Mordloch
Geschäfte verwickelt, dachte Häberle.
Doch erst am späteren Nachmittag, als Forellenzüchter Martin Seitz zur Dienststelle kam, wurde deutlich, dass Osotzky vermutlich viel tiefer in Kruschkes Machenschaften verstrickt war, als zunächst anzunehmen war.
Seitz, dessen Nase geschwollen war, bedankte sich zunächst bei den Polizeibeamten für das rasche Eintreffen an den Forellenteichen.
»Ich bin gekommen, um Sie noch über etwas zu informieren, das mir fast das Leben gekostet hätte«, sagte er, nachdem ihm Häberle im Besprechungszimmer einen Platz angeboten hatte.
Der Kommissar fragte interessiert: »Durch Kruschke?”
»Ja”, nickte Seitz, der wieder sein T-Shirt mit dem aufgedruckten Fisch trug, von dem nur noch Kopf und Gräten übrig waren, »von Kruschkes kriminellen Machenschaften. Ich weiß ja nicht, inwieweit Sie informiert sind. Er hat auch Chemikalien entsorgt ...«
»Er wollte es, denk’ ich, mit den Eisenbahnwaggons über die ehemalige Tälesbahnstrecke«, erwiderte der Kommissar.
Seitz schüttelte den Kopf. »Er hat’s bereits getan. Auf kriminellste Art ...« Der Forellenzüchter verschränkte die kräftigen Arme, »... kennen Sie Clophen?«
Häberle überlegte. »Ich glaub’ mich zu entsinnen. Ein verdammt giftiges Zeug aus Isolatoren oder so. Lässt sich ziemlich schwer entsorgen, weil das sehr viel Geld kostet und keiner es will.«
Seitz nickte. »Kruschke hat es aber getan, hat sich die Entsorgung teuer bezahlen lassen.«
Häberle stutzte. »Und durch wen hat er es entsorgen lassen?«
»Durch gar niemanden. Er hat es auf der Autobahn verteilt.«
Der Kommissar glaubte, nicht richtig zu hören. »Auf der Autobahn verteilt?« fragte er ungläubig.
»Ja ... bei kräftigem Regen. Immer, wenn lange Niederschläge angekündigt waren, hat er seinen Fahrer losgeschickt – und der hat es mit einem präparierten Sattelzug über hunderte Kilometer weit gleichmäßig auf der regennassen Autobahn verteilt.«
Häberle holte Luft. So etwas hatte er noch nie gehört. »Und da sind Sie sich sicher?«
»Zumindest hab’ ich das aus einem Gespräch rausgehört – zwischen ihm und seinem Fahrer, diesem Osotzky.«
»In Ihrem Lokal?«
Seitz schüttelte den Kopf. »Nein – ich bitt’ Sie, Herr Kommissar. Gäste mit solch’ dunklen Machenschaften verkehren bei mir nicht. Es war mal vor einigen Monaten im Vereinsheim der Gartenfreunde. Ein Bekannter hat seinen Geburtstag gefeiert – und Osotzky war dort, weil er Mitglied bei den Gartenfreunden ist. Kruschke saß bei ihm und zu später Stunde haben sie über diesen Clophen-Auftrag getuschelt, aber so laut, dass ich’s mitgekriegt habe. Ich hab’ lange Zeit gedacht, es sei die übliche Angeberei. So was kann man sich doch eigentlich nicht vorstellen. Aber jetzt erscheint mir das in einem ganz anderen Licht.«
Häberle bedankte sich für diesen unerwarteten Hinweis. »Von wegen Schweinestall also«, er lächelte, »... der arme Wühler ist völlig zu Unrecht in die Schusslinie geraten. Er hat sich zum ungünstigsten Zeitpunkt Feinde gemacht.« Nach einer kurzen Pause sinnierte der Kommissar weiter: »Und auch der Musiker war zum falschen Zeitpunkt am falschen Ort.« Die drei Männer schauten sich nachdenklich an. Häberle fuhr fort: »Auch ich staun’ immer wieder auf’s Neue, worauf man bei genauem Hinsehen stößt. Und wahrscheinlich haben wir wieder mal nur die Spitze des Eisbergs gesehen.«
Linkohr nickte und wurde nachdenklich. »Wer weiß schon, welche Rolle dieser Herr Freudenthaler im Hintergrund spielt ...?«
Der Kommissar zuckte mit den Schultern. »Ein dubioser Geschäftemacher, wetten ...? Alles irgendwie am Rande der Legalität – und aalglatt.«
Die Kriminalisten beschlich ein Gefühl der Hilflosigkeit und des Zorns. Seitz spürte dies und versuchte sie wieder aufzumuntern: »Was halten Sie davon, wenn wir uns in gemütlicher Runde mal darüber unterhalten? Ich würde mich freuen, Sie zu einem Forellenessen einladen zu dürfen. Sie und Ihre Partnerinnen.«
Der Kommissar erhob sich und lächelte. »Einladung angenommen. Unter einer Bedingung ...«
Sein Gesprächspartner war einen Moment irritiert. »Und die wäre ...?«
Häberle lächelte. »Dass auch Leo was kriegt. Ihm haben wir beide viel zu verdanken.«
Er machte eine Pause. »Vielleicht können Sie das ›Kaos-Duo‹ noch mal engagieren. Dieser Pohl, den wir eine Zeit lang verdächtigt haben, hat nämlich in der U-Haft ein neues Lied komponiert, das er uns allen
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