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Mordsmöwen

Mordsmöwen

Titel: Mordsmöwen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sine Beerwald
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nichts mehr. Eine Antwort bleibe ich ihr schuldig. Verdammt, warum bekomme ich meinen Schnabel einfach nicht auseinander? In Gedanken forme ich Worte, aber die hohe Mauer zwischen meinem Herz und meiner Zunge vermag ich nicht zu überwinden.
    »Ich dachte, du magst mich … und empfindest vielleicht sogar noch ein kleines bisschen mehr als das. Hättest du mir sonst die Sonnenbrille schenken wollen, die ich mir so sehr gewünscht habe?«
    »Ach, die war doch nichts wert und ist sowieso kaputtgegangen, noch ehe ich sie dir schenken konnte.« Na super, da bekomme ich endlich mal meinen Schnabel auseinander, und dann gebe ich so einen Stuss von mir. Suzettes Blick sagt mir, dass sie derselben Meinung ist. Und wie kriege ich jetzt die Kurve? »Ich meine, ich habe sie nicht gekauft, ich habe sie zufällig gefunden, ein Jungmensch hat sie wohl auf dem Gehweg verloren.«
    »Aha«, sagt Suzette.
    Logisch, der Abstand zwischen zwei Fettnäpfchen beträgt einen Ahoi. Ich trete von einem Bein auf das andere. »Weißt du, Suzette, ich … ich muss dir etwas sagen.«
    »Ja?«
    »Ich wollte es dir schon lange sagen, aber ich …« Ich senke den Kopf und könnte mit dem Schnabel in den Boden hacken, um diese Blockade loszuwerden. Muss ich es ihr überhaupt sagen? Spürt sie es nicht schon längst? Eigentlich müsste sie es doch wissen. Ich suche immer ihre Nähe, habe Mogulis gegenüber meine Eifersucht gezeigt und versucht, ihr ein Geschenk zu machen, einen Balztango mit ihr getanzt – und alles gründlich vermasselt. Also, was genau soll ich ihr sagen? Dass sie ihr Leben doch bitte mit dem Chaoten Ahoi verbringen soll? »Suzette, was ich sagen wollte … ich denke, es ist besser, wenn du zu Mogulis zurückgehst. Zu den schönen und reichen Möwen. Dort wirst du es viel besser haben.« Waren das jetzt gerade meine Worte? Aus dem Schnabel des Vollpfostens Ahoi?
    Suzette schaut mich nachdenklich an, auch ein wenig traurig, aber das kann daran liegen, dass ich die Wahrheit erkannt habe. Denn sie nickt. »Ja, wahrscheinlich hast du recht.«
    Jetzt könnte ich nicht nur meinen Schnabel, sondern mich selbst ungespitzt in den Boden rammen. Ganz großes Kino, Ahoi, denke ich. So kämpft man um eine Frau, indem man sie gehen lässt. Das hast du super hinbekommen.
    »Soo viele Spiele, cool!«, unterbricht Grey meine Gedanken. Er hat sich mal wieder auf Erkundungstour begeben und steht jetzt in einem separaten Raum, in dem sich die bunten Kartons in den Regalen bis fast zur Decke stapeln. »Guckt mal, sogar ›Mensch, ich ärgere dich‹ gibt es hier. Papa, Papa, darf ich das mitnehmen?«
    »Das Spiel heißt ›Mensch ärgere dich nicht‹, und das ist noch nix für junge Möwen, wegen der vielen Kleinteile. Schnabel weg!«
    »Boah, Papa, du bist voll der Spielverderber, ey.«
    »Psst«, zischt Balthasar von weiter hinten. »In einer Bibliothek muss man leise sein.«
    »Brüten da Vögel in den Regalen versteckt?«, fragt Helgi, der auf dieser Insel mittlerweile wohl alles für möglich hält. Er hat den Faltplan im Schnabel und versucht, ihn durch heftiges Kopfschütteln aufzufalten. Wieder und wieder. Als das nicht gelingen will, kommt ihm Alki zu Hilfe und wirft die Karte in die Luft. Ein erster Erfolg. Der Plan klappt auf. Noch einmal kräftig schütteln und hochwerfen … jetzt breitet sich die Karte aus und segelt auf Alki herab, sodass er komplett davon überdeckt wird.
    »Hiilfe … jemand hat das Licht ausgemacht! Wo seid ihr?«
    Die Insel Sylt rennt im Zickzack durch die Bibliothek, stößt gegen einige Regale, taumelt und dreht sich im Kreis.
    Kopfschüttelnd beobachten wir das Schauspiel, dann erbarmt sich Balthasar und macht Alki wieder das Licht an.
    Ich seufze. »Siehst du, Suzette, das meine ich. Diese Truppe ist nicht deine Welt … du hast etwas Besseres verdient.«
    Balthasar klatscht in die Flügel. »Auf, auf jetzt. Wir müssen noch unsere Namen aus den Lexikonen raussuchen.«
    Ich verkneife es mir, ihn zu beklugscheißen.
    »Lexika heißt das«, sagt Suzette in diesem Moment, und ich muss grinsen.
    Balthasar tut so, als hätte er nichts gehört – denn er ist zumindest schlau genug, einer Frau nicht zu widersprechen.
    »Die Namen Fietje und Boy habe ich schon gefunden, unterstrichen und die Seiten rausgerissen.« Um ihn herum ausgebreitet liegen aufgeschlagene Bücher, zwischen denen er geschäftig hin- und herläuft und Seiten umblättert. »Helgi, dich nennen wir Helgoland. Scheff, Sie heißen immer noch

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