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Mordsee

Mordsee

Titel: Mordsee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reinhard Pelte
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die schlechte?«
    »Holen wir uns erst mal was zum Frühstück«, schlug Jung vor. »Danach vertrage ich die schlechten besser.«
    Als sie mit Obst und Kaffee wieder zurück waren, sagte Charlotte: »Em-Punkt-Franzen ist wirklich schnell. Und auch noch gut dabei.«
    »Warum reden Sie immer von Em-Punkt-Franzen?«, fragte er ungehalten.
    »Ist es eine Sie oder ein Er? Ich würde auf eine Sie tippen. Haben Sie was mit ihr?«, fragte sie eine Spur zu harmlos.
    Jung lachte los, als hätte er einen guten Witz gehört.
    »Was soll das?«, prustete er. »Wollen Sie mir etwas unterstellen?«
    »Nee. Überhaupt nicht. Aber Ihr problematisches Sexleben … « Charlotte ließ den Rest offen.
    Jung lächelte säuerlich.
    »Sein Vorname ist Morten«, wurde er ernst. »Wir teilen ein Geheimnis. Deswegen unser Vertrauensverhältnis. Ich schätze ihn sehr.«
    »Ich verstehe. Verzeihung«, sagte Charlotte kühl.
    »Keine Ursache. Aber voreilig. Ziemlich problematisch für einen Ermittler«, erwiderte Jung versöhnlich. »Ich vermute, Sie haben ihn für Ihre illegalen Fragen eingespannt«, fuhr er schmunzelnd fort.
    »Ja. Meine Bitte hat er sofort erfüllt. Ohne jeden Vorbehalt.«
    »Er kennt mich. Ich hoffe, ich kann mich bei ihm irgendwann revanchieren. Was ist mit der schlechten Nachricht?«, kam Jung zum Ausgangspunkt zurück.
    »Die gute lieber zuerst«, sagte Charlotte entschlossen.
    »Ich höre«, fügte sich Jung.
    »Die Kadettin hat sich in der Unglücksnacht während ihrer Wache im Netz angemeldet. Ganz genau um 0:21 Uhr.«
    »Sie hatte also einen Grund, gegen die Vorschrift zu verstoßen.«
    »Genau«, bestätigte Charlotte.
    »Wen hat sie angerufen?«, fragte Jung gespannt.
    »Niemanden. Das ist die schlechte Nachricht.«
    »Komisch. Was schließen wir daraus?«, fragte er enttäuscht.
    »Es könnte sein, dass sie nicht mehr dazu kam, weil ihr Mörder sie vorher über Bord befördert hat. Vielleicht wollte er das Telefonat verhindern. Sie hatte das Handy schon in der Hand, und es ging mit ihr unter. Das würde auch das spurlose Verschwinden erklären«, folgerte Charlotte stolz.
    »So könnte es gewesen sein«, stimmte ihr Jung zu. »Wen hat sie erreichen wollen?«
    »Das ist die Frage. Wir werden sie nicht beantworten können. Der Mörder vielleicht.«
    »Gut.« Jung dachte einen Moment nach. »Haben Sie noch etwas, Charlotte?«, fragte er schließlich geschäftsmäßig.
    »Das ist alles«, antwortete sie bedauernd.
    »Es wird darauf ankommen«, murmelte er nach einer Weile.
    »Auf was?«, fragte sie verständnislos.
    »Wie ich ihn zum Reden bringe.«
    »Haben Sie einen Plan?«, fragte Charlotte neugierig.
    »Sie wollten doch dabei sein, nicht wahr?«, entgegnete Jung.
    »Ja. Aber Sie sagten, lieber nicht. Ich würde nur stören.«
    »Na ja. Es gibt vielleicht eine Möglichkeit. Der Steward wirft in seiner Mittagspause gern die Angel aus. Vom Achterdeck aus. Das erzählte mir der Kapitän. Da werde ich ihn treffen. Sie können im Niedergang zum Offiziersdeck mithören. Ich lasse das Schott offen. Keiner kann Sie sehen.«
    »Was ist mit den anderen? Werden wir ungestört sein?«, gab Charlotte zu bedenken.
    »Das Achterdeck ist für die Mannschaften tabu. Außerdem ist nachmittags dienstfrei. Die meisten sind von Bord. Der Rest schläft. Die Wache steht auf der Pier oder döst in den Messen.«
    »Okay. Sagen Sie mir, wenn’s losgeht?«
    »Abgemacht. Halten Sie sich ab Mittag bereit.«
     
    *
     
    Die Angel lehnte an der Reling neben dem Flaggenstock. Der Mann stand daneben und verfolgte gedankenverloren die Schnur und den Schwimmer, der weit draußen auf der gekräuselten Wasseroberfläche auf und ab hüpfte.
    »Hallo«, sagte Jung leise. Er wollte den Mann nicht gleich aus seiner Andacht reißen, obwohl ihm klar war, dass er genau deswegen gekommen war. Der Steward streifte Jung mit einem schnellen Blick aus dem Augenwinkel und widmete sich dann wieder stumm seinem Hobby.
    »Was fängt man hier?« Jung lehnte sich über die Reling und starrte auf das Wasser. »Das Hafenwasser ist ziemlich klar.«
    Tatsächlich sah er unter sich einen Schwarm kleiner Fische, der im Schatten des Hecks fast stillzustehen schien.
    »Sehr klein. Lohnt das überhaupt?«
    Jung richtete sich wieder auf und wandte sich dem Mann zu. Ein paar graue Brusthaare kringelten sich über dem Kragenbund seines weißen Baumwoll-T-Shirts. Dazu trug er eine kurze verwaschene Jeansjacke und ebensolche Hosen. Seine Füße steckten in ausgelatschten braunen

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