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Mordskind: Kriminalroman (German Edition)

Mordskind: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Mordskind: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Mischke
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soll ja viel schlimmer sein als Gefängnis.« In tiefer Betroffenheit schüttelte sie ihr Haupt, wobei ihre Ohrgehänge leise klimperten, und flüsterte: »Was für ein Schicksal!«
    Das Licht des Deckenstrahlers brach sich in ihrem stumpfen schwarzen Haar, sie hatte es zu Vitos Beerdigung frisch färben und dauerwellen lassen.
    »Für was Originelles war sie immer zu haben«, antwortete Paula.
    »Ja«, nickte Siggi. »Eine kreative Ader kann man ihr nicht absprechen.«
    »Stellt euch das mal vor«, fing Barbara wieder an, »da schlägt sie den armen Vito nieder, und dann fesselt und knebelt sie ihn mit Teppichband … oder war es Malerband, was war es noch mal, Paula?«
    »Im Bericht des gerichtsmedizinischen Instituts stand Teppichband.« Das Gesicht ohne Mund, dachte Paula und schüttelte sich.
    »Kannst du dich denn an gar nichts mehr erinnern?« fragte Gudrun bedauernd.
    »Nur äußerst nebelhaft«, wich Paula aus, und das war nicht einmal gelogen.
    Barbara ließ sich nicht abbringen: »So was von Roheit: Sie hält ihn von Samstagabend bis Montagabend in deinem Keller gefangen, verschnürt wie ein Päckchen, um dir einen Mord unterzuschieben. Womöglich saß sie am Sonntag gemütlich am Kaminfeuer, während Vito da unten … Ist das nicht hochgradig pervers? Wie konnte sie so etwas nur tun?«
    »Die Frage ist, was hätte sie gemacht, wenn Paula eine Woche länger in Berlin geblieben wäre, bei ihrem schwerkranken Sohn.«
    »Es waren lediglich Windpocken«, warf Paula ein.
    »Typisch Siggi«, krittelte Barbara, »so was gefällt dir wohl noch, wie? Frag dich lieber, was passiert wäre, wenn du am Samstag zufällig dort vorbeigeschaut hättest …«
    So zufällig war das nun auch wieder nicht, dachte Paula, aber sie schwieg. Niemand wußte von Vitos Scheintod in der Requisitenkammer, und wenn es nach Paula ginge, so brauchte es auch niemand zu erfahren, denn immerhin hatte sie bei dieser Komödie nicht gerade eine glanzvolle Figur abgegeben. Vito war das Opfer seiner eigenen Hinterlist und Geldgier, mit dieser einfachen Formel hatte Paula das Thema für sich abgeschlossen.
    »Ihr Mann Jürgen sagte, Doris hätte den Tod ihres Kindes nicht verkraftet«, meinte Gitta.
    »Schon«, räumte Frank Mückel ein, »aber gleich so was! Konnte sie nicht einfach nur saufen, rumhuren oder fromm werden?«
    »Vielleicht sollten wir ein Theaterstück draus machen«, schlug Siggi vor.
    »Das würde garantiert ein Knüller für unsere Theaterkasse!«
    »Ach, Erich«, stöhnte es im Chor, und Siggi fügte mit einem Seitenblick auf ihn hinzu: »Der Wahnsinn hat viele Ausprägungen.«
    »Du mußt sie doch hassen, Paula, nach allem, was sie dir angetan hat? Du hättest allein an den vielen Drogen sterben können. Stand jedenfalls so in der Zeitung. Und außerdem wollte sie dir dein Kind wegnehmen und einen Mord unterjubeln. Wer weiß, ob du Simon je wiedergesehen hättest.« Gudruns Gesicht zeigte eine Mischung aus Anteilnahme und Neugier.
    Paula zuckte die Schultern. »Ich weiß nicht, ob ich sie hasse. Zuerst vielleicht schon, jetzt nicht mehr.«
    »Ehrlich, Paula, wir haben von Anfang an gesagt, daß du das mit Vito nicht gewesen sein konntest! So was von Brutalität, nein, das hätten wir dir nie zugetraut, nicht wahr?« Dr. Mückel hatte seine Frage an niemand bestimmten gerichtet, aber alle nickten bestätigend.
    »Nein, natürlich nicht«, bestätigte Siggi. »Trotzdem, ein Hoch auf die moderne Gerichtsmedizin! Wenn die nicht rausgefunden hätten, daß er vorher schon eine abgekriegt hatte und zwei Tage lang mit Schlafmittel ruhiggestellt worden ist …«
    »Klar, damit die Todeszeit stimmt«, kam es sachverständig aus der Hals-Nasen-Ohren-Ecke.
    »Und die Fesselspuren vom Klebeband«, ergänzte Barbara. die dieses Thema anscheinend so schnell nicht losließ. »Es sollen schon einzelne Finger und Zehen abgestorben gewesen sein! Mein Gott, der Arme, könnt ihr euch vorstellen, was der durchgemacht hat, die zwei Tage in diesem dunklen Kellerloch?« Barbaras Augen wurden feucht bei dieser Vorstellung.
    »Mein Weinkeller ist kein Loch!«
    »Wirst du den Keller denn noch benutzen?« fragte Gitta. »Bleibst du überhaupt in diesem Haus?«
    ›Neulich haben sie mir eine tote Ratte an die Schuppentür genagelt, kein schöner Anblick. Ich stelle fest, daß ich heute nicht mal mehr dran denke, wenn ich den Schuppen sehe. So ähnlich ist das sicherlich bald mit Vito und meinem Keller.‹ Das hätte Paula am liebsten geantwortet, aber

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