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Mords-Bescherung

Mords-Bescherung

Titel: Mords-Bescherung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erich Weidinger
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Vor
allem würde er in diesem Jahr endlich diesen eitlen Lackaffen besiegen.
    Mit Schwung bog er um die Ecke und erreichte die Treppe, die zum
Schneesturm-Raum führte. Nahm sich vor, zwei Stufen auf einmal zu nehmen, eine
kleine Übungseinheit zwischendurch, als er ihn plötzlich sah. Ihn, die
Ausgeburt eines Dummschwätzers. Martin2 stand da oben und schaute ihn mit
diesem Grinsen im Gesicht an, das ihm jedes Mal den Magen umdrehte. Schlimmer
als die Zimtsterne.
    Für einen kurzen Moment hatte er das Gefühl, als ob alles ein
bisschen größer würde, die Treppe, das Geländer, seine Hände. Und in diesem
Augenblick wusste er, dass er die Tropfen nicht brauchen würde. Wie oft hatten
sie ihn in der Schule wegen seiner Kleinwüchsigkeit, seiner Rundlichkeit
gehänselt, und wie oft hatte er gewusst, was er an der Schultreppe zu tun
hatte. Ein bisschen den Unbeholfenen, den Dummen, den Tollpatsch mimen. Ein
klein bisschen in die falsche Richtung stolpern, wenn die anderen vorbeigingen,
und schon verstummte das Gelächter, sowie sie sahen, dass einer der Peiniger
sich vor Schmerz am Fuß der Treppe krümmte und sich beim Sturz das Bein
gebrochen hatte. Und wenn sich hier und jetzt Martin2 das Genick brechen würde,
hätte er auch nichts dagegen. Ein kleines Lächeln huschte über sein Gesicht,
dann setzte er das so oft in der Schulzeit geübte Pokerface auf.
    Stufe für Stufe näherten sich die beiden. Wie in Zeitlupe.
Großaufnahme. Aug in Aug. Edgar5 glaubte auch, laute Orchestermusik zu hören,
wie in dem Film, den er im Frühjahr im Kino gesehen hatte. Musik, die langsam
mit jedem Schritt, den die Rivalen aufeinander zugingen, anschwoll. Aber hier
folgten keine dramatischen Paukenschläge auf sich steigernde Geigenklänge, hier
lief wie jeden Tag von morgens bis abends das ganz normale Weihnachtsgedudel in
der Endlosschleife. Jetzt war gerade »Stille Nacht, heilige Nacht« dran.
    Noch fünf Stufen. Edgar5 hielt den Atem an. Noch vier. Drei.
    Ohrenbetäubender Lärm setzte ein. Überall leuchteten rote
Warnlämpchen auf. Nein, das war nicht seine innere Stimme, die sich da meldete,
sondern Blinklichter, die in der ganzen Alm aufleuchteten, und das Geheul
amerikanischer Polizeisirenen kam aus den Lautsprechern. Das Weihnachtsgedudel
war schlagartig beendet, die Geigenmusik in seinem Kopf auch. Jeder hier
wusste, was dieser Alarm bedeutete. Die Weihnachtsmann-Alm war in Gefahr. Seit
Jahren schon suchte die CIA in den Alpen nach
diesem absolut geheim gehaltenen Ort. Wollte ihn endlich zerstören. Wollte das
Monopol deutscher, österreichischer und Schweizer Weihnachtsmänner, die sich in
allen Bereichen des Marktes durchsetzten, durchbrechen und endlich ihre eigenen
Leute dort platzieren. Wollte endlich das Alm-Geheimnis lüften.
    Der Manager hatte alle bei der Einführung darüber informiert, dass
    sie alle auf der Alm im Schutz des »Berner Clubs« waren. * Der Club, der bei ganz speziellen, geheimen Treffen, wenn es um die Belange der
Alm ging, die Amis außen vor ließ. Die Alm war das Alpen-Geheimnis. Ihr
Geheimnis, und das war jetzt in Gefahr.
    Martin2 und Edgar5 wurden förmlich von den anderen umgerannt. Alarm
hieß, sofort zum Versammlungsraum zu kommen, und es blieb ihnen nichts anderes
übrig, als mit dem Strom mitzugehen. Zu erfahren, was passiert war.
    Die Besorgnis stand dem Manager und der Jury ins Gesicht
geschrieben. Kalkweiß informierten sie über die Sachlage, die mehr als
erschreckend war. Drei Kollegen hätte es an der Freeclimber-Wand erwischt, die
nun ab sofort gesperrt war. Sämtliche Sicherheitsmaßnahmen waren verstärkt
worden, und Wachsamkeit war angesagt, der Außenbereich nur mit Schutzpersonal
zu betreten. Aber das Tagesprogramm sollte, wie gehabt, fortgesetzt werden, man
würde sich nicht unterkriegen lassen. Außerdem waren die Manager der
Zimtsterne-Firma schon da und wollten keinen Abbruch. Zum Schluss wurde
einstimmig die Hymne der Alm-Bewohner angestimmt. Aus tiefstem Herzen
intonierten sie »Jingle Bells«.
    Doch der Schock saß tief. Wie gelähmt saßen die Verbliebenen kurze
Zeit später beim Frühstück. Hier hatten sie die schönste Zeit ihres Lebens
verbracht, die Alm war ihre Zukunft, ihre Hoffnung, ihr Zuhause. Edgar5 stand
auf und sprach allen Mut zu. Der Club würde alles tun, dass sie hier sicher
waren. Nicht umsonst saß da die Elite der Alpen-Geheimdienstler.
    »Wir werden siegen!«, munterte er alle lautstark auf und versuchte,
dabei entschlossen in die Runde zu

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