MORDMETHODEN
Bernardo begangen, die nach dem Willen der Kanadier ein Feier- und Unterhaltungsmagazin-Verbot bis heute rechtfertigen? Was war in die weltoffene Nation gefahren? Und was in ein fröhliches, junges Ehepaar, das auf seinen Hochzeitsfotos und am Swimmingpool so unbeschwert wirkt, dass sogar das Zuschauen eine Freude ist ( Abb. 15 )?
Seelenmord
Der Hauptdarsteller im folgenden traurigen Stück ist neben Karla Homolka ihr Exehemann Paul Bernardo, dessen Kindheit ein Fiasko war. Der Mutter wünschte Paul vor allem den Tod. Seinen Stiefvater hasste er ebenfalls, unter anderem deshalb, weil dieser sich an Pauls älterer Schwester Debbie verging. Als diese eines Tages mit der Sprache herausrückte, glaubte die Mutter ihr kein Wort. »Was fällt dir ein, so etwas Scheußliches zu erfinden?«, maßregelte sie ihre Tochter.
Ein paar Tage später sprachen sich die Eltern zwar angeblich aus, aber es war zu spät. Debbie zog aus.
Pauls Stiefvater wurde daraufhin zunehmend schweigsam, seine Mutter zur dauerhaft lauten Nörglerin, die sich und den Haushalt vernachlässigte. Paul wohnte nur deshalb noch zu Hause, weil er sich nichts anderes leisten konnte. Dabeiwar er ein fleißiger Schüler, der nie blaumachte und in Mathematik und den Naturwissenschaften ordentlich abschnitt. Um eigenes Geld zu verdienen, arbeitete er nebenher als Zeitungsjunge, dann als Kellner und schließlich als Vertreter für eine Putzmittelkette. Im Sommer fuhr er als Gruppenleiter in YMCA-Ferienlager, wo er auch die eine oder andere Sommerliebe genoss. Eigenwillig war er schon damals. Seiner ersten festeren Freundin Lisa schenkte er beispielsweise ein T-Shirt, auf das vorn »Finger weg!« und hinten »Pauls Eigentum« gedruckt war.
Die ersten äußerlich sichtbaren Schatten zogen auf, als Paul sich mit Steve, Van und Alex Smirnis anfreundete, den Söhnen eines Restaurantbesitzers in derselben Straße, in der auch Paul wohnte. Durch das Restaurant der Eltern Smirnis kamen die vier Freunde problemlos an Alkohol. Je mehr die Jungs tranken, umso männlicher fühlten und benahmen sie sich. Außerdem fing die kleine Bande an, allerlei gestohlenen Kleinkram zu tauschen, etwa Pizza aus der Restaurantküche gegen (in Kanada billiges) Benzin. Bei einem Autoausflug versuchten sie sogar, mit einer aus dem elterlichen Restaurant gestohlenen Kreditkarte ihr Essen zu bezahlen. Sie wurden aber erwischt.
In dieser Zeit begannen Pauls Wunsch nach Dominanz und seine homosexuelle Neigung stärker zu werden. Seinen Freunden erzählte er immer wieder, dass er mit seiner Partnerin nur Analverkehr ausübe. Diese Praktik behielt er in den kommenden Jahren durchgehend bei.
Paul wurde langsam auffällig, aber niemand nahm seine Sprüche ernst. 1980, Paul besuchte gerade die Abschlussklasse der Highschool, gaben Mordermittler eine Unterrichtsstunde. Dabei kam es zu einer seltsamen Szene, die bereits eine Alarmglocke hätte auslösen müssen.
Die Polizisten zeigten den Schülern Dias einer zerstückelten Leiche. Die Leichenteile waren in grüne Plastiksäcke gewickelt und vergleichsweise gut erhalten. Anhand der Knochenund des erhaltenen Weichgewebes hatten Rechtsmediziner festgestellt, dass es sich um eine Frau südostasiatischer Herkunft handelte, die mindestens eine Geburt hinter sich gehabt hatte. Wichtiger war jedoch, dass ein Bein der Leiche in einem Kaffeesack aus Leinen gefunden wurde. Erdproben von diesem Sack stammten laut Laborbericht aus Kenia und Montreal – eine ungewöhnliche Mischung. Tatsächlich fanden die Ermittler einen Importeur in Montreal, der Kaffee aus Kenia bezog. Die leeren Kaffeesäcke gab der Importeur an eine Holzhandlung ab, die sie als Verpackungsmaterial benutzte.
Als das Personal dieser Holzhandlung nun unter die Lupe genommen wurde, machten sich zwei Mitarbeiter verdächtig. Es waren die Mörder der zerstückelten Asiatin. Ein alter Kaffeesack mit Erdresten aus zwei Weltgegenden hatte sie verraten.
Auf den kriminaltechnischen Vortrag folgte eine Fragerunde. Paul Bernardo wollte jedoch nichts über biologische Spuren und Erdproben, sondern etwas anderes wissen. »Wenn zwei Menschen in den eigenen vier Wänden Analverkehr haben«, fragte er die verblüfften Mordermittler, »wie würde die Polizei das erfahren? Würden sich Polizisten ins Haus schleichen und die beiden festnehmen?«
Paul Bernardo wird erwachsen
Im gleichen Jahr beendete Paul die Highschool. Seine Eltern ließen sich scheiden, und der Junge suchte sich eine neue Freundin namens
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