Mords-Bescherung
der Fahrer des Traktors abgelenkt war. Sie zügelte ihre Hast,
um nicht aufzufallen. Die Tür der Fahrerkabine stand offen, schon sah sie den
Zündschlüssel, an dem der Anhänger einer Brauerei baumelte, in seinem Schloss
stecken. Wenn der Fahrer jetzt hersah, konnte er noch annehmen, sie wolle
lediglich an dem Fahrzeug vorbeigehen, doch in diesem Moment setzte sie ihren
Fuß auf die unterste Stufe der Trittleiter, die zum Führerhaus führte, und so
schnell, wie sie selbst es sich nicht zugetraut hatte, saß sie im Fahrersitz.
Einen Traktor zu bedienen, das war für sie ein Kinderspiel, musste sie doch
seit fast zwanzig Jahren die ganze Arbeit auf dem Hof nahezu allein erledigen.
Und den entsetzten Schrei des Traktorfahrers hörte sie nicht mehr, weil der
Motor laut aufheulte, als das Gespann sich in Bewegung setzte. Sie gewann an
Fahrt, und schon stoben entsetzte Passanten zur Seite, gewarnt durch den laut
aufheulenden Motor der Zugmaschine. Das Gesicht des Traktorfahrers tauchte
neben ihr an der Scheibe der Kabine auf. Er mochte brüllen, was er wollte, er
mochte drohen, sie sah nicht einmal hin, denn wenn er so dumm war mitzufahren,
dann sollte er die Folgen ruhig in Kauf nehmen. Das hysterische Geschrei der
Menschen, die sich an Hausmauern und zwischen Marktstände zu flüchten
versuchten, drang selbst bis in die Kabine vor. Plötzlich war das vor Wut und
Aufregung gerötete Gesicht des Traktorfahrers verschwunden, und sie entschloss
sich, den Auftrag des Herrn ohne Umstände und längere Verzögerung auszuführen.
Er schenkte ihm zunächst keine Beachtung, doch als das Dröhnen
immer lauter wurde und sich zudem mit hysterischem Kreischen mischte, beugte er
sich doch aus seinem Stand, um zu sehen, was die Aufregung verursacht hatte.
Was er sah, war, dass ein Traktor direkt auf seinen Stand zusteuerte, und was
er in den wenigen Sekunden danach noch wahrnahm, war ein Krachen, ein Bersten,
ein enormer Druck auf seinen Körper, seinen Kopf und danach nichts mehr.
Tödlicher Unfall bei Wolfgangseer Advent
St. Wolfgang. Ein Todesopfer und eine Schwerverletzte waren die Folge eines Traktorunfalls
während des Wolfgangseer Adventmarkts
am Samstagnachmittag.
Die Fahrerin eines Traktors,
die das Fahrzeug aus bisher ungeklärten
Gründen entwendet hatte,
krachte nahezu ungebremst in
einen Marktstand, wobei der Besitzer
Theodor M. (44), der sich
im Stand befunden hatte, getötet
wurde. Eine Besucherin aus Thüringen
wurde durch den schleudernden
Anhänger schwer verletzt.
Der Besitzer des Gespanns,
der Landwirt Matthias G. (52),
hatte noch versucht, die Fahrerin
zum Anhalten zu bewegen, war
dabei auf das Trittbrett gesprungen,
kurz vor dem Aufprall aber abgesprungen.
Schreckliche Szenen spielten sich
Samstagnachmittag während der
Amokfahrt einer Traktorlenkerin
in St. Wolfgang ab. Die Frau hatte
das Gespann, das eine Ladung
Christbäume liefern sollte, entwendet,
während der Fahrer die
Zufahrtsmöglichkeiten mit einem
diensthabenden Polizisten besprach.
Sie lenkte das Gespann
durch den Adventsmarkt, dessen
Besucher Glück hatten – sie konnten
sich bis auf eine Besucherin
vor dem heranbrausenden Gespann
retten. »Ich hab den Motor
laufen lassen, wer denkt denn an
so was!«, rechtfertigt sich der Besitzer
der Zugmaschine, der Christbaumbauer
Matthias G. »Ich bin
noch aufgesprungen und hab sie
angeschrien, die war wie besessen,
die hat nicht einmal zu mir hergeschaut!
Schließlich musste ich
abspringen, um mich zu retten.«
Die Fahrerin lenkte das Gespann
schließlich gegen einen
Marktstand, dessen Besitzer in den
Trümmern ums Leben kam. Er
hatte Christbaumschmuck und andere
Weihnachtsartikel aus Holz
feilgeboten.
Über die Ursache der Amokfahrt
ist bislang wenig bekannt.
Aus Polizeikreisen verlautet jedoch,
die Frau habe in religiösem
Wahn gehandelt, der Herr habe
ihr befohlen, dem ihrer Meinung
nach gottlosen Treiben auf dem
Adventmarkt ein Ende zu setzen.
Es handelt sich bei der Frau um
eine fünfzigjährige ortsansässige
Landwirtin, deren Mann vor nahezu
zwanzig Jahren bei einem
schweren Unfall in seiner Landwirtschaft
zu Tode kam.
Die Verletzte, eine Besucherin
aus Thüringen, wird im LKH Bad
Ischl behandelt, hat einen Oberschenkelbruch
erlitten, ist aber außer
Lebensgefahr.
Der Weihnachtsmarkt wurde
zwar für den Rest des Samstags
geschlossen, am Sonntag allerdings
weitergeführt. »Der Advent
ist unsere dritte Hauptsaison«,
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