Mordlicht
das
Schleswiger Finanzbüro die Kunden angelockt wurden. Dabei arbeitete Schöppe
zweigleisig.«
»Was verstehst du darunter?«
»Leute, die Geld anlegen wollten und denen entweder
die Rendite bei soliden Finanzpartnern nicht attraktiv genug war oder die
Gelder zu verstecken hatten, bediente Schöppe auf eigene Rechnung. Mit
haltlosen Versprechungen hat er Gelder eingesammelt und sich davon selbst
großzügig bedient. Mit dieser Masche hat er sich bereits in Hamburg betätigt.
Als das Rad, das er drehte, zu schnell wurde, hat er Insolvenz angemeldet und
dabei viele Anleger um ihre Ersparnisse gebracht. Wir wissen, dass in diesem
Fall die Staatsanwaltschaft ermittelt.«
»Und dann hat er die gleiche Masche in Schleswig
erneut aufgezogen?«
»Richtig. Da aber gegen ihn ermittelt wurde, hat er
seine Freundin Sabine Bruck-Hersanger vorgeschoben. Die hat aber lediglich
ihren Namen hergegeben und wurde zur Belohnung auf einen Südseetrip
abgeschoben. Das hatte den Vorteil, dass sie nicht stören konnte. Ebenso wurden
ihr die Vermögenswerte überschrieben, die Schöppe bei seinem Deal in Hamburg
beiseite geschafft hatte.«
»Ganz schön leichtsinnig, sich finanziell voll einer
Frau auszuliefern«, warf Große Jäger ein.
»Unter normalen Umständen vielleicht«, gab Christoph
zurück. »Aber Schöppe wusste ja, wie man Druck ausübt. Das hat er bei Smitkov
gelernt.«
»Da unterstellst du jetzt aber etwas.«
»Richtig. In Schleswig hat Schöppe noch eine andere
Idee verwirklicht. Er fing an, bei kleinen Leuten abzusahnen. Da war die Masche
mit den Kleinanzeigen und der Endlosschleife am Telefon. Das bringt auch Geld.
Kontinuierlich. Und die Dummheit der Anrufer bleibt straffrei für den
Initiator. Außerdem hat er Kredite gewährt. Zu Wucherzinsen. An Menschen, die
woanders kein Geld mehr bekommen haben. Auf irgendeine Weise hat er dabei
Kontakt zu den beiden Weißrussen bekommen und sich derer als Geldeintreiber
bedient, wenn die Schuldner nicht zahlen wollten – oder konnten. In manchen
Fällen scheint es ja geklappt zu haben. Zum Beispiel in Heide bei diesem
Mitrolitis. Nachdem er zusammengeschlagen wurde, hat er sein Auto verkauft. Bei
Reiche hat man versucht, das Geld beizutreiben, indem man seine Freundin aus
Apenrade zur Prostitution zwingen wollte.«
»Und das hast du alles schon gewusst?«, knirschte
Große Jäger zwischen den Zähnen hervor.
»Nein«, lachte Christoph, »manches vielleicht geahnt.
Aber zusammengereimt habe ich es mir erst vor kurzem. Die letzten
Mosaiksteinchen fanden sich hier, zum Beispiel die Kreditunterlagen, die
Schöppe dabeihatte. Ich gehe davon aus, dass er die Fälle mit Smitkov abstimmen
wollte. Wahrscheinlich war Smitkov der Kreditgeber hinter den Kulissen. So wie
Kollege Thiel uns erzählte, dass er Waffengeschäfte finanzierte, hat er sich
wohl auch in diesem Metier getummelt.«
»Kaum zu glauben, dass er sich mit solchem Kleinkram
abgab«, warf Große Jäger ein.
»Warum nicht? Die Menge macht’s. Damit wissen wir aber
immer noch nicht, wer der Auftraggeber für die beiden Schläger war.«
In der Zwischenzeit war Mommsen zurückgekehrt und
hatte still dem Dialog gelauscht. Er nutzte die kleine Pause, um Christoph die
Zettel mit den Namen und Telefonnummern auszuhändigen.
»Hat alles geklappt?«, fragte Christoph.
Mommsen nickte. »Warum nicht? Da steckt doch nichts
hinter, oder?«
»Wenn unser Christoph schmunzelt, hat er noch einen im
Ärmel«, mischte sich der Oberkommissar ein, als er Christoph vergnügt lächeln
sah.
Der suchte in seiner Jackentasche nach einem Papier.
Dann zog er eine Fotokopie hervor und legte sie vor sich auf den Tisch. Er
verglich die Schrift mit den drei handschriftlichen Notizen, die er von den
Inhaftierten vorliegen hatte. Fast gleichzeitig tippten er und Große Jäger auf
eine der Unterlagen und sagten: »Das ist es.«
Eine der Handschriften stimmte mit dem Zettel überein,
den sie in Reiches Wohnung gefunden hatten und der die verschlüsselten
Telefonnummern enthielt.
»Auch gut organisierte Strukturen scheitern häufig an
Kleinigkeiten«, stellte Christoph fest. Thiel stimmte ihm zu.
Für das Gericht würde ein Schriftsachverständiger
bestätigen, was die Beamten hier mit bloßem Auge feststellen konnten: Die Notiz
mit dem Zahlenrätsel war von Georghe Smitkov verfasst worden.
»Damit wissen wir, dass Smitkov die beiden Schläger
losgeschickt hat. Wahrscheinlich ist er der Drahtzieher hinter den Kulissen«,
fasste Christoph
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