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Mordsfreunde

Titel: Mordsfreunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nele Neuhaus
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des Handabdrucks am Tor hat zwarnichts ergeben, aber das Blut ist identisch mit Blutspuren in Paulys Arbeitszimmer und im Wohnzimmer.«
    Bodenstein und Pia wechselten einen Blick.
    »Ich tippe auf Patrick Weishaupt«, sagte Pia. »Ich würde seine Verletzungen zu gerne mal begutachten lassen.«
    Bodensteins Handy summte. Es war Cosima.
    »Ich hatte heute einen entsetzlichen, sauerstoffarmen Tag in stickigen Schneideräumen«, sagte sie. »Kannst du vielleicht etwas vom Chinesen mitbringen, wenn du nach Hause kommst?«
    Bodenstein verließ Ostermanns Büro, um in sein eigenes zu gehen. »Du klingst müde. Geht es dir gut?«
    »Ja, ich liege auf der Terrasse und gucke in den Abendhimmel«, antwortete Cosima betont heiter, aber da war etwas in ihrer Stimme, das Bodenstein aufhorchen ließ.
    »Mit dir stimmt doch etwas nicht«, argwöhnte er. »Ist etwas passiert?«
    Cosima zögerte. »Ich hatte einen kleinen Unfall«, räumte sie ein, »nichts Tragisches, nur Blechschaden.«
    »Einen Unfall? Wo? Warum?«
    »Es war nichts«, wiegelte Cosima ab, »wirklich. Mach dir keine Sorgen.«
    Bodenstein schwante nichts Gutes. Was Cosima als »nichts« zu bezeichnen pflegte, bedeutete für andere Leute eine mittlere Katastrophe. Erst im letzten Jahr hatte sie sich bei ihrer Anden-Expedition den Fußknöchel gebrochen, als der Jeep, in dem sie gesessen hatte, abgerutscht und in eine mehrere hundert Meter tiefe Schlucht gestürzt war. Sie hatte im letzten Augenblick aus dem Auto springen können.
    »Ich bin in einer Viertelstunde zu Hause«, Bodenstein war besorgt. »Und ich bringe uns etwas zu essen mit, in Ordnung?«

Samstag, 17. Juni 2006
    Um vier Uhr morgens begann das Handy von Bodenstein auf dem Nachttisch zu summen, es leuchtete und vibrierte hektisch. Schlaftrunken fuhr er hoch. Es war Elisabeth Matthes, die Bodenstein aufgeregt mitteilte, dass Paulys Haus lichterloh in Flammen stand.
    »Das darf doch nicht wahr sein«, fluchte Bodenstein und drückte auf den Lichtschalter neben dem Bett.
    »Was ist passiert?«, fragte Cosima schlaftrunken.
    »Das Haus von dem Toten, den wir am Opel-Zoo gefunden haben, brennt«, erwiderte Bodenstein, während er schon in seine Kleider fuhr. »Schlaf nur weiter. Ich bin gleich zurück.«
    Wie er befürchtet hatte, war ihr Unfall gestern alles andere als eine Lappalie gewesen. Cosima hatte auf der A66 in der Höhe von Wallau die Kontrolle über ihr Auto verloren. Dank Airbags und Sicherheitsgurt hatte sie nicht mehr davongetragen als ein Schleudertrauma und einen ordentlichen Schrecken, aber der X5 war an der Leitplanke ziemlich beschädigt worden.
    Bodenstein ergriff seine Jacke, die neben der Tür zur Garage hing. Er tätschelte dem Hund zum Abschied den Kopf, öffnete die Tür zur Garage und drückte auf den Lichtschalter. Ihm blieb vor Schreck beinahe das Herz stehen, als er am Kofferraum des Oldtimers seines Sohnes zwei Gestalten ininniger Umarmung erblickte, die nun erschrocken auseinanderfuhren.
    »Herrgott, Lorenz, was machst du denn um vier Uhr morgens in der Garage?«, fuhr er seinen Sohn an, erst dann erkannte er das Mädchen in seiner Begleitung.
    »Hallo, Herr von Bodenstein«, Thordis Hansen war ganz rot im Gesicht und zupfte verlegen an ihrem äußerst knappen T-Shirt. Bodenstein blickte irritiert zwischen seinem Sohn und der Tochter von Inka Hansen hin und her. Er hatte gar nicht gewusst, dass sich die beiden kannten. Bei seinen Ermittlungen im vergangenen Spätsommer, als Inkas Kollege Dr. Kerstner im Verdacht gestanden hatte, seine Frau Isabel getötet zu haben, hatte er Thordis kennengelernt. Sie hatte mit dazu beigetragen, dass er den Mord an Isabel Kerstner ziemlich rasch aufgeklärt hatte.
    »Wir ... äh ... ich wollte Thordis nur schnell meinen Sunbeam zeigen«, stotterte Lorenz, nicht minder verlegen. Thordis kicherte nervös, und Bodenstein kapierte, dass er die beiden nur zwei Minuten später wohl in einer sehr viel peinlicheren Situation überrascht hätte. Er erinnerte sich an seine Erlebnisse mit der jungen Frau im letzten Sommer. Sie hatte ihm damals unmissverständlich signalisiert, dass sie nichts gegen eine nähere Bekanntschaft einzuwenden gehabt hätte; der Altersunterschied und die Tatsache, dass er verheiratet war, hatten sie nicht die Bohne interessiert. Thordis Hansen war auf jeden Fall ein anderes Kaliber als die Mädchen, die sein Sohn sonst anschleppte. Woher kannten sie sich? War es etwas Ernstes zwischen den beiden? Er war sich nicht ganz sicher, ob

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