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Mordsfreunde

Titel: Mordsfreunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nele Neuhaus
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lockige Junge hielt Pia mit genervtem Gesichtsausdruck die Tür auf.
    »Kommen Sie rein«, sagte er. »Sonst geben Sie ja doch keine Ruhe.«
    »Das hast du gut erkannt«, antwortete Pia. »Was ist das hier?«
    »Ein Internetcafe«, der Junge ging vor ihr her. »Wir wollen nicht jeden hier drin haben, deshalb die Karte.«
    Sie gingen eine Treppe hinunter und einen Flur entlang. Ein dumpfes, rhythmisches Wummern drang aus einem Raum, dessen Tür der Lockige jetzt öffnete. Die Musik war ohrenbetäubend. Pia blickte in einen großen, fensterlosen Kellerraum mit kahlen Wänden und einer Neonröhre an der Decke. Armdicke Kabelstränge liefen über den nackten Beton und verschwanden irgendwo im Boden. Etwa zehn Flachbildschirmeflimmerten auf einem Tisch in der Mitte, ringsum saßen die jungen Männer, die Pia beim Verlassen des Bistros beobachtet hatte, starrten konzentriert auf die Monitore und klapperten auf den Tastaturen herum.
    »Was tun die da?«, schrie Pia dem lockigen Jungen ins Ohr. Er warf ihr einen Blick zu, als ob er an ihrem Verstand zweifelte.
    »Surfen«, schrie er zurück, »was sonst?«
     
    Die zwei Stunden in der Gesellschaft von Behnke hatten Pias Laune nicht gerade verbessert, außerdem hatte sie dröhnende Kopfschmerzen. Die Wirkung von der Aspirin am Morgen hatte längst nachgelassen, und sie bereute nicht nur die Nacht mit Henning, sondern auch die fünf Gläser Rotwein, zu denen sie sich hatte hinreißen lassen. Das Bistro hatte sich mittlerweile gefüllt. Sie bemerkte, dass ihr die jungen Mädchen, die an der Bar saßen, auffällig unauffällige Blicke zuwarfen. Lukas lächelte und hob grüßend die Hand. Sie trat ans Ende des Tresens.
    »Hallo, Frau Kirchhoff«, sagte er freundlich und warf sich das Handtuch, mit dem er eben Gläser abgetrocknet hatte, über die Schulter. »Möchten Sie was trinken?«
    »Hallo, Lukas«, Pia war sich der Blicke aus mindestens zwanzig eifersüchtigen weiblichen Augenpaaren bewusst, die sich in ihren Rücken bohrten, »danke, nein. Ich wollte bezahlen.«
    »Ich sage Aydin Bescheid«, Lukas lehnte sich näher zu ihr hin, sein Gesicht wurde ernst. »Haben Sie schon herausgefunden, wer Ulli ...?«
    »Bisher leider nicht«, antwortete Pia und blickte ihm in die faszinierenden Augen. Noch nie hatte sie ein so unglaubliches Grün gesehen.
    »Ist Esther heute Abend hier?«, fragte sie.
    »Nein«, Lukas schüttelte den Kopf, »sie ist ziemlich fertig. Aber wir kriegen das schon hin.«
    »Weißt du, was Pauly an dem Dienstagabend gemacht hat, nachdem er das Bistro verlassen hatte?«, wollte Pia wissen.
    »Keine Ahnung«, Lukas hob die Schultern, »nach der Versammlung ist er mit seinem Fahrrad nach Hause gefahren, so gegen Viertel nach acht vielleicht.«
    Pia bemerkte, dass plötzlich irgendetwas hinter ihr Lukas' Aufmerksamkeit auf sich zog. Er wirkte mit einem Mal abgelenkt.
    Ein ganzer Schwarm junger Mädchen hatte das Bistro betreten. Für Pia sahen sie sich in ihren hautengen Hüftjeans und knappen T-Shirts alle ähnlich: hübsch, langhaarig, bauchfrei. Sie hatte den Eindruck, dass die Mädchen zu ihrer Zeit lange nicht so hübsch gewesen waren und nicht ganz so großen Wert auf dieses perfekte, beinahe uniform wirkende Styling gelegt hatten.
    »Ich will dich nicht aufhalten«, sagte sie deshalb, »du musst arbeiten. Aber vielen Dank.«
    »Gern geschehen. Wenn Sie noch Fragen haben – Sie wissen ja, wo Sie mich finden.«
     
    Bodenstein hatte Pia am Grünzeug abgeholt und kein Wort über Behnkes pünktlichen Feierabend verloren. Vor dem Haus von Esther Schmitt standen zwei Streifenwagen mit blinkendem Blaulicht, Neugierige hatten sich auf den Balkonen der benachbarten Reihenhäuser und dem gegenüberliegenden Bürgersteig versammelt.
    »Was ist denn hier los?« Bodenstein bremste hinter einem der Streifenwagen. »Hoffentlich nicht noch eine Leiche.«
    Sie sprangen aus dem Auto und betraten den Hof. Aus dem Innern des Hauses erklangen hysterische Stimmen und lautes Gepolter. Auf der Treppe zur Küche saß eine junge Polizeibeamtinund drückte ein Handtuch gegen eine blutende Kopfwunde, ein anderer Beamter kam ihnen in der Küche entgegen. Er hatte eine Platzwunde an der Lippe.
    »Was ist da drin los?«, wollte Bodenstein wissen.
    »Die Nachbarn haben uns angerufen, weil sie dachten, hier wird einer umgebracht. Also, so was habe ich noch nicht erlebt«, schimpfte der Beamte, »ich habe Verstärkung angefordert.«
    Bodenstein und Pia betraten das Wohnzimmer und blieben

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