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Mordsfreunde

Titel: Mordsfreunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nele Neuhaus
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angesichts des grotesken Bildes, das sich ihnen bot, fassungslos im Türrahmen stehen. Ein Beamter hielt eine um sich tretende, nur noch halb bekleidete Esther Schmitt im Schwitzkasten, ein anderer kämpfte mit einer zierlichen blonden Frau, die heftig aus der Nase blutete. Verblüfft erkannte Bodenstein Mareike Graf, die offenbar ganz und gar nicht das anmutige, mädchenhafte Geschöpf war, für das er sie gehalten hatte.
    »Ruhe!«, schrie einer der Polizisten entnervt. »Schluss jetzt!«
    Die Frauen beachteten ihn nicht und zankten weiter in einer Stimmlage, die hart an der Schmerzgrenze lag.
    »Wenn du glaubst, dass du auch nur noch eine Nacht in meinem Haus bleiben darfst, dann hast du dich geschnitten, du Schlampe, du!«, keifte Mareike Graf.
    »Dein Haus, dass ich nicht lache!«, pöbelte Esther Schmitt zurück. Von Trauer um den so eben verstorbenen Lebensgefährten keine Spur.
    »Was ist das hier für ein Theater?«, fragte Bodenstein mit erhobener Stimme. Die beiden Frauen verstummten und starrten ihn wild an, dann kam zumindest Mareike Graf wieder zur Besinnung und hörte auf, sich gegen den Griff des Polizisten zu wehren.
    »Ich will mein Geld wiederhaben«, erklärte sie. »Die dahat kein Recht, in diesem Haus zu leben. Das habe ich ihr gesagt, und da ist sie auf mich losgegangen.«
    »Das ist doch gar nicht wahr!«, schrie Esther Schmitt aufgebracht. »Du bist auf mich losgegangen, du durchgedrehte Psychopathin!«
    »Sie hat das Geld, das ich meinem Exmann gegeben habe, unterschlagen«, sagte Mareike Graf so würdevoll, wie es möglich war, während ihr das Blut aus der Nase strömte. »Sie besitzt sogar die Frechheit zu behaupten, sie hätte das Geld nie gesehen!«
    »Ich hab kein Geld gesehen!«, kreischte ihre Kontrahentin, dunkelrot vor Zorn.
    »Du lügst!« Mareike Graf ballte wieder die Fäuste. »Du miese Erbschleicherin!«
    »Fragt sich, wer hier die Erbschleicherin ist!«, versetzte Esther Schmitt gehässig. »Du gehörst auf jeden Fall in den Knast!«
    »Das ist eine gute Idee«, Bodenstein wandte sich an seine Kollegen von der Kelkheimer Polizei. »Nehmt die beiden Damen mit und lasst sie mindestens zwei Stunden in der Zelle abkühlen. Wenn sie sich beruhigt haben, könnt ihr sie wieder laufen lassen.«
    Mareike Graf fügte sich widerstandslos und ließ sich hocherhobenen Kopfes abführen, Esther Schmitt dagegen wehrte sich wie eine Katze vor dem Tierfänger. Die Polizisten diskutierten noch über die Schlägerei, aber Bodenstein interessierte das Geld, das die eine gesucht und die andere angeblich nie gesehen haben wollte.
    »Wenn Mareike Graf um halb neun hier war und Pauly das Geld gegeben hat«, überlegte Pia, »und er etwa um halb elf gestorben ist, dann hatte er zwei Stunden Zeit, um das Geld irgendwo zu verstecken.«
    »Vielleicht hat jemand genau danach gesucht und dabeidas Haus so verwüstet«, Bodenstein blickte sich im Wohnzimmer um.
    »Es könnte ein Raubmord gewesen sein«, überlegte Pia, »es sind schon Leute wegen weitaus weniger Geld umgebracht worden.«
    »Raubmörder machen sich nicht die Mühe, die Leiche zu verstecken«, widersprach Bodenstein.
    Eine Stunde lang durchsuchten sie verstärkt von den beiden inzwischen verarzteten Polizeibeamten das ganze Haus vom Keller bis zum Dachboden, ohne auch nur einen einzigen Geldschein zu finden.
     
    Es war kurz nach neun, als sie die Suche ergebnislos einstellten, das Haus abschlossen und nach Hofheim aufs Kommissariat fuhren. Ostermann saß noch an seinem Computer. Er hatte bereits die von Bodenstein telefonisch erbetene Auskunft über Mareike Graf vorliegen.
    »1988 gab es eine Vorstrafe, die aber gelöscht ist, weil sie nach Jugendstrafrecht verurteilt wurde«, las Ostermann vor, »1991 und 1992 wurde sie wegen Tätlichkeiten zu Geldstrafen und gemeinnütziger Arbeit verurteilt, 1998 Bewährungsstrafe wegen Körperverletzung, 2002 verurteilt wegen Hausfriedensbruch und Vandalismus, 2003 verurteilt wegen Nötigung und Körperverletzung. Sie ist zurzeit auf Bewährung.«
    »Wie man sich doch in Menschen täuschen kann«, sagte Bodenstein und leistete Esther Schmitt in Gedanken Abbitte.
    Ostermann ließ gerade auch ihren Namen durch den Computer laufen. Sie hatte ebenfalls gegen Gesetze verstoßen, war wegen Versicherungsbetruges, Nötigung, Beleidigung und Körperverletzung vorbestraft.
    »Zwei wirklich reizende Damen«, bemerkte Pia spöttisch.
    »Wir haben auch Ergebnisse aus dem Labor«, sagte Ostermann. »Die Überprüfung

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