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Mordshunger

Titel: Mordshunger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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des Nachmittags in eine tiefe Depression verfallen. Nachdem der Anfall vorüber war, hatte sie eine Stunde geschlafen und war mit einem Schrei erwacht. Seitdem saß sie auf ihrem Bett in der Krankenstation, zusammengekauert wie ein ängstliches Tier, sprach kein Wort und schien auch niemanden zu sehen. Ihr Blick war starr und apathisch. Auf Fragen und die Nennung ihres Namens reagierte sie ebenso wenig wie auf Handzeichen und Berührungen. Sie war einfach verschollen und hatte ihren Körper als Beweis des endgültigen Zusammenbruchs zurückgelassen.
    »Denken Sie eigentlich, mir macht das Spaß?«, brummte Rabenhorst betreten.
    Cüpper schwieg und sah aus dem Fenster.
    »Beweisen Sie mir, dass sie es nicht war, und ich bin der Erste, der sie nach Hause fährt!« Rabenhorst rutschte auf seinem Stuhl hin und her. »Ist aber auch zu dumm, dass wir nichts aus ihr herauskriegen.«
    Er sprang auf, nahm sich einen neuen Kaffee und verzog das Gesicht. Das Zeug war bitter. Zu lange auf der heißen Platte gestanden.
    »Blutspuren, Fingerabdrücke, alles von ihr«, schimpfte er. »Zu allem Überfluss noch ein Motiv, das sich gewaschen hat. Bin ich etwa dran schuld, dass sie es war?«
    Cüpper lehnte sich zurück und krauste die Nase.
    »Nein, bin ich nicht!«, versicherte Rabenhorst mit Nachdruck.
    »Äh … was?«, nuschelte Cüpper.
    Rabenhorst schnellte in die Höhe. »Chef! Ich hadere mit Gott und allen Menschen, und Sie hören nicht mal zu!«
    »Was haben Sie denn gesagt?«
    »Ich habe gesagt …« Rabenhorst schüttelte entnervt den Kopf und setzte sich wieder.
    »Rabenhorst, passen Sie mal auf.« Cüpper stützte die Ellbogen auf den Tisch und beugte sich vor. »Ich habe nachgedacht. Wir haben da was übersehen, alter Freund. Während Sie sich gerade geißelten, ist mir plötzlich klar geworden, was an Ihrer Theorie nicht stimmt.«
    »Was stimmt denn nicht?«, fragte Rabenhorst müde.
    Cüpper sah ihn finster an. »Wenn Sie Ihr Viertelpfund Gehirn anstrengen würden, kämen Sie von selber drauf. Aber eher kocht Bocuse mit Maggi, was? Also los, wir fahren in den Bazaar.«
    Rabenhorst verdrehte die Augen, wagte aber nicht zu widersprechen, während Cüpper eine Nummer wählte.
    Schramm war in seinem Geschäft. Cüpper beorderte ihn in seine Wohnung.
    Wenige Minuten später brachen sie auf.
    »Was glauben Sie eigentlich bei Schramm zu finden?«, fragte Rabenhorst skeptisch, als Cüpper den Wagen vor der Apostelnkirche parkte.
    »Bei Schramm? Gar nichts.«
    »Und in Inkas Wohnung?«
    »Auch nichts.«
    »Ah, nichts. Und was tun wir dann hier?«
    »Ich gebe Ihnen Nachhilfe in gesundem Menschenverstand. Kommen Sie schon, nicht so lahm.«
    Rabenhorst rannte Cüpper zähneknirschend hinterher und verfluchte den Tag ihres Zusammentreffens. Sie erstiegen die Treppen bis zum vierten Stock und klingelten bei Schramm. Der öffnete mit säuerlicher Miene.
    »Wird es lange dauern?« Alles an Schramm war eine einzige Sorge.
    »Kaum«, antwortete Cüpper.
    »Ich bin nicht einfach so entbehrlich, wissen Sie. Die Geschäfte …«
    »Die Geschäfte können ein Viertelstündchen ohne Sie gehen«, beschied Cüpper. »Rabenhorst, der Reihe nach. Was ist Ihrer Meinung nach passiert?«
    Rabenhorst schaute ihn verdutzt an.
    »Hab ich doch schon gesagt.«
    »Dann sagen Sie es noch mal.«
    »Astrid Hasling schellt bei Inka von Barneck und wird eingelassen. Inka dreht ihr den Rücken zu, sie zieht das Messer, aber Inka merkt was und schreit auf. Es kommt zum Kampf, beide stürzen mit dem Dreibein um, wobei Astrid sich die Hand an den Scherben zerschneidet. Inka flieht Richtung Tür, Astrid hinterher, bekommt sie zu fassen und macht ihr den Garaus. Astrid erkennt, was sie getan hat, lässt entsetzt das Messer fallen und flieht.«
    »Davon sind Sie überzeugt.«
    »Davon ist die Spurensicherung überzeugt.«
    Schramm sah verständnislos von Rabenhorst zu Cüpper. »Sie haben den Täter?«, fragte er.
    »Nein«, antwortete Cüpper.
    »Natürlich haben wir ihn – ich meine, sie!«, ereiferte sich Rabenhorst.
    »Herr Schramm«, sagte Cüpper, ohne weiter auf Rabenhorst zu achten, »was genau haben Sie in der Mordnacht gehört?«
    »Aber das habe ich der Polizei schon tausendmal erzählt.«
    »Dann erzählen Sie es noch mal.«
    »Sicher, wenn Sie meinen.« Schramm zuckte widerwillig die Schultern, bemühte sich aber um einen kooperativen Gesichtsausdruck. »Man will ja helfen, nicht wahr?« Knopfdrucklächeln. »Es passiert so viel Schreckliches, alleine,

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