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Mordskind: Kriminalroman (German Edition)

Mordskind: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Mordskind: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Mischke
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Kinder.
    Er rückte sich das bestickte Sofakissen zurecht, das ihm seine Mutter gegeben hatte, streckte sich aus und sog den kaum wahrnehmbaren Duft ein, der bestimmt bald verfliegen würde. Ob er es je wagen würde, ihr wieder zu begegnen?
    Das Bier und der Schnaps taten schneller als sonst ihre Wirkung, er hatte den Tag über wenig gegessen und auch auf das Abendessen bei seiner Mutter verzichtet. Er merkte, wie er hinabfiel, wie in ein dunkles Grab. Ein Grab, dachte er verschwommen, bestimmt werde ich bald wieder eines ausheben müssen. Ein kleineres.
    Natürlich war es nicht Max. Nach ein paar irrwitzigen Sekunden war der Spuk vorüber, aber Paulas Herz hämmerte noch immer überlaut, und das Echo ihres spitzen Schreies gellte ihr in den Ohren nach. Heftig riß sie Simon die blonde Lockenperücke vom Kopf.
    »Aua«, kreischte er vorwurfsvoll.
    »Wo hast du die her!« keuchte Paula außer sich.
    Simon wußte mit der Reaktion seiner Mutter nichts anzufangen. Fand sie es sonst nicht immer lustig, wenn er sich verkleidete?
    »Du hast mir weh getan!« rief er erbost, »ich mag dich nicht mehr. Ich mag nur noch Doris. Die ist immer lieb zu mir, nicht so grob wie du.« Zornig und gekränkt stampfte er aus dem Zimmer und lief die Treppe hinunter. Paula fühlte einen schmerzhaften Stich in ihrem Innern. Sie riß sich zusammen und lief ihm nach, er war bereits an der Haustür.
    »Simon! Entschuldige bitte. Das war Unrecht von mir. Es tut mir leid, bitte, komm her zu mir.« Wie alle Kinder wußte Simon es sehr zu schätzen, wenn Erwachsene Fehler eingestanden und sich entschuldigten. Er murrte noch ein wenig, war aber zur Versöhnung bereit. Paula schloß ihn in die Arme.
    »Ich räume dein Zimmer morgen ganz alleine auf. Zur Strafe«, versprach sie. Das gefiel Simon noch besser. Er grinste. Paula versuchte, die Dringlichkeit in ihrer Stimme zu verbergen, als sie fragte: »Woher hast du denn die Perücke?«
    »Schimpfst du auch nicht?«
    »Nein, bestimmt nicht.«
    Er blickte zu Boden und knetete seine Hände. »Gefunden.«
    »Wo gefunden?«
    »In der Mülltonne«, kam es kleinlaut. Seit der Sache mit der fremden Frau neulich war es ihm nachdrücklich verboten worden, in Mülltonnen zu wühlen. Aber seine Mutter schimpfte wirklich Nicht, im Gegenteil, sie drohte nur ein wenig mit dem Finger, als sie fragte: »In welcher Mülltonne denn?«
    »In der von Doris.«
    »Stimmt das auch wirklich?«
    »Ja, Ehrenwort.« Er nutzte die Gunst des Augenblicks. »Krieg’ ich jetzt noch was Süßes?«
    »Meinetwegen, hol’s dir. Wo der Schlüssel versteckt ist, weißt du ja.«
    Während Simon in der bewußten Schublade kramte, rannte Paula hinauf in sein Zimmer und sah sich die Perücke an. Sie war verstaubt und eingerissen. Mein Gott, wie schlimm mußte es um ihre Nerven bestellt sein, daß sie Simon mit diesem Ding auf dem Kopf auch nur eine Sekunde lang für Max halten konnte. War sie dabei, verrückt zu werden, oder war sie es bereits? Schon wieder mußte sie an die Worte Bosenkows denken: » Nachdem ich dich ins Haus gebracht habe.« Wozu war ihr Körper fähig, wenn er, von einem wahnsinnigen Geist gesteuert, nachts umherwanderte? Was hatte er bereits getan?
    Es klingelte. Katharina. Sie hörte, wie Simon die Tür öffnete und sie freudig begrüßte. Babysitter waren stets eine willkommene Abwechslung.
    Paula trödelte absichtlich ein wenig herum, unterhielt sich mit Katharina, zeigte ihr, wo Getränke und Knabberzeug standen, als wäre sie zum ersten Mal hier. Erst zehn nach acht betrat sie den Turnraum des Kindergartens. Die Frauen kauerten alle schon auf diesen lächerlichen kleinen Stühlen, es war stockdunkel. Die Gruppenleiterin, »Tante« Jutta, zeigte gerade Dias vom Sommerfest. Paula tastete sich leise vor und setzte sich in die letzte Reihe, neben Karin Braun. Paula begegnete ihr selten, fand sie aber recht sympathisch, sie schien zurückhaltend und beteiligte sich nie an irgendwelchem Klatsch. Frau Braun nickte ihr im schwachen Lichtschein der Bilder freundlich zu. Der Anfang war geschafft.
    Verschmierte Münder schnitten Grimassen von der Wand, geblümte Kleider blähten sich im Sommerwind, Babys krochen im Sandkasten. Mütter saßen vor hausgemachten Kuchen. Väter hinter Biergläsern, heile Welt auf sattgrünem Rasen. Doris und Paula standen neben Simon, der ein Ei auf einem Löffel im Mund balancierte. »Ach, ist der nett«, sagte irgend jemand, und Paula entspannte sich ein wenig. Ihre Gedanken wanderten zurück zu

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