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Mordshunger

Titel: Mordshunger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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beiden konnten sich nicht einigen. Astrid bittet und bettelt und versucht, Inka von ihrem Vorhaben abzubringen, sie erniedrigt sich, dann droht sie, flucht, heult, schreit. Keine Reaktion. Nach dem, was wir inzwischen über Inka wissen, hat die sogar noch ihren Spaß daran. Jedenfalls, Astrid weiß, dass alles aus ist und Inka nach ihrer Ehe nun auch ihre Agentur ruinieren wird. Sie fährt nach Hause, verkriecht sich und lässt sich volllaufen.«
    »Mit fünfundzwanzig Jahre altem Armagnac«, klagte Cüpper.
    »Womit auch immer. Es paaren sich Suff und Verzweiflung. Astrids Wut wird zur Raserei, die Ausweglosigkeit der Situation treibt sie zum Äußersten. Also beschließt sie, Inka zu töten! Sie schnappt sich ein Messer, ruft ein Taxi und lässt sich nochmals zum Bazaar fahren. Dort bringt sie Frau von Barneck unter irgendeinem Vorwand dazu, sie in die Wohnung zu lassen. Inka will hinter ihr die Tür schließen und dreht ihr dabei den Rücken zu. Aber sie hat dennoch was gemerkt. Bevor Astrid zuschlagen kann, wirbelt sie herum, schreit auf, es gibt einen Kampf, in dessen Verlauf beide stürzen und den Tisch mit den Gläsern umreißen. Alles geht zu Bruch, Astrid zerschneidet sich die Hand, Inka versucht zu fliehen, kommt noch eben bis zur Tür – und dann passiert’s!«
    »Was passiert?«
    »Na, was?! Sie schneidet ihr die Kehle durch!«
    »Und dann?«
    »Wird ihr klar, was sie getan hat. Sie gerät in Panik, lässt das Messer fallen und flieht Hals über Kopf in die Nacht. Ende der Geschichte.«
    Cüpper trank einen Schluck Wein und dachte über das Gehörte nach. Es klang ein bisschen theoretisch, aber keineswegs schlecht.
    »Na?«, fragte Rabenhorst. Seine Augen glänzten.
    »Es wäre zumindest möglich. Nehmen Sie gleich morgen ihre Fingerabdrücke zum Vergleich mit denen auf dem Messergriff, dann wissen Sie’s.«
    »Ich weiß es jetzt schon«, sagte Rabenhorst entschieden.
    »Nein«, sagte Cüpper. »Im Moment haben Sie nur eine Theorie.«
    »Ich habe was viel Besseres. Eine Aussage der Taxizentrale. Gestern kurz vor Mitternacht wurde ein Wagen angefordert. Der Fahrer heißt Kurt Odenthal, Wagennummer 16. Er fuhr in die Overstolzenstraße, wo er eine sichtlich betrunkene Frau an Bord nahm.« Rabenhorst lachte leise. »Und dreimal dürfen Sie raten, wo die hinwollte.«
     

Zweiter Tag
     
    Frühstück
    Die Königin von Saba schmatzte so laut, dass Cüpper fürchtete, die Toten würden wach.
    Es war früher Morgen, aber in der Pathologie herrschte bereits Hochbetrieb. Offenbar ließen einige Kölner ihren Frust über den Dauerregen an anderen aus. Das Wetter änderte sich dadurch nicht.
    »Cüpper!«
    Brauner winkte gut gelaunt mit einem Becher Kaffee. »Setz dich. Gottchen, bist du blass!«
    »Ich schlafe schlecht.«
    »Du? Ist ja das Neueste. Seit wann?«
    »Seit ein paar Tagen. Schmeckt’s denn?«
    »Aber immer. Guck mal, selbstgemachte Würste. Kalte Reibekuchen. Und«, die Königin von Saba griff nach einem hartgekochten Ei, »Hühner vom Reißbrett!«
    Cüpper warf einen Blick auf die beiden Körper, zwischen denen Brauner seinen Tag begann. Der Brustkorb des einen klaffte weit auseinander. Der andere war weitestgehend unversehrt, bis auf ein paar merkwürdig aussehende Löcher im Kopfbereich. Brauner verschlang ein großes Stück Wurst und deutete nacheinander auf die Leichen.
    »Den haben sie erschossen, der hat’s gut.« Er schmatzte genießerisch.
    »Und der da?«
    »Auch erschossen. Haben’s aber nicht dabei bewenden lassen.«
    »Ist ja scheußlich! Gib mir mal den Reibekuchen.«
    »Vorher haben sie ihn auf ein Bett geschnallt, so dass er sich nicht mehr bewegen konnte, und ihm die Augen rausgeholt. Weißt du, so.«
    Brauner krümmte Daumen und Zeigefinger und drückte sie in unsichtbare Augenhöhlen.
    »Wo ist das passiert?«
    »Hinterm Bahnhof in dem schäbigen Hotel, wo letztes Jahr die kleine Blonde mit der Kreissäge …«
    »Schon gut.«
    »Da, nimm dir einen Kaffee. Tut mir übrigens leid, dass es gestern nicht mehr geklappt hat. Du siehst ja, ich habe alle Hände voll zu tun. Dafür kann ich dich beglückwünschen. Du hattest recht.«
    »Natürlich hab ich recht«, murmelte Cüpper.
    »Man sieht es an der Schnittrichtung. Beginnt sehr flach, wird zur anderen Seite tiefer und zackt dann leicht aus. Wenn der Mörder tatsächlich von hinten kam, und daran scheint es keinen Zweifel zu geben, haben wir es definitiv mit einem Linkshänder zu tun.«
    »Ha!«, triumphierte Cüpper. »Fehlt nur

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