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Mordsee

Mordsee

Titel: Mordsee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reinhard Pelte
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ragenden Fjords einfasste. Die Polizei-Inspektion lag schräg gegenüber. Der neben dem Eingang angeschraubte Wegweiser zu den verschiedenen Dienststellen war nach der Neuordnung der Inspektion entfernt worden. Nur der blaue Leuchtkasten war übrig geblieben. Wenn er nicht gewesen wäre, hätte man in dem Gebäude eher ein kleines, feines und teures Hotel alter Pracht vermuten können. In Paris oder anderen französischen Städten fand man sie noch, ausgestattet mit edlen Stilmöbeln und schweren Teppichen. Aber zu Flensburg hätte das nicht gepasst. So stellte sich die Frage, wozu das Gebäude gedient haben mochte. Es musste aus der Gründerzeit stammen, die Stilrichtung war nicht eindeutig zuzuordnen. Die Fassade war reich ornamentiert. Simse, Steinmetzarbeiten und schmiedeeiserne Geländer vor Balkonen und Austritten zierten die Vorderfront. Vor einiger Zeit hatte es einen neuen, strahlend weißen Außenanstrich erhalten. Es hob sich deswegen vorteilhaft von der ebenfalls dekorativen Nachbarschaft ab.
    Jung stellte sein Auto auf dem Parkstreifen im Innenhof der Kriminal-Inspektion ab. Er begrüßte den diensthabenden Polizisten in der Wachstube zum Treppenaufgang.
    »Moin, Petersen.«
    »Moin, Herr Jung. Wie war der Urlaub?«
    »Kurz, Petersen. Zu kurz.«
    »Ja, ja, das alte Lied. Ich nehme immer so viel am Stück, wie’s geht.«
    »Das ist gesünder, man sieht’s Ihnen an.«
    »Danke, aber ich glaube, das liegt eher am Urlaubsort. Ich fahre nie weit weg. Bin auch noch nie in einen Verkehrsstau geraten.«
    »Wo gibt’s denn das?«
    »Ich mache Wohnwagenurlaub an der Nordsee. Eine gute Stunde von hier. Ich lass die Enkel raus und sehe sie dann nur noch zu den Mahlzeiten. Die schlafen wie die Seehunde. Sehr erholsam. Kann ich nur empfehlen.«
    »Und sonst, nie was Schlimmes passiert?«
    »Nee. Nur Sonnenbrand und Quallen im Bett. Die Schlingel schrecken auch vor nichts zurück.«
    »Dann haben Ihre Enkel mit unserem Chef etwas gemeinsam. Er wollte mich aus dem Urlaub holen.«
    »Er hat vorhin schon nach Ihnen gefragt.«
    »Dann will ich ihn mal nicht länger warten lassen. Bis dann, Petersen.«
    »Bis nachher, Herr Oberrat.«
    Jung stieg das Treppenhaus hinauf bis in die Teppichetage, auf der der Leitende seine Bürosuite hatte. Wie immer, standen die Türen weit offen. Jung hatte sich abgewöhnt, über das Vorzimmer zu seinem Chef vorzudringen. Holtgreve rief ihn sowieso zu sich herein, sobald er ihn auf dem Gang hörte. Seine Witterung für die kleinste Bewegung und das geringste Geräusch war hoch entwickelt. Ihm entging einfach gar nichts.
    »Kommen Sie rein, Jung. Guten Tag.«
    »Guten Tag, Herr Holtgreve.«
    »Schön, dass Sie da sind. Setzen Sie sich.«
    Holtgreve sagte selten bitte. Sein Ton war von ungewohnter Zuvorkommenheit. Jung war gewarnt.
    »Wir sprachen ja schon kurz am Telefon. Ich habe davon abgesehen, Sie aus dem Urlaub zu holen.«
    »Danke, Herr Holtgreve«, unterbrach ihn Jung.
    »Man tut, was man kann. Kontakte, verstehen Sie. Kontakte sind wichtig.« Holtgreve fuhr sich mit der flachen Hand über seinen kahlen Schädel. »Ich will nicht lange reden, die Zeit drängt. Sie sollen heute noch nach Kiel ins Innenministerium. Die SOKO des Generalstaatsanwaltes erwartet Sie dort nach dem Mittagessen.«
    »Warum in Kiel und nicht in Schleswig?«, warf Jung ein.
    »Ich vermute, Sie treffen vorher den Polizeipräsidenten.«
    »Und was kann ich da noch Nützliches beisteuern?«
    »Kleine Einsatzbesprechung, verstehen Sie? Alles Nähere erfahren Sie von den Staatsanwälten Halsbenning und Riedel. Brauchen Sie einen Dienstwagen?«
    »Nein, danke. Ich fahre mit dem Zug. Die paar Schritte vom Bahnhof ins Ministerium werden mir guttun.«
    »Richtig, und das Aktenstudium geht im Zug auch viel besser als im Auto, nicht wahr?« Holtgreve lachte. Man merkte ihm an, dass er selten lachte.
    »Dienstwagen mit Fahrer ginge auch«, konnte Jung sich nicht verkneifen. »Aber gut, ich mach mich sofort auf den Weg. Gibt es noch etwas, das ich wissen muss?«
    »Von meiner Seite nicht. Denken Sie immer daran, die Sache ist wichtig und verträgt keine weiteren Pannen.«
    »Natürlich. Ich verstehe. Ich werde nur reden, wenn ich gefragt werde oder einen besonderen Anlass sehe. Sachliche Hinweise können manchmal ganz nützlich sein.«
    »Sehr gut, Jung. Mir gefällt, wie Sie die Sache sehen. Morgen erwarte ich Ihren mündlichen Bericht.«
    »Selbstverständlich, Herr Holtgreve.«
    »Noch etwas, Jung. Grüßen Sie den

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