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Mords-Bescherung

Mords-Bescherung

Titel: Mords-Bescherung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erich Weidinger
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den
Kitzbüheler Alpen, um nur einige beim Namen zu nennen. Beziehungsweise diese
Genannten, die immer wieder eng beisammen waren, quasi diese Freundesrunde gilt
es, in den Mittelpunkt dieser Geschichte zu rücken.
    Insgesamt waren es mehr als fünfzig Gleichgesinnte, die da jedes
Jahr zusammenkamen. Eine wahrlich illustre Runde und allesamt eine Augenweide.
Und das trotz ihres Alters. Denn die meisten hatten bereits etliche Jahre auf
dem Buckel. Und die Runde wurde von Jahr zu Jahr kleiner. Wie das halt so im
Leben ist. So mancher war im Laufe der Zeit am Alter zerbrochen. Ilona aus
Polen war gar erst letztes Jahr tief gestürzt und hatte sich von dem Sturz
nicht mehr erholt. Die Freundesrunde ist sich bis heute nicht sicher, ob es ein
Unfall oder Selbstmord war. Ilona war immer etwas mühsam, verstand keinen Spaß.
    Es war der 24. Dezember, und man war erfreut, einander nach
einem Jahr wiederzutreffen. Auch wenn Jean-Paul einem eitlen Pfau ähnelte,
Fritz preußisch und stramm wirkte, Jan, einer Glockenform ähnlich, nicht gerade
schlank war, dies im Gegenteil zu Gerti, einem sehr zierlichen, engelhaften
Wesen, und Rosi mit ihrem Vogelkopf etwas seltsam aussah, verstand sich diese
Runde blendend. Vielleicht lag es auch daran, dass man sich nur einmal im Jahr
und dann auch nur rund zwei Wochen lang sah. Und das seit nunmehr rund fünfzig
Jahren – wie sich Janos als der Älteste der Runde erinnerte.
    Die Hausherrin, die diese Runde alljährlich in ihrem Haus am
Rande von Neustift im Stubaital gern zusammenbrachte, war mittlerweile auch
bereits um die achtzig und ihr Mann längst unter der Erde. Ihre Enkelkinder
waren inzwischen aus dem Babyalter heraußen, sind letztes Jahr erstmals am
Heiligen Abend lachend und schreiend durch das Haus getobt. In einigen Stunden
wird es wieder so weit sein. Die bunten Päckchen lagen bereit.
    Zu Weihnachten war hier in diesem alten, im ländlichen Stil erbauten
Haus immer viel los. Gab es etliche Hausbesuche, duftende Speisen, brennende
Kerzen und war das geräumige Haus besonders weihnachtlich geschmückt. Omi
Hermi, so nannte die Freundesrunde genauso wie jetzt auch die Enkelkinder die
Hausherrin, hatte ein besonderes Geschick, die Sachen ins rechte Licht zu
rücken. War sie doch immer schon ein großer Freund der Weihnachtszeit gewesen.
Auf ihren Reisen in jüngeren Jahren hatte sie immer alle Arten von
Weihnachtsdekorationen gekauft und mitgenommen. Bunt bemalte Glaskugeln, Krippenfiguren,
Weihnachtsengel und Sterne, bunte Kerzen, Weihnachtsgeschirr und
Weihnachtsservietten.
    Draußen war es kalt, ein eisiger Wind heulte durch die Gassen,
wehte bizarre sichelförmige Formen in die Schneemassen. Im offenen Kamin
knisterte das Holz, und unsere Freunde hatten große Freude an dem beinahe drei
Meter hohen und bunt geschmückten Weihnachtsbaum, der nahezu raumfüllend in der
großen Zirbenstube des Hauses aufgestellt war. Edel geschmückt,
selbstverständlich.
    Doch was war das? Wer hatte sich da wortlos in die Runde
eingeschlichen? Und noch dazu in diesem grellen Orange, mit unfassbar
hellgrünen Punkten drauf. Und in einem Plastikoutfit!
    »Igitt!«, kam es von Gerti.
    »Welch Fauxpas, welch Schmach für diese edle weihnachtliche
Zusammenstellung«, meinte Jean-Paul. Die Freundesrunde sah einander entsetzt
an. Nein, einfach unmöglich.
    »Das war sicher eine Aktion eines der Enkerl von Omi Hermi«, so
Rosi.
    »Hauptsache bunt und wahrscheinlich auch noch billig und aus dem
Supermarkt«, ereiferte sich Fritz. Entsetzt und angeekelt entdeckte Gerti aus
Hallein den kleinen Aufdruck am orangefarbenen Outfit. Fassungslos stammelte
sie: »Made in China.«
    Nein, das war zu viel des Guten.
    »Wenn hier nicht Einhalt geboten wird, haben wir nächstes Jahr
elektrische Weihnachtskerzen am Baum. Wahrscheinlich Made in Taiwan«, erboste
sich Jean-Paul.
    Die Freunde beschlossen, diesem Spuk ein Ende zu bereiten. Im
Notfall mit Gewalt. Und mit Hilfe des Windes. Es sollte wie ein Unfall, nicht
wie ein Mord aussehen. Sie mussten nur rasch handeln, denn die Zeitspanne,
etwas zu unternehmen, war sehr kurz. Maximal fünf Minuten, so lange, bis Omi
Hermi das Fenster öffnete, um den Raum zu lüften.
    Jan bot sich als Dickster der Runde an, die Sache in die Hand zu
nehmen. Diesen ungebetenen stummen Eindringling ein für alle Mal zu Fall zu
bringen. Im Notfall sich auch für seine Freunde zu opfern. Er blickte nach
unten, unter ihm war dieses bunte Etwas aus China. Grauenhaft.
    Plötzlich, es war so

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