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Mords-Bescherung

Mords-Bescherung

Titel: Mords-Bescherung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erich Weidinger
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er die Hand auf
ihren Rücken legte, um ihr den todbringenden Stoß zu verabreichen, erklang eine
Stimme hinter ihnen und warnte sie vor den reißenden Fluten. Erschrocken drehte
er sich um. Auf einer der Bänke, die entlang des Weges aufgestellt waren, saß
ein älteres Paar und schaute in ihre Richtung. Missmutig wich er mit Agathe vom
Ufer zurück und bedankte sich für die Warnung. Zu seinem Leidwesen erhoben sich
die beiden, kaum waren sie an ihnen vorbeigegangen, und folgten ihnen mit etwas
Abstand Richtung Ort. An eine Umsetzung seines Plans war unter diesen Umständen
nicht mehr zu denken. Innerlich kochte er vor Wut, aber er ließ sich nichts
anmerken, sondern legte Agathe liebevoll den Arm um die Schulter.
    Auf dem Dorfplatz herrschte dichtes Gedränge. Aus einem Lautsprecher
erklang »White Christmas«. Von wegen. Am liebsten hätte er die Musikanlage mit
bloßen Händen aus der Verankerung gerissen und auf dem Boden zertrümmert.
Obwohl er Adventsmärkte wie diesen hasste und am liebsten auf der Stelle zurück
nach Linz gefahren wäre, verbarg er seinen Unwillen. Er folgte Agathe geduldig
von einem Stand zum nächsten und begutachtete mit ihr gemeinsam den Ramsch, der
zum Verkauf angeboten wurde. Als sie jedoch bei einer Weihnachtskrippe aus
Holz, die als echte Tiroler Handarbeit angepriesen wurde, das Hinweisschild
»Made in Taiwan« entdeckten, war es mit seiner Zurückhaltung vorbei. Er
beschimpfte den vietnamesischen Verkäufer aufs Wüsteste und drohte ihm für
diesen Betrug eine Ohrfeige an. Nur mit Mühe gelang es Agathe, ihn zur Räson zu
bringen. Bei einer Punschhütte auf der anderen Seite des Marktes legten sie
eine Rast ein. Normalerweise trank er kaum Alkohol, doch er fühlte sich in
diesem Moment so elend, dass er einen doppelten Zirbenschnaps bestellte und in
einem Zug hinunterkippte. Der Schnaps brannte wie Feuer, aber die wohlige
Wärme, die sich binnen Kurzem in seinem Körper ausbreitete, tat ihm gut. Es gab
überhaupt keinen Grund, die Flinte vorzeitig ins Korn zu werfen. Er hatte noch
einen ganzen Tag Zeit, sein Vorhaben in die Tat umzusetzen. Das Entscheidende
war, dass Agathe nicht misstrauisch wurde und sich in Sicherheit wiegte. Aus
den Augenwinkeln heraus warf er einen Blick auf sie. Trotz der Schminke, die
sie aufgelegt hatte, war es ihr nicht gelungen, die vielen Härchen, die ihr
Kinn verunstalteten, zu verdecken. Die Haut an den Wangen hing kraftlos
herunter und verlieh ihr das Aussehen einer Bulldogge. Trotz des weiten
Pullovers, den sie trug, waren die Speckfalten um ihre Hüften nicht zu
übersehen. Was für ein Gegensatz zu Eva! Doch er schluckte seinen Ekel hinunter
und küsste sie innig. Dann zog er sie zu einem Stand, an dem Halbedelsteine feilgeboten
wurden. Ihm war nicht entgangen, dass sie vorher Gefallen an einer Kette aus
Amethysten gefunden hatte. Er kaufte das Schmuckstück und legte es ihr um den
Hals. Als er die warme Haut am Nacken berührte, verspürte er das unbändige
Verlangen, zuzudrücken. Nur mit Mühe konnte er sich im Zaum halten. Um sich
nicht zu verraten, lächelte er sie verliebt an, während in seinem Innersten
wüste Mordgedanken tobten.
    Nachdem sie ins Hotel zurückgekehrt waren, schlief Agathe binnen
weniger Minuten ein. Er fand jedoch keinen Schlaf, sondern wälzte sich unruhig
im Bett hin und her und sann krampfhaft darüber nach, wie er sie loswerden
könnte. Nach einer Weile reizte ihn ihr Schnarchen derart, dass er sie am
liebsten auf der Stelle erwürgt hätte. Er beugte sich über sie und starrte sie
mit wutverzerrtem Gesicht an. Wieder einmal wurde ihm bewusst, wie sehr er sie
hasste. Vielleicht sollte er einfach aufstehen und sich aus dem Staub machen.
Liebte ihn Eva wirklich so sehr, wie sie es stets beteuerte, würde sie auch bei
ihm bleiben, wenn er arm wie eine Kirchenmaus war. Aber er verwarf diesen
Gedanken sofort wieder. Er hatte nicht fünfzehn Jahre, drei Monate und
sechsundzwanzig Tage an Agathes Seite ausgeharrt, um nach der Trennung von ihr
mit leeren Händen dazustehen. Er hatte ein Anrecht auf ihr Geld und musste nur
eine Möglichkeit finden, wie er sie beseitigen konnte, ohne selbst in Verdacht
zu geraten.
    Der Morgen graute bereits, als ihm endlich eine Idee kam. Er trat
ans Fenster und blickte in Richtung Schönachtal, das unweit des Hotels seinen
Anfang nahm. Vor einigen Jahren war er allein auf den Schönbühel gewandert.
Wenn er sich recht erinnerte, gelangte man auf einem stetig ansteigenden
schmalen Pfad zur

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