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Mordshunger

Titel: Mordshunger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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der sie den Kopf kosten kann, weil sie ihn nicht hundertprozentig kontrollieren können. Komplizen sind Schwachpunkte im Konstrukt des Verbrechens. Weniger, dass sie patzen, wenn es um die Durchführung geht. Aber hinterher dann! Manche bekommen Skrupel, andere rasten aus oder erzählen zu viel rum, und so bringen sie einen theoretisch perfekten Plan früher oder später doch noch zum Scheitern. Kluge Verbrecher wissen das.«
    »Und lassen sich erst gar nicht mit Komplizen ein?«
    »Doch.« Cüpper nahm einen langen und genussvollen Schluck. »Aber sie bringen sie hinterher um.«
    »Mein Gott.« Sie runzelte die Stirn. »Was für Schauergeschichten Sie erzählen.«
    »Leider kommen Sie in einer vor.«
    »Ja, leider. Offen gestanden bin ich beunruhigt wegen der Sache gestern Nachmittag.«
    »Welche Sache?«
    »Ihr Besuch. Fritz wollte Ihnen reinen Wein einschenken. Ich fürchte nur, er hat sich und Max keinen Gefallen damit getan.«
    »Warum?«
    »Wegen der Art und Weise!«, schnaubte Eva. »Das war ungeschickt. Fritz weiß das. Er hasst es, Fehler zu machen, aber diesmal ist ihm einer unterlaufen. Darum war er auch so wütend.«
    »Mich stört nicht im Geringsten, dass er einen Doppelgänger hat«, sagte Cüpper.
    »Nein. Aber jetzt glauben Sie genau das, was Sie nicht glauben sollten. Also, damit Sie’s wissen, Fritz ist aus dem Schneider. Er war der Gastgeber, und das lässt sich ohne weiteres beweisen.«
    »Wie?«
    »Darüber wollte ich mit Ihnen reden. Max und ich waren vorgestern zum Mittagessen in der Villa. Danach haben wir uns in Fritz’ Arbeitszimmer zurückgezogen und Verschiedenes besprochen. Gegen fünf bin ich gegangen, um einzukaufen und privaten Kram zu erledigen. Max blieb zwei Stunden länger, weil er Fritz über diverse Transaktionen ins Bild setzen wollte. Sie wissen, die Eigelsteinsanierung.«
    »Augenblick mal! Max hat Fritz ins Bild gesetzt?«
    »Ja, natürlich. Max ist nicht einfach nur der Doppelgänger, er ist in allem ein zweiter von Barneck. Sein Job macht es erforderlich. Immer dann, wenn er anstelle von Fritz Verhandlungen führt, weiß er mehr über den Verlauf eines Geschäfts als Fritz. Daran ist nichts Ungewöhnliches.« Sie stockte kurz. »Obwohl ich manchmal glaube, dass es Fritz ein bisschen fuchst«, fügte sie hinzu. »Er nennt Max scherzhaft seinen Risikofaktor Nummer eins.«
    »Vielleicht, weil Max ihm lästig wird?«
    »Ach wo!« Eva winkte ab. »Fritz hängt an Max, er betrachtet ihn als Freund. Natürlich nur, solange er sich innerhalb der von ihm gezogenen Grenzen bewegt.«
    »Und was passiert mit einem, der die Grenzen überschreitet?«, fragte Cüpper.
    Sie schüttelte den Kopf. »Reden wir von was anderem.«
    »Max ist vertrauensselig, stimmt’s?«
    »Er ist …« Sie schien mit sich zu ringen. Dann sagte sie leise: »Er ist ganz einfach der feinere Kerl. Mag sein, er neigt dazu, die Dinge nicht so ernst zu nehmen. Nennen Sie ihn meinetwegen naiv. Aber Fritz ist eine Maschine und Max ein Mensch mit Gefühlen. Das ist wichtiger als alles andere.«
    »Warum arbeiten Sie für eine Maschine?«
    »Maschinen zahlen gutes Geld.«
    Cüpper betrachtete sie prüfend. »Sie sind sehr offen.«
    »Und Sie sind sehr misstrauisch. Ich mag Sie, Herr Kommissar, aber ich mag es nicht, wenn Sie zu falschen Schlüssen kommen, nur weil mein Arbeitgeber es am nötigen Geschick hat fehlen lassen. Als Max vorgestern Abend die Villa verließ, sahen das mehrere Zeugen, unter anderem Schmitz und Schmitz, Sie wissen, unsere guten Geister. Danach hat Fritz das Haus nachweislich nicht mehr verlassen, bis die Gäste eintrafen. Kurz, er kann es nicht gewesen sein.«
    »Waren Sie auch auf der Party?«
    »Nein.« Sie lächelte vieldeutig, griff herüber und leerte Cüppers Glas.
    »Das hab ich wohl verdient?«, grinste Cüpper.
    »Na, und wie!«
    Ein kurzes Schweigen trat ein.
    »Sie sind sich hoffentlich darüber im Klaren«, sagte Cüpper, »dass Sie Max mit Ihrer Aussage nur umso mehr belasten.«
    »Tue ich das?«
    »Wenn Fritz es definitiv nicht gewesen sein kann, ja.«
    »Max war es auch nicht.«
    »Sind Sie da so sicher?«
    »Ja. Er war bei mir.«
    Der Schrei
    »Na und? Dann war er halt bei ihr«, rief Rabenhorst. »Warum auch nicht? Was spielt das überhaupt für eine Rolle?«
    Sie saßen in Cüppers Büro und tranken Kaffee. Von nebenan drang gedämpftes Schreibmaschinenklappern und vermischte sich mit dem Prasseln des Regens zu einer monotonen Attacke aufs Gemüt.
    Astrid Hasling war während

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