Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mordsberge: Vier Fälle für Kommissar Gabriel (German Edition)

Mordsberge: Vier Fälle für Kommissar Gabriel (German Edition)

Titel: Mordsberge: Vier Fälle für Kommissar Gabriel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Koglin , Philip Tamm , Regula Venske , Steffi von Wolff
Vom Netzwerk:
er sicher ein noch größerer Banause als Konrad Bettermann für ihn.
    »Verena Heise.« Sie hielt ihm die Hand hin, und ihm blieb nichts übrig, als sie zu ergreifen und zu schütteln. »Freut mich, Ihre Bekanntschaft zu machen«, sagte sie.
    Das wird sich noch zeigen, ob Sie sich darüber freuen, dachte Gabriel. Bei dieser Frau half offenbar nur die direkte Attacke. »Hat es Sie auch gefreut, die Bekanntschaft von Dr. Bettermann zu machen?«
    Sie verschränkte die Arme vor der Brust und überlegte einen Moment, dann tastete sie sich von Silbe zu Silbe. »Es war … zumindest interessant, ihm schließlich von Angesicht zu Angesicht gegenüberzustehen.«
    »Schließlich? Sie hatten demnach vorher schon anderwei tig Kontakt?«
    »O nein, Gott bewahre!«
    »Aber Sie kannten seinen Namen.«
    »In der Tat. Und da sehen Sie wieder, wie irrelevant Namen sind, denn diesen je zu hören, war völlig überflüssig.«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Der Teufel hat viele Namen, und es würde einer reichen, so meine ich das.«
    »Herr Dr. Bettermann war der Teufel?«
    »Nein, aber er diente dem Bösen. Oder besser gesagt, das Böse bediente sich seiner. Es ging quasi durch ihn hindurch, wenn Sie verstehen, was ich meine.«
    »Leider nein. Das müssen Sie mir schon genauer erklären.«
    »Er diente und frönte«, sie schloss die Augen, »er höhnte und klönte, der Verpönte, er löhnte und tönte, er verschönte, versöhnte – entschuldigen Sie, ich dachte nur gerade über Reime nach, eine Marotte von mir. Vergessen Sie’s.«
    »Das ist unfair, Sie machen mich neugierig und dann verweigern Sie sich.« Achtung, Gabriel, du versuchst doch nicht etwa, zu flirten? Er erschrak über sich selbst und rückte ein wenig von ihr ab, indem er seine Beine andersherum überkreuzte.
    »Nein, nein, Goschi hat recht, de mortuis nihil und so weiter.« Sie lächelte.
    »Tut mir leid, Frau Heise …« Er musste dringend noch ein Stück Abstand schaffen. Wenn er nur mehr geschlafen hätte! »Sie sind nicht zufällig eine Reinkarnation der Mona Lisa? Wenn ich so ein Lächeln sehe, reizt es mich kolossal, dem Geheimnis auf den Grund zu gehen. Ich selbst war zwar in einem früheren Leben ein Trüffelschwein, aber nun bin ich Kriminalkommissar. Es ist also mein Beruf, im Dreck zu wühlen und dabei immer dreckigere Dinge herauszufinden.« Beinahe hätte er auch noch ›Nur sehr selten finde ich einmal eine Perle‹ gesagt, aber er konnte sich rechtzeitig bremsen. »Das Stichwort war das Böse. Was hat Konrad Bettermann Ihnen Böses getan?«
    »Mir?« Sie sah ihn verblüfft an. »Gar nichts, wie kommen Sie darauf? Ich würde auch niemals behaupten, dass Konrad Bettermann Böses getan hat. Aber sagen wir so …«, wieder wog sie die Silben einzeln ab, »das Ergebnis seines Tuns war böse.«
    »Inwiefern?«
    Verena Heise winkte ab. »Ach, das ist doch alles völlig nichtig.«
    Sie wiegte sich hin und her, mit immer noch verschränkten Armen, und summte etwas vor sich hin, was Gabriel nicht verstand. Nur gut, dass sie jetzt kein Rilke-Gedicht zitierte. Es wäre an ihn sowieso verschwendet gewesen, dachte er.
    Gabriel beschloss, dem Gespräch eine andere Richtung zu geben. Zu gegebener Zeit würde er noch auf Bettermann und das Böse zurückkommen. »Wo waren Sie vorgestern Nacht, Frau Heise? So zwischen Mitternacht und dem frühen Morgen? Entschuldigen Sie bitte, aber das muss ich alle Bewohner des Hauses fragen.«
    Nicht, dass er irgendeinen Zweifel daran hegte, was er gleich zu hören bekommen würde. Falls Verena Heise nicht gerade die Mörderin war, hatte sie ihrem Alter gemäß brav in ihrem Bettchen geschlafen.
    Verena Heise schluckte, bevor sie ihm die Antwort gab: »Ich war in meinem Bett.«
    Etwas an ihrem Tonfall machte ihn stutzig. »Allein?«, fragte er und kam sich frech und übergriffig dabei vor.
    Sie lächelte wieder. »Nein«, sagte sie. »Es gibt einen Zeugen.« Und dann fiel ihr noch etwas ein. »Beziehungsweise ich bin auch eine Zeugin. Sie können Joseph Hundinger und mich aus Ihren Ermittlungen streichen, wir beide haben sozusagen ein gemeinsames Alibi.«
    »Joseph Hundinger?« Gabriel war ehrlich verblüfft. Der zahnlose Mümmelgreis und die elegante Verena Heise? Er hatte ja im Laufe seines Berufslebens schon die absonderlichs ten Paarungen und Kombinationen erlebt, aber diese beiden Menschen brachte er in seiner Fantasie nicht zusammen.
    »Wir lieben uns«, sagte sie schlicht.
    »Ah ja …?«
    »Das klingt, als ob Sie etwas dagegen

Weitere Kostenlose Bücher