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Mordskind: Kriminalroman (German Edition)

Mordskind: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Mordskind: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Mischke
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Messer an ihrem Hals.
    Er bahnte sich seinen Weg durch niedrige Brombeerranken und Farne, Paula stolperte tolpatschig hinter ihm her.
    »Ich weiß nicht. Es war zu dunkel. Im Haus waren alle Lichter aus, du hast sicher schon geschlafen, es war ja lange danach.«
    »Danach?« wiederholte sie. »Was war wonach? Worum geht es hier eigentlich?«
    Seine Schritte wurden länger, sie hatten schon fast das Tor zu ihrem Garten erreicht.
    »Bitte«, drängte Paula, »so rede doch!«
    »Lange nachdem ich dich ins Haus gebracht habe«, sagte er ohne anzuhalten.
    »Soll das heißen, daß ich nachts im Garten war und du mich wieder …« Er blieb so abrupt stehen, daß Paula ihn anrempelte.
    »Was ist?«
    Er wich ein paar Schritte zurück, und Paula folgte seinem argwöhnischen Blick. Dann sah sie es auch. In ihrem Garten, nahe beim Gatter, stand eine Gestalt zwischen den Bäumen, die wie versteinert zu ihnen hinüberstarrte.
    »Doris«, sagte Paula leise.
    Als sie sich nach Bosenkow umwandte, war der wie vom Erdboden verschluckt.
    »Soll ich heute zu diesem Elternabend im Kindergarten gehen?« fragte Doris zwei Tage später, beim gemeinsamen Abendessen in Paulas Küche. Es gab eines von Paulas bewährten Schnellrezepten, Spaghetti mit Sahnesoße und Kräutern, und Doris hatte sich auf ihre geschickte, unauffällige Art selbst dazu eingeladen.
    Paula zögerte einen Moment. Die Versuchung war groß, ihr graute ein wenig vor diesem Termin. Außerdem fiel es ihr seit der Begegnung mit Bosenkow schwer, sich auf die profanen Dinge des Alltags zu konzentrieren. Sogar Schulze hatte heute in der Redaktion boshaft bemerkt, sie schwebe offenbar geistig in anderen Sphären. Er hatte recht. Wenn sie sich nicht gerade den wohligen Luxus gönnte, an seinen Körper und diese Augen zu denken, dann kreisten ihre Gedanken immer um denselben Punkt: Was hatte er mit diesen Andeutungen sagen wollen? Hatte er doch mehr gesehen? Wußte er, was mit Max …
    »Paula? Hast du mir überhaupt zugehört?« fragte Doris mit sanftem Tadel.
    Paula riß sich zusammen. »Ah … ja, habe ich. Wegen des Elternabends. Nein, das geht nicht«, antwortete Paula fest.
    »Ich dachte nur. Ich weiß doch, wie lästig dir dieser Kindergartenkram ist.«
    »Die Nudeln sind bäh!«
    »Du ißt sie doch sonst gerne. Und unterbrich mich nicht, wenn ich mich gerade mit Doris unterhalte.«
    Simon zog einen Flunsch. »Doris kocht bessere.«
    »Dann laß sie liegen. Nein, ich gehe schon selber hin. Erstens wolltest du zur Skigymnastik, deshalb habe ich schon Katharina engagiert, und außerdem bin ich seine Mutter.«
    Doris schien über den forschen Schlußakkord ebenso überrascht wie Paula selbst.
    »Das hat ja niemand bezweifelt«, entgegnete sie ruhig. »Ich wollte dir nur einen Gefallen tun.«
    »Entschuldige, ich … das war nicht so gemeint«, stotterte Paula. Verlegen senkten sie die Köpfe über ihre Teller.
    »Ich hab’ noch Hunger«, quengelte Simon.
    »Entweder du ißt die Nudeln, oder du hast eben Hunger!« sagte Paula verärgert.
    »Schrei doch nicht so!« zeterte Simon.
    »Ich habe nicht geschrien.«
    »Doch, hast du. Du bist immer gleich so böse. Ich will wieder zu Doris.« Er rutschte vom Stuhl und klammerte sich an Doris’ Arm. Ein paar geflüsterte Worte, und er war augenblicklich friedlich und blinzelte Doris verschwörerisch zu.
    Wer flüstert, lügt, kam es Paula in den Sinn. Wer hatte das immer gesagt? Ihr Vater, zu ihren Brüdern, oder war es ihre Mutter gewesen? Wohl eher ihre Mutter, die stets mit so schillernden Weisheiten wie ›Haste was, biste was‹ oder ›Undank ist der Welt Lohn‹, brilliert hatte. Letzteres war ihr Lieblingsspruch Paula gegenüber, auch heute noch.
    »Darf ich wissen, was vorgeht?« fragte Paula mit schlecht unterdrückter Gereiztheit.
    »Ich habe ihm für morgen was besonders Gutes zum Mittagessen versprochen. Dampfnudeln mit Vanillesauce.«
    »Als Belohnung dafür, daß er sich so benimmt!« Sie fühlte sich plötzlich ausgeschlossen und mißverstanden. Doris antwortete nicht, und auch Paula schwieg, während sie den Tisch abräumte. Sie bedauerte ihren scharfen Ton, aber manchmal grenzte Doris’ Fürsorge schon beinahe an Belästigung.
    Als Doris, ein wenig eingeschnappt, wie es Paula vorkam, nach Hause gegangen war, ließ sie voll schlechten Gewissens alles stehen und liegen und las Simon eine Geschichte vor. Er war im Nu wieder versöhnt, langes Schmollen war noch nie seine Sache gewesen. Danach schickte sie ihn in sein

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