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Mordsberge: Vier Fälle für Kommissar Gabriel (German Edition)

Mordsberge: Vier Fälle für Kommissar Gabriel (German Edition)

Titel: Mordsberge: Vier Fälle für Kommissar Gabriel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Koglin , Philip Tamm , Regula Venske , Steffi von Wolff
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Angeblich hatte keiner der Hausbewohner in der fraglichen Nacht oder auch seitdem irgendetwas von Belang bemerkt – das war doch eigentlich völlig unglaubhaft. Nun, in einer halben Stunde sollte es Abendbrot geben, das man in der Villa, wie alle Mahlzeiten, gemeinsam einnahm. Vielleicht gaben die Tischgespräche weiteren Aufschluss.
    Sandra schlenderte zurück, um über die Terrasse wieder in das Esszimmer zu gelangen. Durch die nach wie vor offene Terrassentür drangen plötzlich gezischte Wortfetzen an ihr Ohr, die sie innehalten ließen.
    »Du sagst mir jetzt klipp und klar: Hast du deinen Stecher erschossen?«
    Sandra zog sich dezent zurück und blieb neben der Tür an der Hauswand stehen, wo sie vom Zimmer aus nicht zu sehen war.
    »Hör dich mal reden, Goschi!«
    »Wer außer dir sollte die Waffe an sich genommen haben?«
    »Wie oft soll ich es noch sagen, ich weiß es wirklich nicht. Das kann doch jeder gewesen sein. Die Pistole lag schließlich für alle sichtbar in der Vitrine.«
    »Aber … das ist doch Diebstahl!«
    »Denkst du, ein Mörder schreckt vor Diebstahl zurück?«
    »Ich hätte die Vitrine wohl abschließen müssen. Aber auf so was kommt man doch nicht.«
    »Du solltest wirklich weniger mit den alten Sachen prahlen. So was weckt Begehrlichkeiten.«
    »So gut solltest du mich wohl kennen, um zu wissen, dass ich nicht prahle, Martin. Ich ehre die alten Dinge, weil eine Seele in ihnen steckt.«
    »Ja servus, eine schöne Seele – und ein paar tödliche Kugeln! Ich sage es dir jetzt zum letzten Mal, Goschi: Ich habe Konrad nur gefunden, aber nicht erschossen. Ich habe ihn geliebt! Was für eine ungeheuerliche Unterstellung!«
    »Aber wer war es dann, Martin?«
    »Keine Ahnung. Du vielleicht?«
    »Mach dich nicht lächerlich. Hatte Oliver auch was mit ihm?«
    »Oliver? Wie kommst du denn darauf?«
    »Ein junger Mann im richtigen Alter.«
    »Klar, sag es doch gleich, alle jungen Männer sind verdächtig. Aber nein, der Kiffer war nicht Konrads Typ. Und umgekehrt wohl auch nicht. Freilich, die Damen hier im Hause, die waren hinter Konrad her. Vielleicht, dass eine von denen …«
    »Es beunruhigt mich, dass sich die Waffe noch im Besitz des Täters befindet.«
    »Es beunruhigt einen eine ganze Menge. Und vor allem ist es traurig, Goschi.«
    »Tut mir leid, wenn ich dich gekränkt habe und deine Trauer vermehre. Ich bin momentan nicht ganz ich selbst.«
    »Geht uns doch allen so, Goschi. Und mir tut es leid, wenn das mit … du weißt schon, was ich meine … also, wenn dich das schmerzt. Aber es ändert ja rein gar nichts an meiner Liebe zu dir.«
    »Das weiß ich doch, Martin. Das eine ist Seelenliebe, das andere ist Sex.«
    »Konrad und ich hatten beides. Seit wann wusstest du, dass wir ein Liebespaar sind?«
    »Ich wusste es immer. Schon bevor ihr zusammenkamt. Es ist euch seit alten Zeiten bestimmt.«
    »Merkwürdig, dass es sich dann trotzdem so neu anfühlte. Ich meine, es war so … modern.«
    »Das tut es immer, aber vergiss nicht, keiner von uns hat die Liebe erfunden, lieber Martin. Auch dein Konrad Bettermann nicht.«
    »Klar, das musste jetzt ja noch kommen. Ein bisschen eifer süchtig warst du schon.«
    »Mein Junge, niemand von uns ist unfehlbar. Aber deshalb bringt man niemanden um. Du wirst es noch lernen, jeder hat seinen Platz im Leben. Adoptieren wollte er dich jedenfalls nicht, der tolle Konrad.«
    Sandra hörte rasche Schritte, dann wurde die Tür zugeschoben. Sie hielt den Atem an und drückte sich flach an die Hauswand. Alles war gut, niemand hatte sie bemerkt.
    Wenige Minuten später betrat sie die Villa durch die Eingangstür und traf die Hausherrin allein im Speisezimmer an.
    »Störe ich?«
    »Aber nein, nur hereinspaziert, Kerstin. Schön, Sie zu sehen. Haben Sie sich schon ein wenig mit der Villa vertraut gemacht?«
    Sandra nickte und lächelte. »Sie haben ein so imposantes Haus. Und die Einrichtung ist so … gediegen. Der alte Nachttopf bei mir im Zimmer – so was hab ich noch nie be…«, beinahe hätte sie ›benutzt‹ gesagt, aber sie verbesserte sich schnell noch: »… gesehen.«
    In zwei Ecken des Raums befanden sich Glasvitrinen, die bei Dunkelheit auch beleuchtet werden konnten. Mit wenigen Schritten hatte Sandra die eine der beiden erreicht. Begeistert klatschte sie in die Hände. »Oh, die schönen Porzellanpüppchen. Haben Sie als Kind damit gespielt?«
    Die angebliche Gräfin Goszinny lächelte nachsichtig. » Vor sicht, Kindchen, so alt bin ich nun auch

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