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Mordsfreunde

Titel: Mordsfreunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nele Neuhaus
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reagierten, wenn sie begriffen, dass man sie ausgenutzt oder betrogen hatte. Ihre Worte brauchten ein wenig Zeit, um in Schwarz' Gehirn die gewünschte Wirkung hervorzurufen, deshalb sprach Pia weiter.
    »Herr Schwarz«, sagte sie, »mir liegt ein Bericht über die Brandwunden in Ihrem Gesicht, an Ihren Händen und Unterarmen vor. Es handelt sich dabei nicht um Verbrühungen mit heißem Wasser. Waren Sie in der Nacht auf Samstag im Haus von Frau Schmitt?«
    Der Mann zögerte. An seiner Miene konnte Pia ablesen, dass ihm erste Zweifel an seiner Angebeteten gekommen waren.
    »Die Esther war immer nett zu mir«, antwortete er auf Pias vorletzte Frage. »Ich hab nicht bei ihr geschuftet, nur gelegentlich was geholfen. Dafür muss sie mir kein Geld geben.«
    »Aha«, Pia lächelte, »Sie sind also ein guter Samariter.«
    Das war das Letzte, was ein junger Mann sein wollte, der stolz auf sein Vorstrafenregister war.
    »Quatsch!«, stieß er hervor und richtete seinen wässrigen Blick kurz auf Pia, senkte ihn aber gleich wieder, »ich habe ... ich wollte ...«
    Er brach ab.
    »Sie hatten gehofft, dass Esther eines Tages erkennen würde, dass Sie in sie verliebt sind. Habe ich recht?«
    Eine dunkle Röte kroch vom Hals an aufwärts in sein Mondgesicht. Er schluckte krampfhaft.
    »Aber das tat sie nicht«, fuhr Pia fort. »Sie waren für sie einfach eine billige, praktische Arbeitskraft.«
    Sie merkte an seinem Gesichtsausdruck, dass sie einen empfindlichen Punkt getroffen hatte.
    »Erzählen Sie mir von Samstagnacht«, forderte sie ihn auf. »Sie waren bei Esther Schmitt. Haben Sie mit ihr geschlafen?«
    Matthias Schwarz machte den Eindruck, als wäre er kurz davor zu platzen. Er rieb seine Handflächen an seiner Jeans.
    »Nein«, murmelte er, »sie hat gesagt, sie könnte das nicht, so kurz nachdem der Pauly gestorben ist. Sie bräuchte noch Zeit. Wir müssten es langsam angehen lassen.«
    »Sie hat Sie also vertröstet«, Pia zog die Augenbrauen hoch. »Und das haben Sie akzeptiert?«
    Schwarz antwortete nicht. In ihm brodelte ein Gemisch aus Unverständnis, Zweifel und Zorn. Seine bedingungslose Loyalität zur angebeteten Nachbarin schwand.
    »Sie hat mich abends angerufen, so um elf«, sagte er mit gepresster Stimme. »Ich sollte sie am Bistro abholen. Sie hat geheult. Ich hab sie nach Hause gebracht, da hat sie mich umarmt und gesagt, ich sollte dableiben, sie hätte alleine Angst. Sie hat sich ins Bett gelegt, ich musste auf der Couch schlafen.«
    Er brach ab, kämpfte mit sich selbst.
    »Ich konnte nicht schlafen. Ich hab drüber nachgedacht, wie ich's machen kann, dass sie vielleicht doch ... na ja. Irgendwann ist sie aufgestanden, hat geguckt, ob ich schlafe. Ich hab mich nicht gerührt. Dann ist sie runtergegangen, plötzlich hat's nach Feuer gerochen. Da kam sie hoch, hat mich an der Schulter gerüttelt und geschrien, es würde brennen.«
    Pia wartete geduldig, bis er weitersprach.
    »Als wir draußen im Hof standen, war Esther plötzlich total außer sich.«
    Ihr war nämlich die wertvolle Hundefutterdose im Kühlschrank eingefallen. Deshalb hatte sie den Nachbarssohn zurück in die Flammen geschickt. Dabei hatte Schwarz sich die Brandwunden zugezogen. Anschließend hatte Esther Schmitt ihn nach Hause geschickt und zum Stillschweigen verdonnert.
    »Wo waren die Hunde und die anderen Tiere?«, fragte Pia.
    Schwarz hatte mittlerweile das ganze Ausmaß seiner liebeskranken Dummheit und Chancenlosigkeit in Bezug auf Esther Schmitt erkannt. Ohne gefragt worden zu sein, erzählte er, dass er am Tag zuvor mehrere Kisten voller Bücher und Kleider und alle Pflanzen aus dem Hof ins Bistro Grünzeug transportiert hatte. Danach hatte er die Hunde in die Hundepension einer Freundin von Esther nach Taunusstein gebracht. Damit war es eindeutig: Die Brandstiftung war von Esther Schmitt geplant worden.
    »Eine letzte Frage noch«, sagte Pia, als der Mann verstummte. »Wo waren Sie am Dienstagabend, als Pauly ermordet wurde?«
    Schwarz starrte wie betäubt vor sich hin, Pia musste ihre Frage zweimal wiederholen, bevor er langsam den Kopf hob. Sie erkannte, wie tief ihn die Wahrheit über seine Angebetete kränkte.
    »Ich hab Fußball geguckt«, sagte er tonlos.

Mittwoch, 21. Juni 2006
    Es war kurz nach drei, als Pia vor dem großen Tor des Birkenhofs anhielt. Sie und Ostermann hatten die halbe Nacht damit verbracht, die Daten der Festplatte von Paulys Notebook durchzugehen, aber es gab keinen einzigen Beweis dafür, dass Pauly

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