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Mordsidyll

Mordsidyll

Titel: Mordsidyll Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk Zandecki
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Bis jetzt ist ein Jäger verletzt worden. Durch Ihre Schüsse. Erzählen Sie mir, was los war, bevor Sie sich noch tiefer reinreiten.«
    Roman blieb stumm. Dachte der Kasper vor ihm etwa, er könnte ihn einschüchtern? Er würde auf rein gar nichts reagieren. Auf keine Anschuldigung. Auf keinen Zornausbruch. Und auf kein strafmilderndes Angebot.
    Er bemerkte schadenfroh, dass der Kripobeamte mittlerweile vor Wut kochte. Ruste lehnte sich in seinem Plastikstuhl zurück und zündete sich eine Zigarette an.
    Â»Kann ich auch eine?«, brach Roman sein Schweigen.
    Â»Klar, wenn du uns Antworten gibst«, entgegnete Ruste und blies Roman Rauch ins Gesicht.
    Roman schaute auf seine Rolex. »Dann eben nicht. Ich will jetzt einen Anwalt sprechen.«
    Â»Scheiße! Du willst hier nur Zeit schinden! Dein Kollege Viktor plant doch etwas, oder? Und du meinst, du könntest uns hier hinhalten? Falsch gedacht, Freundchen!«
    Ruste packte Roman über den Tisch am Kragen seines Designerhemdes. Der blasse Bulle sprang auf und hielt seinen Chef zurück. »Bitte, Herr Ruste.«
    Â»Ja, schon gut«, erwiderte der Kommissar schroff und ließ Roman los.
    Roman grinste und strich sich sein Hemd glatt. Mit solchen Mitteln war ihm, Roman Neufeld, nicht beizukommen!
    Ruste drehte sich zum Spiegel. »Los, reinkommen und abführen. Dringender Tatverdacht wegen versuchten Mordes an den drei Jägern … Wie hießen die noch, Schröder?«
    Der bleiche Polizist las drei Namen vor.
    Â»Und verständigen Sie seinen Anwalt. Das ist sein Recht«, fauchte Ruste den Polizeibeamten an.
    Â»Genau, das ist mein gottverdammtes Recht. Warum nicht gleich so?«, erwiderte Roman und grinste den Kommissar an, als er aus dem Raum geführt wurde.

    *

    Â»Pssst, keinen Mucks«, flüsterte eine Stimme Anna ins Ohr. »Jemand ist im Haus oder vor dem Haus.«
    Es war Ronalds Stimme. Als er vorsichtig seine Hand von ihrem Mund nahm, atmete Anna leise auf. Fragend blickte sie Ronald an.
    Â»Ich war kurz draußen, um frische Luft schnappen«, flüsterte er. »Ich wollte euch die Möglichkeit geben, allein zu reden. Dann ging plötzlich das Licht aus. Als ich wieder reinkam, hörte ich ein Geräusch an der Hintertür und Tim saß tot im Sessel. Das hat nur wenige Minuten gedauert, Anna. Wer immer es ist, der ist bestimmt auch hinter dir her. Wir müssen verschwinden.«
    Ronald öffnete die Eingangstür einen Spaltbreit und spähte hinaus. »Wir müssen es riskieren. Wir müssen zum Auto. Bleib dicht hinter mir«, sagte Ronald mit leiser Stimme und winkte sie zu sich.
    Anna fröstelte, als sie in die Finsternis hinaustrat. Es war nicht nur die Kälte, die ihr eine Gänsehaut bereitete. Es war Angst. Der Albtraum setzte sich fort. Einzig die warme Hand von Ronald, die sie festhielt, gab ihr Halt.
    Gebeugt liefen sie über den schmalen Kiesweg zu Ronalds Auto. In den Sträuchern raschelte etwas. Anna schrak zusammen, doch Ronald zog sie weiter. Im Laufen drückte er auf die Fernbedienung seines Schlüssels. Als die Autotüren entriegelt wurden, leuchteten die Blinker des Wagens auf. Anna kam es vor, als erhellten grelle Blitze die Nacht. Nun wusste der Mörder von Tim genau, wo sie sich aufhielten. Wenn er zuschlagen wollten, dann jetzt.
    Schnell sprangen Anna und Ronald ins Auto und verriegelten von innen die Türen. Ronald schaltete geistesgegenwärtig die Innenraumbeleuchtung aus. Er wartete nicht, bis der Diesel vorgeglüht war, sondern startete den Motor sofort. Im Rückwärtsgang jagte er den schmalen Weg hinunter und bog mit quietschenden Reifen auf die Landstraße ein. Geübt schaltete er in den nächsten Gang und trat aufs Gas. Anna blickte durch die Rückscheibe. Niemand schien ihnen zu folgen. Beruhigt drehte sie sich nach vorn und lehnte sich zurück.
    Als der Wagen durch ein tiefes Schlagloch rumpelte, das der Winter im Asphalt hinterlassen hatte, fiel etwas scheppernd aus Ronalds Jackentasche, glitt über die Mittelkonsole und landete vor Anna im Fußraum. Sie beugte sich herunter und hob es auf. Es war eine CD-Hülle. Auf der Silberscheibe darin stand ›Hits‹.
    Der Schriftzug verschwamm vor Annas Augen. Das war zu viel für sie. »Wie kommst du an diese CD?«, schrie sie. »Die hatte Tim! Halt an. Halt sofort an, ich will aussteigen!«
    Â»Moment. Beruhige dich. Ich kann dir alles

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