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Mordsfreunde

Titel: Mordsfreunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nele Neuhaus
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Freunden mit angehört hatte – ohne Schwierigkeiten, wie er versicherte, denn niemand habe sich Mühe gegeben, leise zu sprechen. Die Männer hatten eine Weile auf Norbert Zacharias gewartet, dann aber ohne ihn gespeist. Funke hatte vermutet, dass dem ehemaligen Bauamtsleiter vor dem Erörterungstermin mit den Naturschutzorganisationen nicht ganz wohl sei, ein anderer hatte die Befürchtung geäußert, Zacharias könne noch umkippen. Dem hatte ein Dritter mit den Worten widersprochen, Zacharias sei nicht das Problem, viel wichtiger sei es, Pauly vor dem Termin mundtot zu machen, wenigstens vorübergehend.
    »Zacharias hat für die Tatzeit kein Alibi«, stellte Pia fest. »Die Bedienung im Goldenen Löwen sagte, er sei um zehn Uhr gegangen.«
    »Und im Moment sieht es so aus, als habe dieser Zacharias am meisten von allen zu verlieren«, stimmte Ostermann zu.
    »Sehe ich auch so«, Bodenstein nickte und warf einen Blick auf seine Uhr. »Ich werde ihn mal besuchen.«
    »Was machen wir?«, erkundigte sich Pia.
    »Sie und Behnke fahren in Paulys Bistro, das müsste ja jetzt auf sein.«
    Ihm entging nicht ihr missvergnügter Blick. Behnke war derjenige Kollege, den Pia am wenigsten leiden konnte. Ihre Abneigung beruhte auf Gegenseitigkeit. Entgegen ihrer ersten Annahme, er verüble ihr die Anerkennung Bodensteins, hatte sie in der Zwischenzeit begriffen, dass Behnke sie einfach nicht zu mögen schien. Pia fand ihren Kollegen arrogant, seine Vorliebe für frauenfeindliche Witze platt und kindisch und den Kult, den er mit seinem aufgemotzten Auto betrieb, peinlich.
    Während sie noch überlegte, ob sie ihren Chef wohl überreden könnte, mit ihr zu tauschen, summte ihr Handy.
    »Hallo, Henning«, sagte sie, als sie die Nummer des Anrufers sah. »Was gibt's?«
    »Ich habe mir den Toten vom Opel-Zoo noch mal angeschaut«, erwiderte Kirchhoff. »Er hat eine Weile auf dem Rücken gelegen, bevor er auf der Wiese abgelegt wurde. Die Flecken sind zwar ziemlich verblasst, aber ich bin mir sicher, dass ich an den Aufliegestellen an der Schulter und am Gesäß Abdrücke einer Oberflächenstruktur erkenne, die an eine Holzpalette erinnert.«
    »Eine Palette?« Pia blieb stehen.
    »Ja, dazu passen auch die Holzsplitter, die ich gestern im Hautgewebe der Waden und Oberarme gefunden habe. Du erinnerst dich, ich bin zuerst nicht drauf gekommen, woher sie stammten.«
    »Holzpaletten können überall herumstehen. Hast du nicht noch mehr?«
    »Doch«, sagte Kirchhoff, »ich habe an den Rückseiten der Beine und Arme und in den Haaren Spuren von Natriumchlorid gefunden.«
    »Natriumchlorid?« Pia stutzte. »Was ist das?«
    »Ich weiß, dass du in Chemie schlecht warst«, Kirchhoff klang belustigt, »aber das gehört eigentlich zur Allgemeinbildung: Natriumchlorid ist Kochsalz.«
     
    »Mit wem sollen wir denn hier reden?« Behnke blickte sich lustlos um. Es war noch nicht viel los im Grünzeug, nur an einem der hinteren Tische saßen drei junge Frauen und tranken Kaffee.
    »Es werden schon ein paar Leute auftauchen«, Pia hatte sich das Grünzeug als eine schmuddelige Kneipe mit bärtigen, diskutierenden Altachtundsechzigern vorgestellt und war von dem geschmackvoll und modern eingerichteten Bistro im Erdgeschoss eines Eckhauses an der Hauptstraßeangenehm überrascht. Im vorderen Bereich standen chromblitzende Barhocker an mehreren Bistrotischen, und entlang eines langen, verspiegelten Tresens weiter hinten im Gastraum gruppierten sich gemütliche, mit Leder bezogene Stühle um Holztische. Neben dem Eingang zur Küche führte eine weit geöffnete Tür in einen Innenhof, in dem Biertische und Bänke in Reihen standen. An der Wand zwischen Bar und Kücheneingang hing ein großes, gerahmtes Schwarzweißfoto von Hans-Ulrich Pauly mit einem Trauerflor. Pia blieb stehen und betrachtete den Mann, an dem sich in ganz Kelkheim offenbar die Geister geschieden hatten. Krause, graue Locken, ein schmales Gesicht, eine runde Brille. Er wirkte auf Pia nicht unbedingt charismatisch. Was hatte dieser Mann wohl an sich gehabt, um gleichermaßen Bewunderung und Hass auf sich zu ziehen? Sie steuerte auf einen der Tische zu und setzte sich. Wie aus dem Nichts erschien ein junges Mädchen und trat an ihren Tisch.
    »Hallo, ich bin Aydin«, sagte sie, reichte ihnen die Speisekarte und servierte ihnen einen Berg Tacochips. Behnke stopfte sich eine Handvoll Chips in den Mund und starrte dem Mädchen anerkennend nach. Er hatte sich in den Ledersessel gefläzt und

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