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Mordsfreunde

Titel: Mordsfreunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nele Neuhaus
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Kaschmirtwinset Größe 34, die in diesen Kreisen obligate schlichte, aber sicherlich echte Perlenkette und Designerjeans. »Mein Name ist Bodenstein, das ist meine Kollegin Frau Kirchhoff. Wir sind von der Kripo in Hofheim«, übernahm Bodenstein und zog seinen Ausweis hervor. »Sind Sie Frau Bock?«
    »Ja. Worum geht es?«
    »Wir müssen mit Ihnen und Ihrem Mann sprechen«, sagte Bodenstein. Frau Bock trat einen Schritt zurück und ließ sie in eine gewaltige Eingangshalle eintreten. Ein Blick in den übermannshohen goldgefassten Spiegel neben der Tür ließ Pia bewusst werden, weshalb sie sich in der Gesellschaft von Damen wie Frau Bock niemals wohl fühlen würde – der Unterschied zwischen ihnen war überdeutlich: sie selbst in Jeans und einem von Körbchengröße 85C ziemlich prall gefüllten T-Shirt, blondem Pferdeschwanz und Sommersprossen, das war wie eine MTV-Moderatorin neben Sabine Christiansen. Swatch und Chopard. C & A und Armani. Die Hausherrin führte sie durch die Halle in einen großen Salon. Weit geöffnete Fenstertüren führten hinaus auf eine große Terrasse. Über den Garten hinweg bot sich ein spektakulärer Ausblick auf das Rhein-Main-Gebiet. Am anderen Ende der Terrasse, oberhalb eines blau schimmernden Pools saßen etwa dreißig Leute in bequemen Rattansesseln und verfolgten das Fußballspiel auf einer riesigen Leinwand. Ein Mann erhob sich bei ihrem Anblick von einer Gartenliege, überquerte die Terrasse und betratden Salon. Groß, grauhaarig, mit kantigen Gesichtszügen entsprach Dr. Carsten Bock äußerlich ganz der Vorstellung, die sich Pia von dem Mann gemacht hatte, nachdem sie dessen sonore Stimme auf Paulys Anrufbeantworter gehört hatte.
    »Carsten, die Herrschaften sind von der Kriminalpolizei«, sagte Frau Bock.
    »Aha«, ihr Mann nickte unbeeindruckt. »Womit können wir Ihnen helfen? Ich habe wenig Zeit.«
    »Wir haben eine schlimme Nachricht für Sie«, Bodenstein ließ sich nicht einfach abwimmeln. Das Gesicht von Frau Bock versteinerte. Ihre Augen weiteten sich angstvoll, ihre Fingernägel gruben sich in ihre vor der mageren Brust verschränkten Arme.
    »Jonas«, flüsterte sie. »O mein Gott, Jo ist etwas passiert.«
    »Geht es um unseren Sohn?«, fragte Bock. »Um Jonas?«
    »Ja«, Bodenstein nickte ernst, »es tut mir sehr leid, Ihnen das sagen zu müssen, aber Ihr Sohn Jonas ist tot.«
    Ein paar Sekunden lang geschah nichts. Die Eltern des toten Jungen starrten ihn mit jener schockierten Mischung aus Verständnislosigkeit und Unglauben an, die Bodenstein nur zu gut kannte. Es war immer dasselbe.
    »Nein«, flüsterte Frau Bock, »das ist nicht wahr.«
    Das Gesicht von Carsten Bock war zu Stein erstarrt, er wollte den Arm um die Schultern seiner Frau legen, aber die stieß ihn heftig weg.
    »Nein!«, schrie sie unvermittelt, »nein! Nein!«
    Sie stürzte sich in sprachloser Verzweiflung auf Bodenstein, ihre Fäuste trommelten auf ihn ein, die Tränen rannen über ihr Gesicht. Pia ergriff ihre Handgelenke und hielt sie fest. Daraufhin brach die Frau weinend zusammen. Ein etwa sechzehnjähriger Junge erschien in der offenen Tür, stürzte zu ihr hin und fiel neben ihr auf die Knie.
    »Mama!«, rief er verstört. »Mama, was hast du denn? Was ist los?«
    »Dein Bruder ist tot«, sagte sein Vater mit tonloser Stimme. Draußen johlten die Fans im Fußballstadion, der Reporter kommentierte begeistert die Spielzüge der deutschen Mannschaft. Die Gäste der Bocks hatten offenbar mitbekommen, dass etwas Schlimmes geschehen war, denn jemand schaltete den Ton des Fernsehers ab. Plötzlich war es ganz still, bis auf das verzweifelte Schluchzen von Jonas' Mutter, die zusammengekrümmt auf dem Boden lag. Carsten Bock beugte sich über seine Frau und berührte sie an der Schulter.
    »Fass mich nicht an!«, kreischte sie und schlug und trat nach ihm. Dann blieb sie wimmernd liegen. Der Junge stand hilflos daneben.
    »Soll ich einen Arzt anrufen?«, fragte Pia leise.
    »Es ist einer im Haus«, erwiderte Bock. Diesmal wehrte sich seine Frau nicht, als er sich bückte, sie hochhob und durch die Halle zur Treppe trug. Bei jedem Schritt pendelte ihr Kopf hin und her, das Wimmern war verstummt.
    »Kommen Sie mit«, sagte Bock knapp. »Du auch, Benjamin.«
    Bodenstein und Pia wechselten einen raschen Blick. Das war die bei weitem schlimmste Situation, die sie seit langem erlebt hatten. Pia ging hinaus auf die Terrasse. Die Gäste hatten sich von ihren Plätzen erhoben, starrten sie mit

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