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Mordshunger

Titel: Mordshunger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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geschäftlichen Interessen waren davon nicht betroffen.«
    Der letzte Satz klang etwas zu steif in Cüppers Ohren, als hätte sie ihn aus der Schublade gezogen.
    »Das heißt, Sie sind jetzt, wo Frau von Barneck tot ist, die alleinige Gesellschafterin?«
    »Ja. Möchten Sie einen Kaffee?« Sie lenkte ab.
    »Nein, vielen Dank. Wie laufen die Geschäfte augenblicklich?«
    »Oh, sehr gut«, antwortete sie ohne große Begeisterung. »Ich sagte ja, rein sachlich gab es an der Partnerschaft nichts auszusetzen.«
    »Und worum ging es gestern, als Sie sich getroffen haben?«
    »Ums Geschäft.«
    »Nichts Persönliches?«
    »Wir hatten schon länger nichts Persönliches mehr zu besprechen.«
    »Irgendwas außer der Reihe?«
    »Nein. Routine.«
    »Wann war das?«
    »Gegen achtzehn Uhr. Wir trafen uns bei ihr.«
    »Frau von Barneck hat Sie angerufen«, stellte Cüpper fest.
    Sie zuckte kaum merklich zusammen.
    Cüpper lächelte. »Ich habe Ihre Telefonnummer im Bazaar gefunden. Was mich insofern etwas wundert, als langjährige Geschäftsfreundinnen …«
    »Partnerinnen.«
    »… meinetwegen Partnerinnen die Nummer der anderen auswendig wissen sollten.«
    »Ich hab letzte Woche eine neue bekommen«, sagte sie trotzig. »Prüfen Sie’s nach.«
    »Nicht nötig.«
    »Ja, sie hat mich angerufen, das war so um die Mittagszeit. Kurz vor sechs bin ich dann rüber. Wir haben uns ein halbes Stündchen unterhalten, basta.«
    »Und dann?«
    »Bin ich gegangen.«
    »Wohin?«
    »Essen. Jetzt wollen Sie natürlich wissen, wo. Mario, Lütticher Straße. Wollen Sie auch wissen, was? Tagliatelle mit Steinpilzen.«
    Cüpper starrte sie an.
    »Frische?«
    Sie starrte ungläubig zurück. »Mein Gott. Was die Polizei so alles wissen will! Natürlich frische. Falls es Sie interessiert, ich habe einen Soave dazu getrunken.«
    »Bah, Soave! Ich hätte Barolo gewählt oder was anderes Rotes. Sie haben sich hoffentlich nicht allzu sehr am Parmesan vergangen, er dominiert das Aroma.«
    »Überhaupt nicht. Aber …«
    »Schon gut.« Cüpper musste sich am Riemen reißen. »Wo waren Sie anschließend?«
    »Hier. Zu Hause.«
    »Den ganzen Abend?«
    »Ich sagte doch, ich hatte Freunde zu Besuch.«
    Cüpper zückte sein Notizbuch und einen Stift. »Sie werden nichts dagegen haben, mir die Namen zu nennen.«
    Astrid Hasling sah ihn hilflos an. Ihre Schultern sanken herab.
    »Nun?«
    »Es war niemand hier«, flüsterte sie. »Ich hab’s nur erzählt, weil Sie die Flaschen gesehen haben.«
    »Sie haben sich, wie man so sagt, einen gegeben?«
    »Ja.«
    »Darf ich fragen, warum?«
    Ihr Kopf ruckte hoch. »Nein. Das geht nur mich was an. Einzig und allein! Ganz nebenbei würde es Ihnen nicht weiterhelfen.«
    Sie maßen sich mit Blicken. Schließlich nickte Cüpper und steckte sein Notizbuch wieder weg.
    »Frau Hasling«, sagte er freundlich, »ich will Sie nicht aushorchen, wenn es sich vermeiden lässt. Fürs Erste werde ich also Ihre Antwort akzeptieren, aber ich kann Ihnen nicht versprechen, dass es dabei bleibt. Niemand kann bezeugen, dass Sie den ganzen Abend wirklich hier gewesen sind.«
    »Und was wollen Sie damit sagen?«, fragte sie matt.
    »Nichts.« Er legte die Fingerspitzen zusammen. »Vorläufig jedenfalls. Na schön. Als Sie bei Frau von Barneck waren, ist Ihnen da irgendwas aufgefallen?«
    Sie dachte nach. Auf ihrer Stirn bildeten sich zarte Falten, die ihr Gesicht noch sorgenvoller aussehen ließen.
    »Nein, nicht dass ich wüsste«, meinte sie. »In der Wohnung war alles wie immer, Inka war wie immer …«
    »Nicht unbedingt in der Wohnung. Vielleicht draußen, als Sie kamen oder gingen?«
    Ihre Miene hellte sich auf.
    »Klar«, rief sie. »Der Italiener!«
    »Ein Italiener?«
    »Ja, er stand in der Haustür, als ich ging. Er fragte mich nach Inka. Hätte in den letzten Tagen mehrfach versucht, sie telefonisch zu erreichen, aber es sei niemand drangegangen. Ob ich sie kenne.«
    »Woher wussten Sie, dass er Italiener war?«
    »Wenn jemand ›Buona sera‹ sagt, dann ist er Italiener.«
    »Und was haben Sie gesagt?«
    »Ich glaube, ich war ein bisschen kurz angebunden. Ja, ich würde sie kennen. Um der Wahrheit die Ehre zu geben, ich hatte einfach schlechte Laune und keine Lust zu reden. Also hab ich ihn stehen lassen und bin weiter.« Sie zögerte. »Wissen Sie, das war komisch. Nach ein paar Metern bin ich doch zurückgegangen, aber da war er schon verschwunden, sicher ins Haus. Erst war’s mir gar nicht aufgefallen, aber irgendwie kam er mir

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