil hatte Schöppe dabei?«, unterbrach
Christoph.
    »Er bekam Provision für die vermittelten Kredite. Bis
dahin war alles legal.«
    »Mit Ausnahme der überhöhten Zinsen, mit denen Sie die
Menschen strangulierten.«
    »Zins ist der Preis fürs Geld. Und in kritischen
Fällen muss eine höhere Risikoprämie gezahlt werden. Das machen die Banken auch
und nennen es Basel II. Was ist daran illegitim?«
    Christoph ignorierte diesen Einwand. »Weiter«, mahnte
er.
    »Wir hatten plötzlich eine größere Anzahl fauler
Kredite. Das wollte ich nicht hinnehmen. Ich erinnerte mich an Schewtschenko
und Baranowitsch, die ich aus Sofia kannte. Ich habe dort zur Zeit des Eisernen
Vorhangs im Handelsministerium gearbeitet. Wenn es Probleme gab, die wir nicht
lösen konnten, hatten wir einen russischen Kontaktmann. Die beiden waren
Mitarbeiter von ihm. Ich war überrascht, als – lange nach der Öffnung des
Ostens – die beiden in Quickborn auftauchten und fragten, ob ich lukrative
Arbeit für sie hätte. Da kam mir der Gedanke, sie für den Inkassodienst
einzuspannen.«
    »Wussten Sie, dass die beiden knallharte
Gewaltverbrecher waren und eine blutige Spur

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