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Mordsfreunde

Titel: Mordsfreunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nele Neuhaus
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ihr Kopf dröhnte. Sie versuchte, Arme und Beine zu bewegen, und stöhnte, als das Blut wieder zu zirkulierenbegann. Mühsam öffnete sie die Augen und blinzelte benommen in das flackernde Licht einer fast niedergebrannten Kerze. Ein paar Meter über ihr erkannte sie undeutlich ein Gitter. Was war geschehen? Wo war sie? Wie lange lag sie schon hier? Der Boden war kalt und feucht, schmerzhaft drückten sich Steine in ihren Rücken. Es war Samstagabend gewesen, als Lukas zu ihr gekommen und mit ihr in den Maintower gefahren war. Sie hatte viel mehr getrunken, als sie normalerweise vertrug, aber warum? Pia schloss die Augen und dachte nach. Sie hatte Durst, und ihre Blase drohte zu platzen. Maintower. Lukas. Danach waren sie noch irgendwo anders gewesen, in einer Discothek, in der eine Party mit Hunderten von Leuten stattfand. Sie hatten Tarek, den Gärtner, getroffen und noch mehr getrunken. Dann riss ihre Erinnerung ab, wurde bruchstückhaft. Ihr war schlecht geworden, sie hatte sich übergeben, Lukas und Tarek hatten einen heftigen Streit miteinander bekommen, und plötzlich hatte Lukas es eilig gehabt. »Es tut mir leid, Pia«, hatte er gesagt, »aber ich muss noch etwas erledigen.« Er hatte sie nach Hause fahren wollen. Pia zermarterte ihr Gehirn. Sie erinnerte sich an einen Kofferraum. An Rosen. Rote Rosen. Im Kofferraum des Autos hatten rote Rosen gelegen, dieselben, die bei ihr neben dem Bett gestanden hatten. Zu Hause war sie nie angekommen, stattdessen lag sie jetzt hier auf dem kalten, steinigen Boden in einem Loch von etwa zwei mal zwei Metern Durchmesser. Wie viel Zeit war seitdem vergangen? Drei Stunden? Dreißig Stunden? Irgendwo in der Ferne rumpelte ein Donner. Pias Finger waren taub und steif, aber es gelang ihr mühsam, sich aufzurichten. Einen Moment lang blieb sie stehen und wartete darauf, dass das Schwindelgefühl nachließ. Die Wände waren massiv und ziemlich glatt, das Gitter viel zu hoch, als dass sie es hätte erreichen können. Plötzlich hörte sie über sich Schritte. Mit klopfendem Herzen presste Pia sich an diekalte Mauer. Auf einmal war ihr Gehirn wieder klar, und sie empfand Angst.
    »Frau Kirchhoff?«, flüsterte jemand über ihr. »Wo sind Sie?«
    Lukas! Eine Welle der Erleichterung flutete durch ihren Körper. Sie war in Sicherheit!
    »Hier bin ich!«, rief sie heiser. »Hier unten!«
    Das Licht der Taschenlampe blendete kurz von oben in ihr Gesicht.
    »Gott sei Dank!« Lukas ergriff das Gitter mit beiden Händen. »Ich dachte schon, Sie sind tot.«
    Sein Gesicht war hager vor Anspannung, seine Augen glänzten fiebrig, und der Schweiß tropfte ihm von der Stirn.
    »Wo bin ich hier? Was ist passiert?«
    »Wir sind auf der Burg in Königstein«, Lukas blickte sich hektisch um, als ob er fürchtete, hinterrücks angegriffen zu werden. »Wir müssen sofort von hier verschwinden.«
    »Warum?«, fragte Pia. »Was ist überhaupt los?«
    Statt zu antworten, rüttelte Lukas an dem Gitter. Er keuchte vor Anstrengung, schaffte aber kaum, es von der Stelle zu bewegen.
    »Verdammt!«, stieß er hervor. »Ich krieg das Scheißgitter nicht weg! Das gibt's doch nicht!«
    Lukas' Panik ernüchterte Pia merkwürdigerweise.
    »Warum müssen wir verschwinden? Vor wem hast du Angst? Lukas!«
    »Nimm die Finger von dem Gitter weg!«, ertönte plötzlich eine scharfe Stimme und hallte von den Wänden des Gewölbes wider. »Los!«
    Lukas zuckte zusammen und fuhr herum.
    »Tu ihr nichts«, sagte er mit bebender Stimme. »Sie hat mit all dem doch gar nichts zu tun!«
    Schritte knirschten.
    »Hast du das Ding stoppen können?«
    »Nein, verdammt! Ich hätte es hingekriegt, wenn du diesen Scheißwurm nicht dazwischengebaut hättest!«
    »Blöde Ausrede! Du kriegst doch immer alles hin, du Superhirn! Erzähl mir nicht, dass das ein Problem für dich ist.«
    Pia versuchte, die Stimme des anderen Mannes zu erkennen. Ihr Magen zog sich zu einem schmerzhaften Knoten zusammen. Das war kein Spiel, sondern tödlicher Ernst. Niemand wusste, wo sie war. Wenn Lukas etwas passierte, würde sie in diesem Loch verrecken! Die Angst kroch eisig durch ihre Adern.
    »Lukas?«, rief sie mit gedämpfter Stimme. »Lukas, wo bist du?«
    Aber sie bekam keine Antwort. Und plötzlich krachte ein Schuss.
     
    Antonia führte sie zielstrebig über den äußeren Burghof hinauf zum Bergfried der alten Festungsruine. Der Regen wurde stärker, Sturmböen fegten durch die Mauerreste. Blitz und Donner folgten in immer kürzeren Abständen

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