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Mords-Bescherung

Mords-Bescherung

Titel: Mords-Bescherung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erich Weidinger
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der Fahrer des Traktors abgelenkt war. Sie zügelte ihre Hast,
um nicht aufzufallen. Die Tür der Fahrerkabine stand offen, schon sah sie den
Zündschlüssel, an dem der Anhänger einer Brauerei baumelte, in seinem Schloss
stecken. Wenn der Fahrer jetzt hersah, konnte er noch annehmen, sie wolle
lediglich an dem Fahrzeug vorbeigehen, doch in diesem Moment setzte sie ihren
Fuß auf die unterste Stufe der Trittleiter, die zum Führerhaus führte, und so
schnell, wie sie selbst es sich nicht zugetraut hatte, saß sie im Fahrersitz.
Einen Traktor zu bedienen, das war für sie ein Kinderspiel, musste sie doch
seit fast zwanzig Jahren die ganze Arbeit auf dem Hof nahezu allein erledigen.
Und den entsetzten Schrei des Traktorfahrers hörte sie nicht mehr, weil der
Motor laut aufheulte, als das Gespann sich in Bewegung setzte. Sie gewann an
Fahrt, und schon stoben entsetzte Passanten zur Seite, gewarnt durch den laut
aufheulenden Motor der Zugmaschine. Das Gesicht des Traktorfahrers tauchte
neben ihr an der Scheibe der Kabine auf. Er mochte brüllen, was er wollte, er
mochte drohen, sie sah nicht einmal hin, denn wenn er so dumm war mitzufahren,
dann sollte er die Folgen ruhig in Kauf nehmen. Das hysterische Geschrei der
Menschen, die sich an Hausmauern und zwischen Marktstände zu flüchten
versuchten, drang selbst bis in die Kabine vor. Plötzlich war das vor Wut und
Aufregung gerötete Gesicht des Traktorfahrers verschwunden, und sie entschloss
sich, den Auftrag des Herrn ohne Umstände und längere Verzögerung auszuführen.
    Er schenkte ihm zunächst keine Beachtung, doch als das Dröhnen
immer lauter wurde und sich zudem mit hysterischem Kreischen mischte, beugte er
sich doch aus seinem Stand, um zu sehen, was die Aufregung verursacht hatte.
Was er sah, war, dass ein Traktor direkt auf seinen Stand zusteuerte, und was
er in den wenigen Sekunden danach noch wahrnahm, war ein Krachen, ein Bersten,
ein enormer Druck auf seinen Körper, seinen Kopf und danach nichts mehr.
    Tödlicher Unfall bei Wolfgangseer Advent
    St. Wolfgang. Ein Todesopfer und eine Schwerverletzte waren die Folge eines Traktorunfalls
    während des Wolfgangseer Adventmarkts
    am Samstagnachmittag.
    Die Fahrerin eines Traktors,
    die das Fahrzeug aus bisher ungeklärten
    Gründen entwendet hatte,
    krachte nahezu ungebremst in
    einen Marktstand, wobei der Besitzer
    Theodor M. (44), der sich
    im Stand befunden hatte, getötet
    wurde. Eine Besucherin aus Thüringen
    wurde durch den schleudernden
    Anhänger schwer verletzt.
    Der Besitzer des Gespanns,
    der Landwirt Matthias G. (52),
    hatte noch versucht, die Fahrerin
    zum Anhalten zu bewegen, war
    dabei auf das Trittbrett gesprungen,
    kurz vor dem Aufprall aber abgesprungen.
 
    Schreckliche Szenen spielten sich
    Samstagnachmittag während der
    Amokfahrt einer Traktorlenkerin
    in St. Wolfgang ab. Die Frau hatte
    das Gespann, das eine Ladung
    Christbäume liefern sollte, entwendet,
    während der Fahrer die
    Zufahrtsmöglichkeiten mit einem
    diensthabenden Polizisten besprach.
    Sie lenkte das Gespann
    durch den Adventsmarkt, dessen
    Besucher Glück hatten – sie konnten
    sich bis auf eine Besucherin
    vor dem heranbrausenden Gespann
    retten. »Ich hab den Motor
    laufen lassen, wer denkt denn an
    so was!«, rechtfertigt sich der Besitzer
    der Zugmaschine, der Christbaumbauer
    Matthias G. »Ich bin
    noch aufgesprungen und hab sie
    angeschrien, die war wie besessen,
    die hat nicht einmal zu mir hergeschaut!
    Schließlich musste ich
    abspringen, um mich zu retten.«
    Die Fahrerin lenkte das Gespann
    schließlich gegen einen
    Marktstand, dessen Besitzer in den
    Trümmern ums Leben kam. Er
    hatte Christbaumschmuck und andere
    Weihnachtsartikel aus Holz
    feilgeboten.
    Über die Ursache der Amokfahrt
    ist bislang wenig bekannt.
    Aus Polizeikreisen verlautet jedoch,
    die Frau habe in religiösem
    Wahn gehandelt, der Herr habe
    ihr befohlen, dem ihrer Meinung
    nach gottlosen Treiben auf dem
    Adventmarkt ein Ende zu setzen.
    Es handelt sich bei der Frau um
    eine fünfzigjährige ortsansässige
    Landwirtin, deren Mann vor nahezu
    zwanzig Jahren bei einem
    schweren Unfall in seiner Landwirtschaft
    zu Tode kam.
    Die Verletzte, eine Besucherin
     aus Thüringen, wird im LKH Bad
    Ischl behandelt, hat einen Oberschenkelbruch
    erlitten, ist aber außer
    Lebensgefahr.
    Der Weihnachtsmarkt wurde
    zwar für den Rest des Samstags
    geschlossen, am Sonntag allerdings
    weitergeführt. »Der Advent
    ist unsere dritte Hauptsaison«,

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