Mordsfreunde
und lächelte entwaffnend. »Bis ich vom Gegenteil überzeugt werde.«
»Passiert hier mal bald was? Ich hab heute noch was vor«, nörgelte Behnke, und Pia fragte sich zum wiederholten Mal, weshalb ihre sämtlichen Kollegen den Kerl zu mögen schienen. In ihren Augen war er schlicht ein Kotzbrocken.
»Ich geh mal kurz für kleine Mädchen«, sagte sie und stand auf. In Wahrheit war sie neugierig, was sich hinter der Tür mit der Aufschrift »Privat« verbarg, durch die mittlerweile bestimmt schon fünf oder sechs junge Männer verschwunden, aber nicht wieder herausgekommen waren. Rasch vergewisserte sie sich, dass ihr niemand Beachtung schenkte, öffnete die Tür und ging hindurch. Sie ging einen Flur entlang, bis sie vor einer massiven Metalltür stand, die keine Klinke hatte. Links neben der Tür war ein Kartenlesegerät in die Wand eingelassen. »For members only« stand da, »bitte Karte einführen«.
»Was ist denn das?«, murmelte Pia und lauschte an der Tür. Außer der gedämpften Musik aus dem Bistro war kein Laut zu hören. Plötzlich öffnete sich die Tür, durch die sie eben gekommen war. Zwei junge Männer betraten hinter ihr den Flur.
»... der Tarek hat wohl echt einen an der Klatsche«, sagte einer der beiden. »Wie kann er nur so was machen, der Arsch? Wenn mein Alter das rauskriegt, reißt der mir den Kopf ab!«
Er verstummte, als er Pia erblickte.
»Hey«, der andere, ein pickliger Dürrer mit fettigen, schmutzigblonden Haaren, musterte sie anzüglich von Kopf bis Fuß. »Wo willst du denn hin, Süße?«
Pia überlegte kurz, ob sie den Jungen erklären sollte, sie habe sich auf der Suche nach der Toilette verirrt, dann entschied sie sich aber für die Wahrheit.
»Ich würde gerne wissen, was da hinter der Tür los ist«, sagte sie.
»Hast du 'ne Clubkarte?«, fragte der Picklige und beantwortete die Frage im nächsten Satz. »Eher nicht. Ich kenn dich nämlich nicht.«
»Und wer bist du? Der Manager?«, konterte Pia.
»Ich bin Dean Corso«, grinste das pubertäre Pickelgesicht frech. »Und das ist mein Freund, Boris Balkan.«
»Wie Johnny Depp siehst du aber nicht gerade aus«, erwiderte Pia, die den Film »Die neun Pforten« gesehen hatte, und zog ihren Ausweis hervor, »Kripo Hofheim.«
»Oh, das Auge des Gesetzes«, spottete der Picklige, unbeeindruckt von Pias Ausweis und ihren cineastischen Kenntnissen. »Sie sind trotzdem nicht im Club und müssen deshalb draußen bleiben.«
Pia sah den anderen Jungen an. Er war ungefähr achtzehn oder neunzehn, hatte dunkle, lockige Haare, die ihm bis auf die Schultern hingen, und wirkte abwesend. In der Hand hielt er eine Plastikkarte. Ein dritter Junge tauchte auf. Wie der dürre Pickelhering trug auch er eine viel zu große Skaterhose, ein schlabberiges T-Shirt und offene Turnschuhe. Pia fragte sich, wie sich die Mädchen heutzutage in solche schlampigen Gestalten verlieben konnten.
»Was geht ab?«, fragte er die beiden anderen lässig und starrte Pia an. Pia starrte zurück.
»Was läuft da drin?«, wollte sie wissen. »Wenn's nichts Illegales ist, müsst ihr es nicht vor mir verstecken.«
»Es ist nicht illegal«, sagte der Picklige, »es ist einfach nur – privat. Es geht Sie nichts an, okay?«
»Nein, nicht okay«, Pia tippte Behnkes Nummer.
»Sind Sie ins Klo gefallen?«, fragte Behnke charmant wie üblich.
»Kommen Sie mal durch die Tür, auf der ›Privat‹ steht«, entgegnete Pia, »sofort.«
»Verstärkung nützt Ihnen auch nichts«, der Picklige breitetedie Arme aus und verstellte ihr grinsend den Weg, während der Lockige rasch seine Karte durch den Schlitz des Lesegerätes zog. Die Tür sprang mit einem Summen auf, die drei Jungen huschten hindurch, und Pia blieb alleine zurück. Da erschien Behnke. Pia erklärte ihm, was geschehen war, aber ihr Kollege zuckte nur uninteressiert die Schultern.
»Wenn die uns nicht reinlassen, haben wir keine Chance«, sagte er.
»So schnell gebe ich mich nicht geschlagen«, Pia klopfte mit der Faust gegen die Eisentür. »Ich lass mich doch nicht von diesen Pubertätspickelgesichtern aussperren!«
»Holen Sie sich einen Durchsuchungsbeschluss«, Behnke blickte auf die Uhr, »ich hab übrigens seit elf Minuten Feierabend.«
»Dann hauen Sie doch ab!«, fuhr Pia ihn wütend an.
»Stellen Sie sich vor, das tue ich auch«, damit drehte er sich auf dem Absatz um und ging. In dem Augenblick, als er durch die Tür zurück ins Bistro verschwand, öffnete sich die Eisentür. Der
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