Mordsfreunde
für ihn geworden.«
»Und was hatte sie durchschaut?«, fragte Ostermann.
»Lukas ist Paulys Mörder«, antwortete Bodenstein und stand auf. »Ich habe es die ganze Zeit vermutet, aber ich warmir nicht über sein Motiv im Klaren. Jetzt schon: Lukas war eifersüchtig. Das einzige Mädchen, das ihm widerstanden hat, war Svenja. Und als er sie zusammen mit Pauly gesehen hat, sind bei ihm die Sicherungen durchgebrannt. Er hat ihn erschlagen, auf den Pick-up geladen und später auf der Wiese entsorgt. Dann stand ihm nur noch Jonas im Weg. Mit dem hatte er sowieso Streit wegen Double Life. Um zu verhindern, dass sich Svenja und Jonas wieder vertragen, hat er die E-Mail zu den Fotos auf Svenjas Webseite lanciert. Als Frau Kirchhoff an dem Montagabend bei ihm im Bistro war, hat er ihr die Party von Jonas verschwiegen, weil er die ganze Zeit schon geplant hatte, seinen Freund umzubringen. Die Bisswunde am Arm hat er dadurch vor uns verborgen, indem er sich von dem Kamel hat beißen lassen.«
»Aber es ist doch sehr unwahrscheinlich, dass Lukas' DNA der von Jonas so ähnlich ist«, warf Behnke ein. Bodenstein hatte auch für diese Schwachstelle in seiner Theorie eine Erklärung.
»Wir haben uns irritieren lassen«, sagte er. »Derjenige, den Jonas gebissen hat, muss ja nicht zwangsläufig sein Mörder sein.«
Behnke zweifelte noch immer.
»Warum soll Lukas etwas mit Svenjas Verschwinden zu tun haben?«, fragte er.
»Weil in ihrem Computer die Festplatte fehlte«, Bodenstein ergriff sein Jackett, »und auf der Festplatte befand sich etwas, was dort nicht sein durfte, nämlich ein Zugang zu Double Life. Beeilen wir uns. Der Junge ist schwer psychisch gestört und zu allem fähig.«
Bodenstein bog gerade am alten Kurpark in die Kronberger Straße ein, als sich das Autotelefon meldete. Es war Ostermann.
»Andrea Aumüller hatte gestern Abend einen schweren Verkehrsunfall und liegt in der Uniklinik in Frankfurt im Koma. Ein Zeuge hat unseren Kollegen berichtet, er habe einen dunklen Mercedes oder BMW beobachtet, der dem Mädchen an der Münsterer Kreuzung regelrecht aufgelauert und sie gezielt über den Haufen gefahren habe.«
»Wann war das?«
»Gegen halb zwölf.«
»Der Vater von Lukas hat eine dunkle S-Klasse«, sagte Behnke. »Ich habe das Auto heute Morgen in der Garage stehen sehen.«
Bodenstein presste die Lippen zusammen. Das Mädchen hatte gestern angerufen und mit ihm reden wollen, aber er hatte es vergessen. War sie angefahren worden, weil sie bei ihm angerufen hatte? Hatte Lukas womöglich erfahren, dass das Mädchen ihn im Pick-up gesehen hatte? Auch Franjo Conradi war stark eingeschüchtert. Um was ging es hier überhaupt? Auf jeden Fall schreckte der Täter vor nichts zurück, auch nicht vor Mord. Falls Lukas wusste, wo Pia Kirchhoff war, schwebte sie in allerhöchster Gefahr!
Vor dem Haus von Sander warteten schon zwei Streifenwagen. Bodenstein hielt und stieg aus. Der grüne Opel-Zoo-Pick-up stand quer in der Auffahrt. Behnke und Kathrin Fachinger liefen weiter, um mit den Beamten das Haus von van den Berg nach Spuren und Hinweisen zu durchsuchen. Dr. Sander kam Bodenstein entgegen. Er war blass, seine Miene verriet, dass er unter höchster Anspannung stand.
»Lukas hatte Antonia in der Toilette eingesperrt«, berichtete er, »dann ist er durch unseren Garten abgehauen.«
»Wo ist Ihre Tochter?«, fragte Bodenstein. »Ich muss mit ihr sprechen.«
»Das würde ich auch gerne«, erwiderte Sander, »aber siehat zu ihren Schwestern gesagt, sie wüsste, wo Lukas sei, und würde zu ihm fahren. Sie hat sich Sorgen gemacht, dass er sich etwas antun könnte.«
»Warum haben Sie sie nicht daran gehindert?«
»Herrgott, weil ich nicht da war!«, antwortete Sander heftig. »Hin und wieder muss ich noch ein bisschen arbeiten!«
»Ihre Tochter ist in höchster Gefahr«, sagte Bodenstein ernst, »Lukas hat Pauly und wahrscheinlich auch Jonas getötet. Er war am Abend von Paulys Tod mit Ihrem Pick-up unterwegs. Eine Zeugin hat das Fahrzeug in Münster an der Kreuzung gesehen. Wir sind uns sicher, dass er Svenja und Frau Kirchhoff in seiner Gewalt hat.«
Sander starrte Bodenstein fassungslos an.
»Lukas muss den Angriff von dem Kamel provoziert haben, um so die Bisswunde, die Jonas ihm bei dem Kampf zugefügt hatte, verbergen zu können«, fuhr Bodenstein fort. »Der Junge hat nichts mehr zu verlieren. Ich vermute sogar, dass er versucht hat, seinen Vater zu töten. Und er hat dieses Internetspiel,
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