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Mordsidyll

Mordsidyll

Titel: Mordsidyll Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk Zandecki
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hatte weder die Russen angetroffen noch Weber ausfindig machen können. Dabei waren das momentan seine heißesten Spuren!
    Auch diese Lobbisch blieb weiterhin verschwunden. Ruste hatte vor ein paar Stunden nochmals zwei Streifenpolizisten zum Hof geschickt, doch die hatten nur den alten Wernike angetroffen und waren von ihm direkt dafür eingespannt worden, ihm beim Füttern der Kälber zu helfen! Als die Streifenpolizisten ihm das am Telefon erzählt hatten, war ihm nichts anderes übrig geblieben, als sie zu ermahnen. Doch er konnte sich gut vorstellen, dass die armen Teufel gegen diesen alten Knochen gar keine Chance gehabt hatten!
    Ruste musste beim Gedanken an den alten Wernike grinsen. Der Kerl hatte ihm den Tag doch noch versüßt. Er und der Fund im Biggestausee! Natürlich war es weder der hölzerne Schützenvogel noch ein Ertrunkener gewesen, sondern ein alter, bunter Ohrensessel. Dass blaue Mülltüten die naturgeschützten Ufer des Biggesees säumten, war nichts Neues für Ruste. Aber ein Ohrensessel, der auf dem See trieb?
    Müde rieb sich Ruste die Lider. Er sah schon schwarze Punkte und Fäden durch den Raum tanzen. Es war höchste Zeit, dass er etwas Schlaf bekam.
    Auch Schröder saß mit geröteten Augen vor dem Computermonitor.
    Â»Machen Sie Schluss!«, forderte Ruste ihn auf. »Wir kommen heute sowieso nicht mehr weiter. Die Streifen sind angewiesen, regelmäßig nach den beiden Russen, nach Weber und nach dieser Bäuerin Ausschau zu halten. Mehr können wir momentan nicht tun.«
    Ruste erhob sich und genau in diesem Augenblick schellte das Telefon auf Schröders Schreibtisch. Schröder hielt den Hörer ans Ohr, lauschte kurz und schaute Ruste auffordernd an.
    Â»Sie haben einen! Sie haben einen der Russenmafia geschnappt!«, flüsterte er Ruste zu, bevor er ins Telefon sprach: »Bringen Sie ihn sofort zu uns in Büro. … Genau, Olpe. … Ja, wir bleiben hier und nehmen ihn in Empfang. … Nein, der Mann ist noch nicht offiziell zu verhaften. Wir übernehmen alles Weitere. … Ist er bewaffnet. … Nein? Also bitte sofort herbringen. Aber passen Sie auf, er ist ein Verdächtiger.« Schröder legte auf.
    Ruste war wieder hellwach. »Rufen Sie sofort die Spurensicherung an. Die sollen seine Hände direkt auf Schmauchspuren untersuchen!«

    Roman saß dem Kommissar und seinem bleichen Handlanger im Vernehmungsraum gegenüber. Während Ruste wütend auf ihn einredete, musterte er das karge Zimmer, das in ein diffuses Neonlicht getaucht war. An der Wand hing ein Spiegel. Roman war sich sicher, dass dahinter die Befragung auf Video aufgezeichnet wurde. Doch er schwieg beharrlich. Aus ihm bekamen die Bullen nichts heraus, schließlich war er ein Profi! Schlimm genug, dass sie ihn geschnappt hatten. Aber wer hatte auch mit diesem Scheißschnee gerechnet! Er hatte einfach in dieser bescheuerten Kurve in Meinerzhagen die Kontrolle über seinem VW-Bus verloren. Bei seinem Glück hatte er natürlich ausgerechnet in den Wagen eines Bullen hineinrutschen müssen, der bereits Feierabend hatte. Als Roman die Sache schnell und ohne Polizei hatte abwickeln wollen, war der hellhörig geworden und hatte seine Kollegen übers Handy gerufen. Und jetzt saß er schon seit zwei Stunden diesen zwei Witzfiguren gegenüber.
    Es klopfte an der Tür. Ein uniformierter Polizist reichte Ruste einige Papiere. Der Kommissar blätterte sie durch und sah Roman durchdringend an. »Sie wissen, was das ist?«
    Roman schaute demonstrativ an Ruste vorbei in den leeren Raum.
    Â»Das ist der Schmauchspurentest. Sie haben kürzlich eine Handfeuerwaffe betätigt. Und den Spuren nach zu urteilen, mehr als nur einmal. Sie müssen mindestens ein ganzes Magazin leer geballert haben. Also, wollen Sie uns nun etwas sagen?«
    Als Roman nicht reagierte, schlug Ruste ärgerlich auf die Tischplatte. Der Hänfling neben ihm fuhr zusammen, doch Roman zuckte noch nicht einmal mit der Wimper.
    Â»Sie wollen uns nicht sagen, wo Sie gestern Nacht waren. Damit haben Sie kein Alibi! Und Ihre Hand ist voller Schmauchspuren. Mein lieber Freund, Sie stecken richtig in der Scheiße!«, schrie ihn der Bulle an.
    Roman dreht gelangweilt den Kopf zur Seite.
    Â»Hören Sie zu, wenn Ihr Freund Viktor Stein in der Zwischenzeit eine weitere Straftat begeht, wird es für Sie nur noch schlimmer.

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