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Mordshunger

Titel: Mordshunger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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Streit zwischen Inka von Barneck und Astrid Hasling mehr war als ein bloßes Aneinander-Sattsehen. Ach, da ist noch was. Ich kann es nicht beschwören, aber sie dürfte vor nicht allzu langer Zeit von einem Mann verlassen worden sein.«
    »So was kommt vor«, brummte Rabenhorst und musterte verstohlen die fast leere Wohnung.
    Cüpper sah ihn an und stellte sich vor, ihm das Leberwurstbrötchen mitten ins Gesicht zu drücken.
    »Ich war darüber hinaus ein bisschen fleißig, während Sie geschlafen haben«, bemerkte er spitz, »und weiß jetzt einiges über die Familienverhältnisse der von Barnecks.« Er bestrich ein zweites Brötchen mit englischer Marmelade und biss hinein. Von einer Sekunde auf die andere waren zwei Drittel des Brötchens verschwunden. »Bie pom Barmek ham ein Pochper.«
    »Was???«, fragte Rabenhorst.
    Cüpper schluckte. »Die von Barnecks haben eine Tochter. Genau genommen ist es Inkas Tochter. Marion Ried, sie wohnt hinten in der Südstadt. Inka von Barneck hieß früher Inka Ried und entstammt, wenn ich das richtig sehe, einer Dynastie immens reicher Kölner. Geschwister hat sie keine, und die Eltern sind tot. Autounfall in Südfrankreich vor fünf Jahren. Über Fritz von Barneck weiß ich noch nicht viel.«
    »Ich bin beeindruckt«, sagte Rabenhorst und war es auch. »Wen haben Sie alles aus dem Bett geholt, um diese Informationen zu bekommen?«
    »Es gibt Schlimmeres, als aus dem Bett geholt zu werden. Kaffee?«
    »Gerne.«
    »Gut, teilen wir uns auf. Sie fahren in die Agentur, ich besuche die trauernde Tochter.«
    »Falls sie es überhaupt schon weiß.«
    »Wie auch immer. Wir haben knapp zwei Stunden, dann treffen wir uns bei der Königin von Saba.«
    »Die Königin von Saba? Ach, du lieber Himmel«, stöhnte Rabenhorst.
    Cüpper grinste. Plötzlich war er wieder gut gelaunt.
     
    Rabenhorst fuhr in die Clemensstraße. Cüpper hatte orakelt, dass Astrid Hasling dort vor Mittag nicht erscheinen würde. Sie musste den Tod ihrer Partnerin verdauen, was ihr allerdings weniger schwerfallen würde, als ihres Katers Herr zu werden. Reichlich Zeit für ein bisschen Feldforschung.
    Die Agentur sah aus wie ein Museum. Rabenhorst verstand nicht viel von Kunst, eigentlich verstand er von gar nichts viel, außer von seinem Job. Aber die Warhols waren ebenso echt wie die Pencks und Immendorfs, daran bestand kein Zweifel. Er hielt der elegant gekleideten Dame am Empfang seinen Ausweis unter die Nase und wünschte Astrid Hasling zu sprechen.
    Astrid Hasling habe angerufen. Dringende Termine. Nicht vor Mittag.
    So, dringende Termine, dachte Rabenhorst und verlangte den Stellvertreter. Nach fünf Minuten erschien ein braun gebrannter junger Mann in Jeans und Turnschuhen, der sich als Holger Renz vorstellte. Er war sehr zuvorkommend, führte Rabenhorst in ein riesiges Büro und schnippte auf dem Gang nach Kaffee und Plätzchen. Rabenhorst ging etwas ratlos um den Besprechungstisch herum und überlegte, welchem Stuhl er seine Bandscheiben anvertrauen sollte. Jeder sah schöner, teurer und unbequemer als der andere aus.
    »Nehmen Sie den bunten gepolsterten«, riet ihm Renz und lächelte strahlend. »Die Kripo, ist ja spannend. Was haben wir denn verbrochen? Unlauterer Wettbewerb, Herr Kommissar?«
    »Hauptmeister bitte.«
    »Sicher doch. Wir freuen uns über jede Anzeige.«
    Rabenhorst rückte in dem Stuhl hin und her, versuchte, es sich bequem zu machen, und gab schließlich auf.
    »Hat Frau Hasling Sie nicht informiert?«
    »Ich weiß nicht. Worum geht’s denn?«
    »Um Frau von Barneck.«
    »Oh, die war schon lange nicht mehr hier.«
    »Sie wird auch nicht mehr kommen. Frau von Barneck wurde letzte Nacht ermordet.«
    Es war, als hätte jemand einen Schalter umgelegt, so schlagartig verschwand das Lächeln aus Renz’ Gesicht.
    »Was haben Sie gesagt?«
    Rabenhorst erzählte ihm kurz das Nötigste. Sein Gegenüber schien fassungslos. Nach einer Weile regten sich in Rabenhorst allerdings Bedenken, ob Renz betroffen oder vielmehr angenehm überwältigt war. Er beschloss, es mit einem Bluff zu versuchen, und sagte:
    »Frau Hasling hat uns mehr oder weniger alles erzählt. Von den Problemen mit ihrer Partnerin, speziell den aktuellen.«
    »So, das wissen Sie also.« Renz ließ sich zurücksinken. »Ja, das war eine verflucht böse Geschichte.«
    »Sie sind über alles im Bilde?«
    »Natürlich. Astrid, ich meine, Frau Hasling und ich leiten die Agentur«, sein Lächeln kehrte langsam wieder, »jedenfalls machen

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