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Mordshunger

Titel: Mordshunger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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kämpfe er gegen ein Erdbeben an. Schließlich hielt er sie mit seinem ganzen Körper nieder, bis die Krämpfe allmählich nachließen.
    Rabenhorst kam hereingestürmt, zwei Sanitäter und den Doktor im Gefolge.
    »Was ist mit ihr?«
    »Verdammte Scheiße«, keuchte Cüpper und rappelte sich hoch. Seine Stirn war mit kaltem Schweiß bedeckt. Die Männer gingen neben dem gekrümmten Körper in die Knie, öffneten die Bluse und lockerten den Gürtel der Jeans. Die Hände des Arztes wanderten routiniert über die daliegende Gestalt, suchten, tasteten, fühlten.
    »Epilepsie?«, fragte Cüpper.
    »Ja. Ich gebe ihr eine Spritze. Vorerst ist nicht mit ihr zu rechnen.«
    »So ein Mist«, fluchte Rabenhorst.
    Der Arzt zuckte die Achseln. »Ist sie wichtig für Ihren Fall?«
    Cüpper fuhr sich durch die Haare und atmete tief durch. Das gemeinsame Frühstück mit Brauner vor zwei Stunden schien Jahre zurückzuliegen.
    »Sie ist eine Mörderin«, knurrte Rabenhorst.
    »Dann ist sie wichtig. Bahre!«
    Sie trugen Astrid Hasling nach draußen. Cüpper ging ihnen ein Stück hinterher und lehnte sich gegen die nackte Flurwand. Es geschah verhältnismäßig oft, dass Verdächtige, wenn sie überführt waren, plötzlich die Gewalt über sich verloren. Ein solcher Fall war ihm allerdings noch nicht untergekommen. Epilepsie! Die Krankheit der Götter.
    Aber die Götter meinten es nicht gut mit ihr.
    Astrid Hasling, eine Mörderin?
    Alles in Cüpper sträubte sich gegen die Vorstellung, aber ebenso sprach alles dafür. Die Fingerabdrücke an der Tatwaffe. Das Blut an den Scherben. Die ganze verdammte Geschichte!
    Er kehrte zurück in sein Büro und war unzufrieden wie seit langem nicht mehr.
    »Na, wenigstens haben wir sie«, meinte Rabenhorst, als sie gemeinsam zur Kantine gingen.
    »Noch haben wir gar nichts«, murrte Cüpper.
    Rabenhorst hob fassungslos die Brauen. »Zweifeln Sie daran? Nach allem, was die Untersuchungen ergeben haben? Der Fall liegt doch klar auf der Hand!«
    Cüpper winkte ungeduldig ab. »Wir werden sehen.«
    »Ich bitte Sie, Chef. Sie hat das Messer in der Hand gehalten, so wie Sie gleich eines in der Hand halten werden. Was gibt es da noch zu bezweifeln?«
    »Ist ja gut.«
    »Hat sie die Tatwaffe nun angepackt oder nicht? War sie in der Wohnung oder nicht? Ist es ihr Blut am Türrahmen oder …«
    »Ja, ja, ja«, gab Cüpper widerwillig zu.
    »Ich begreife Ihr Problem nicht ganz.«
    »Mein Problem?«
    Cüpper schaute auf den Speiseplan und machte auf dem Absatz kehrt. Rabenhorst blinzelte verwirrt.
    »Herrgott, was ist denn jetzt schon wieder?«
    »Mein Problem sind Frikadellen à la Präsidium. Gehen Sie ruhig essen, Rabenhorst. Ich hab zu grübeln.«
    Rabenhorst schaute ihm mit offenem Mund nach. Dann drang der Duft von gebratenem Hackfleisch an seine Nase, und er beschloss, sich von Cüppers Launen nicht länger terrorisieren zu lassen.
    Nie wieder, das stand fest!
    Zumindest nicht bis nach der Mittagspause.
    Eva Feldkamp
    Als Cüpper hinaus auf die Straße trat, sah er sie schon von weitem durch den Nieselregen heraneilen. Ihre Absätze mussten mindestens acht Zentimeter hoch sein, trotzdem lief sie mit geschmeidiger Eleganz auf ihn zu. Mit ihrem Cape und dem breitrandigen Hut erschien sie ihm so unwirklich wie die Wesen aus der H&M-Reklame; eine Momentaufnahme, etwas, das es eigentlich nicht gibt, aber zum Klauen schön.
    »Herr Kommissar!«
    Er schlenderte ihr ohne Hast entgegen. Mit jedem Schritt besserte sich seine Laune. Auf den letzten paar Metern, die sie noch trennten, verliebte er sich schnell in ihre Beine und war glücklich darüber hinweg, als sie ihm, nach Atem ringend, gegenüberstand.
    »Zufall oder Gottvertrauen?«, fragte er freundlich.
    »Ich hab Sie angerufen.« Eva Feldkamp durchwühlte eine winzige Handtasche. »Man sagte mir, Sie seien im Büro. Hat man Sie nicht verständigt, dass ich komme?«
    »Nein«, räumte er verwundert ein.
    »Vor einer Viertelstunde habe ich … ja, wo ist denn … Mist!« Es rappelte und klirrte in der Tasche. Cüpper kam neugierig näher und räusperte sich.
    »Soll ich suchen helfen?«
    »Halten Sie das.« Ehe er sich’s versah, drückte sie ihm einen Schminkstift in die Hand. Ihre Finger verschwanden erneut im Ungewissen.
    »Und das.« Ein Päckchen Taschentücher wurde unsanft ans Tageslicht gezerrt, gefolgt von einem Feuerzeug. »Und hier den Füller. Vorsicht damit, der war teuer! Blödes Ding, wo bist du denn?«
    Das namenlose blöde Ding entzog sich

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