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Mords-Bescherung

Mords-Bescherung

Titel: Mords-Bescherung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erich Weidinger
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Rest des Urlaubs in den
Wellnessbereich des Hotels zurückzog, würde er sie zum Skifahren überreden und
unter einem Vorwand ins freie Gelände locken. Dort gab es, gerade für eine
ungeübte Skifahrerin, wie sie es war, ausreichend Möglichkeiten, einen Unfall
heraufzubeschwören. Wenn nötig, musste er ein wenig nachhelfen. Wieder einmal
verwunderte ihn, dass sie damals vor fünfzehn Jahren, drei Monaten und zwanzig
Tagen ein Paar geworden waren. Sie hatten keine Gemeinsamkeiten und waren so
unterschiedlich wie Tag und Nacht. Während er jede freie Minute nutzte, um
sportlich aktiv zu sein, lag sie faul auf der Couch und sah fern oder las ein
Buch, was ihm wiederum ein Gräuel war. Er wusste, dass er über seinen Schatten springen
musste, wollte er sie für diesen Urlaub gewinnen. Aber für Eva war er zu allem
bereit.
    Agathe staunte nicht schlecht, als er ihr offenbarte, dass er mit
ihr das Wochenende in Gerlos zu verbringen gedachte. Ihre anfängliche Skepsis
zerstreute er mit dem Bekenntnis, dass er unter ihrer Entzweiung leide und sich
nichts sehnlicher wünsche, als den Riss, der sich in ihrer Beziehung aufgetan
habe, wieder zu kitten. Vielleicht würde ihnen das gerade an jenem Ort, an dem
ihre Beziehung ihren Anfang gefunden habe, gelingen. Als sie endlich zusagte,
nahm er sie das erste Mal seit Langem wieder in die Arme und drückte ihr trotz
des Ekels, den er davor empfand, einen Kuss auf die Lippen.
    Bis zum Tag ihrer Abreise dachte er jede freie Minute darüber nach,
wie er den Unfall am besten durchführen könnte. Er träumte sogar davon, wie er
ihr abseits der Piste einen Stoß versetzte und sie mit einem grellen Schrei in
die Tiefe stürzte.
    Doch schon die Ankunft in Gerlos machte alles zunichte, was er so
akribisch geplant hatte. Nur die höchsten Berggipfel trugen eine Schneehaube,
der Rest des Tales präsentierte sich in frühlingshaftem Grün. Lediglich ein
schmales weißes Band schlängelte sich vom Isskogel ins Tal hinab und bot den
Skifahrern eine dürftige Möglichkeit, ihre Leidenschaft auszuleben. Er
schluckte seinen Ärger hinunter und machte gute Miene zum bösen Spiel. Ihm
würde schon etwas anderes einfallen, um seine Absichten in die Tat umzusetzen.
Das Wichtigste war, Agathe so weit zu bringen, dass sie ihm blind vertraute.
Der Rest würde sich dann schon von ganz allein ergeben. Deshalb ging er
widerspruchslos auf ihren Vorschlag ein, den Nachmittag im Wellnessbereich des
Hotels zu verbringen, um sich ein wenig zu entspannen, obwohl ihm diese Art des
Müßiggangs zutiefst zuwider war. Anschließend verführte er sie nach allen
Regeln der Kunst, was ihm leichter als erwartet fiel, weil er die Augen schloss
und sich vorstellte, es handle sich bei ihr um Eva. Er musste nur darauf
achten, dass er in seiner Erregung nicht versehentlich den Namen seiner
Geliebten ausstieß. Ihr anfängliches Zögern, weil sie seit einer Ewigkeit keine
Intimitäten mehr ausgetauscht hatten, wich bald der Lust, und sie gab sich
voller Leidenschaft seinen Liebkosungen hin.
    Während sie sich im Bad für das Abendessen herrichtete, überlegte
er, wie er weiter vorgehen sollte. An einen Skiunfall war angesichts dieser
Schneelage nicht zu denken. Er trat auf den Balkon und starrte in die
Dunkelheit. Das Rauschen des Gerlosbachs brachte ihn auf eine Idee. Jeden Abend
wurden die Schleusen des Staudamms geöffnet. Dann schoss das Wasser mit
derartiger Wucht ins Tal, dass selbst ein geübter Schwimmer keine
Überlebenschance gehabt hätte, wäre er in diese Fluten gestürzt. Und Agathe war
alles andere als eine geübte Schwimmerin. Schon in einem ruhigen Gewässer hatte
sie größte Mühe, sich an der Oberfläche zu halten. Ein kleiner Stoß, und die
Sache wäre erledigt.
    Nach dem Abendessen schlug er ihr vor, einen Verdauungsspaziergang
zu machen und dem Adventsmarkt im Ort einen Besuch abzustatten. Anstatt den
kürzeren Weg auf der Bundesstraße zu nehmen, bog er nach der Hotelzufahrt auf
den kleinen Pfad ab, der entlang des Gerlosbaches ins Dorf führte. Schon von
Weitem war das Tosen des Wassers zu vernehmen. Er zwang sich, ruhig zu bleiben,
obwohl seine Nerven zum Zerreißen gespannt waren. Nach einer Unterführung
erreichten sie das Ufer des Baches. Das kleine Rinnsal hatte sich in einen
reißenden Strom verwandelt. Die Gischt spritzte bis zu ihnen auf den Weg. Er
hakte sich bei Agathe unter und zog sie an den Rand des tosenden Gewässers, um
das Naturschauspiel aus nächster Nähe zu betrachten. Gerade als

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