Mordshunger
wir die Arbeit.«
»Das sagte Frau Hasling auch.«
»Sie war vollkommen fertig, nachdem Inka gestern angerufen hatte! Dieses Dreckstück! Naja, sorry. Sie ist tot, aber was hilft’s? Inka war drauf und dran, uns über Nacht zu ruinieren.«
»Was hat sie denn am Telefon gesagt? Oder besser, was hat Frau Hasling Ihnen erzählt?«
»Ich dachte, das wüssten Sie?«
»In groben Zügen. Ich hätte es aber gern noch mal von Ihnen gehört.«
Renz beugte sich vor. »Inka wollte raus aus dem Geschäft. Sie wollte aussteigen! Wissen Sie, was das geheißen hätte, Inka von Barneck auszuzahlen?! Schauen Sie sich hier mal um. Schauen Sie sich unsere Klientenliste an. Wir wären so was von pleite gewesen, unsere Gläubiger hätten uns das Vaterunser durch die Rippen blasen können.« Seine Augen glühten. Rabenhorst dachte, dass Inka von Barneck gut daran tat, tot zu sein. Besser, als Renz in die Quere zu kommen.
»Wann ist sie damit rausgerückt?«
»Gestern. Völlig überraschend. Das heißt, im Grunde stand es zu erwarten, spätestens seit der Sache mit Astrids Mann.«
Rabenhorst spitzte die Ohren. »Vor einem Jahr?«, fragte er ins Blaue hinein.
»Ja, richtig«, sagte Renz erstaunt.
»Als dieser Streit entbrannte?«
»Was glauben Sie denn? Ihre angeblich beste Freundin treibt’s mit ihrem Typen, kein Wunder, dass Astrid ausgerastet ist. Inka als reumütige Geständige, pah. Man hätte ihr schon damals den Hals umdrehen sollen.«
»Langsam. Sie reden sich um Kopf und Kragen.«
»Ich war gestern Abend auf einer Party, wenn Sie das meinen. Nein, die eigentliche Sauerei war, dass Inka auch noch die Frechheit hatte, damit zu prahlen. Nicht, dass Astrid ihr auf die Schliche gekommen war. Inka hat es ihr unter die Nase gerieben, angeblich, weil sie mit der Lüge nicht mehr leben konnte. So ein Quatsch! Sie hat’s genossen, jede Sekunde.«
»Und die Ehe?«
»Kaputt. Die Scheidung läuft. Ich will nicht sagen, dass Astrid drüber weg ist. Sie hat’s so weit verkraftet.«
»Was ist mit der Beziehung zwischen Frau von Barneck und Herrn Hasling?«
Renz machte eine wegwerfende Handbewegung. »Aus und vorbei. Inka ging es nur darum, Astrid eins auszuwischen.«
»Eines ist mir nicht ganz klar«, meinte Rabenhorst, »dass ein derart eklatanter Freundschaftsbruch nicht ausreicht, auch die geschäftliche Verbindung abzubrechen.«
Renz lachte prustend. »Sie sind mir ein Spassvogel. Ich sagte doch, wir wären ausgelöscht, wenn Inka Zeit gefunden hätte, Ernst zu machen. Vor einem Jahr erst recht. Dieses perfide Luder, darum ging’s ihr ja! Astrid fertigzumachen und trotzdem unentbehrlich zu sein. Inka hätte von heute auf morgen zwei Drittel unserer Klienten abziehen können. Man kann geschäftliche Verbindungen schneller zerstören als aufbauen, wenn Sie wissen, was ich meine. Und selbst wenn sie es nicht geschafft hätte, wären wir letztlich über die Abfindung gestolpert. Für Astrid war das eine Überlebensfrage. Sie musste sich mit Inka arrangieren.«
»Gut vorstellbar, dass sie sich dabei ziemlich mies gefühlt hat«, sagte Rabenhorst.
»Mies ist gar kein Ausdruck.« Renz schien innerlich zu kochen. »Sie hat sich dafür gehasst.«
»Haben Sie gestern noch mal mit Frau Hasling gesprochen?«
»Nein. Inka rief mittags an.« Seine Kinnmuskeln traten hervor. »Astrid hat sie am Telefon angefleht, sich die Sache zu überlegen. Inka willigte nach langem Hin und Her in eine Unterredung ein.«
»Um sechs im Bazaar?«
»Richtig. Wir wollten anschließend telefonieren, aber ich hab nichts mehr von Astrid gehört. Dann musste ich auf diese Party. Heute Morgen kurz nach neun hat sie sich bei der Zentrale krankgemeldet. Offiziell Termine. Ich bin eben erst gekommen, keine Ahnung, was das Treffen gestern noch gebracht hat.«
»Letzten Endes Frau von Barnecks Tod«, bemerkte Rabenhorst trocken.
Renz schaute ihn ungläubig an und schüttelte den Kopf. »Vergessen Sie’s. Das ist eine Scheißtheorie.«
»Bei der Kripo gibt es nur Scheißtheorien«, sagte Rabenhorst und erhob sich mühsam. »Das liegt nicht an den Theorien, sondern an den Ursachen ihres Entstehens. Übrigens, falls Frau Hasling schuldig wäre, wem gehörte dann die Agentur?«
Renz warf ihm einen rabenschwarzen Blick zu.
»Vielen Dank, Herr Renz. Ich sagte ja, die Theorien können nichts dafür.«
Katzenallergie
Cüpper wollte es nicht glauben.
Von allen Mordfällen hatte er den erwischt, der ihn bei strömendem Regen zwang, in den Zoo zu gehen.
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