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Mords-Bescherung

Mords-Bescherung

Titel: Mords-Bescherung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erich Weidinger
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Kinder und ein Jugendlicher wurden heute am frühen Nachmittag in einen
Privatkeller in Feldkirch-Nofels verschleppt. Warum kein Erwachsener als
Begleitperson dabei war, ist noch unklar. Wir haben soeben mit Inspektor
Angerer vom Vorarlberger Landeskriminalamt gesprochen. Er erklärte uns, dass
der Täter ein ehemaliger Lehrer gewesen sei, der die Kinder in einer Art
Partykeller gefangen hielt. Anscheinend dürfte er die Kinder aufgefordert
haben, sich auszuziehen. Inspektor Angerer berichtete, dass das Sonderkommando
rechtzeitig die Kellertür aufbrach und die Kinder befreite. Ob es zu einem
sexuellen Übergriff gekommen sei, ist noch unklar. Die Kinder werden im
Landeskrankenhaus Feldkirch medizinisch und psychologisch (hier
verhaspelt sich die Sprecherin) behandelt und betreut. Der
Täter befindet sich in U-Haft und wird verhört. In etwa einer Stunde gibt es
eine Pressekonferenz, dann wissen wir mehr. Bleiben Sie auf der Ländle Welle
mit der besten und meisten Ländle-Musik.
    George Nussbaumer mit »Weil’s dr guat got« ertönte aus dem
Radio.
    3. Jänner – Nacht
    Frau Bechtle saß nun in ihrem geblümten Nachthemd mit
einer Tasse Tee am Küchentisch. Von den Nachbarn hatte sie erfahren, dass der
Täter Professor Andergast sei. Ein alter pensionierter Gymnasiallehrer, der
bisher ein netter, verwitweter und unscheinbarer Mann gewesen war. Er wohnte in
Richtung Schweizer Grenze. Ihre Nichte hatte ihr aufgetragen, mehr
herauszufinden. Doch Frau Bechtle getraute sich nicht mehr hinaus. Sie hatte
Angst vor so vielen Uniformierten. Lediglich den Namen des Lehrers hatte sie ihrer
Nichte verraten.
    Hier ist wieder Helga Dünser. (Man
hörte der Stimme an, dass sie außer Atem war.) Wie wir
soeben von der Pressekonferenz der Landeskriminalpolizei erfuhren, hat der
Täter Anderg– (Eine Stimme im Hintergrund schreit »Keine Namen«.) …  äh, verzeihen Sie … ich meinte, Herr Inspektor Angerer
teilte uns Folgendes über den Täter und die Entführung mit.
    Ein pensionierter Musiklehrer hatte die Kinder in
den Keller gelockt und dort gefangen gehalten, um ihnen das Singen
beizubringen, da er meinte, die Kinder wären unmotiviert und absolut
unmusikalisch. Er befragte sie nach dem Sinn des Liedes »Es ist ein Ros
entsprungen«, und sie gaben ihm zur Antwort, es handle sich wahrscheinlich um
ein entsprungenes Pferd. Da ist er ausgerastet und hatte die Kinder gezwungen,
immer wieder das Lied zu singen. Dabei hat er sie korrigiert, das Lied penibel
erklärt und angeblich mehrmals auf Video aufgenommen. Laut Angaben der Polizei
wurden die jungen Sternsinger dermaßen verunsichert, dass sie wirklich an ihren
gesanglichen Fähigkeiten zweifelten. Er hatte sie gezwungen, die Verkleidungen
auszuziehen, da es im Keller sehr warm war. Bleiben Sie dran, nach dem kleinen
Werbeblock geht es weiter.
    Der Werbeblock dauerte ganze sechs Minuten, in denen Frau
Bechtle über ihrem Rätselblock Nr. 71 eingeschlafen war.
    3. Jänner – Kurz vor Mitternacht
    Hier ist die Ländle Welle mit Helga
Dünser. Wir berichten direkt aus Feldkirch, dem Schauplatz einer ungewöhnlichen
Entführung. Es gibt eine Entwarnung aus dem Krankenhaus, in dem die entführten
Kinder untersucht wurden. Alle fünf sind wohlauf und bestätigten, dass es
keinen sexuellen Übergriff gegeben hat. Der Mann forderte sie ständig auf, sich
zu verbeugen, zu grüßen und zu singen. Wie ein Lehrer, meinte ein befragtes
Mädchen. Die Kinder seien zwar etwas geschockt durch den plötzlichen
Befreiungsschlag der Einsatzkräfte. Eines hat sich dabei in die Hose gemacht,
aber sonst seien sie wohlauf. Der Täter sitzt noch in Untersuchungshaft und
wird morgen erneut vernommen. Weiter geht es mit der besten und meisten Musik
aus dem Ländle. Sie hören mich morgen wieder. Helga Dünser wünscht Ihnen eine
gute Nacht.
    »Wunderwelt«, ein alter Hit aus den achtziger Jahren von Klaus
Prünster, beschloss den Radiotag des Senders.
    4. Jänner – am frühen Morgen
    Frau Bechtle öffnete den Vorhang und blickte direkt auf
den schneebedeckten Hohen Kasten in der Schweiz. Sie schaltete das Radio ein
und setzte sich mit einer Tasse Kaffee an ihren Küchentisch.
    Hier ist Beat Weber von der Ländle Welle.
Soeben hat uns eine schreckliche Nachricht erreicht. Der Sternsinger-Entführer
wurde vergangene Nacht tot in seiner Zelle aufgefunden. Die Untersuchungen
laufen noch, aber angeblich wurde er von einem Gefängniswärter ermordet.
Niemand wusste, dass eines der entführten Kinder

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