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Mordsmöwen

Mordsmöwen

Titel: Mordsmöwen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sine Beerwald
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schon auf der Spur!«
    »Nicht mal ich als Mutter kann eure Handschriften auseinanderhalten.«
    »Die lassen sich doch nicht für dumm verkaufen – die Kripo wird nicht lockerlassen. Und wie bist du nur auf diese absurde Idee gekommen, dich mit Tabletten und Alkohol umbringen zu wollen? Das klappt vielleicht im Fernsehkrimi, aber selten genug im wahren Leben, weil einfach die Dosis nicht stimmt und der Körper viel mehr abkann, als es die Beipackzettel vermuten lassen.«
    »Das war keine absurde Idee, es gehört zu meinem Plan. Ich habe mein Leben immer selbst bestimmt, und ich werde jetzt ganz sicher nicht ergeben darauf warten, dass mich der Krebs auffrisst. Du kannst sicher sein, dass mein zweiter Versuch gelingen wird.«
    Sönke entgegnet nichts. Er lässt sich auf die oberste Treppenstufe fallen und hält die Hände vors Gesicht. »Mein Gott, wo bin ich da nur hineingeraten?«
    Uns steht vor Bestürzung der Schnabel offen. Suzette hat sogar Tränen in den Augen, wahrscheinlich, weil sie als Frau noch weniger fassen kann, wie eine Mutter so gefühllos sein kann. Ich lege einen Flügel über Suzette, und sie nimmt diese Geste dankbar an, legt sogar den Kopf an meinen Hals und reibt ihren Schnabel an meinem Gefieder. Auch ich bin geschockt, aber beim Gedanken an das Verhältnis zu meiner Mutter kann ich das Handeln von Knuts Mutter nachvollziehen – verstehen werde ich es nie. Ich bin mehr wütend als traurig und schwöre mir in dieser Sekunde, dass Knuts Tod nicht ungestraft bleiben wird.
    Knuts Mutter lässt uns nicht aus dem Blick, sie sucht nach einem Gegenstand in ihrer Nähe, mit dem sie uns vertreiben kann, aber mit neun Möwen gleichzeitig kann sie es nicht aufnehmen.
    Sönke nimmt seine Hände vom Gesicht und schaut sich um. »Glaubst du denn ernsthaft, ich könnte hier drin nach deinem Tod in Frieden leben? Ich verstehe nicht, wie du wegen dieses verdammten Hauses über Leichen gehen konntest. Du hast das Leben deines Sohnes für den Erhalt dieses Hauses geopfert.«
    »Ja«, antwortet sie gedehnt. »Es stimmt, ich habe nichts dabei empfunden, als ich meinen Sohn tötete. Doch, eines habe ich gespürt: Erleichterung. Knut war mir von Anfang an eine Last.«
    »Wie kannst du so etwas nur sagen, Mutter? Glaubst du etwa, damit deine Schuld mindern zu können?«
    »Komm du mir nicht mit Schuld. Du hast den Abschiedsbrief gefälscht.«
    Sönke springt auf. Dass er nicht die Treppe hinunterläuft und seine Mutter vor Zorn schüttelt, verhindert wohl nur unsere Anwesenheit. »Weil du es so wolltest! Weil ich im Gegensatz zu meinem Bruder immer getan habe, was du gesagt hast. Es war eine Kurzschlussreaktion, ich stand unter Schock, als ich Knut hier liegen sah. Und natürlich wollte ich im ersten Moment nicht, dass sie dich verhaften. Wäre ich doch nur zur Polizei gegangen. Durch den Krebs hättest du den Prozess doch wahrscheinlich nicht mal mehr erlebt. Es war eine beschissene Idee, den Mord vertuschen zu wollen.«
    »Dann geh doch zur Polizei!«
    »Durch den gefälschten Abschiedsbrief hänge ich jetzt aber mit drin. Wenn alles auffliegt, bin ich wegen Beihilfe dran und sitze ein paar Jahre. Den Laden kann ich dann auch gleich verkaufen, mitsamt dem Haus hier, denn danach brauche ich mich auf Sylt nicht mehr blicken zu lassen.«
    Frau Johannsen steht wieder aus ihrem Sessel auf. »Du wirst das Haus nicht verkaufen. Nie in deinem ganzen Leben. Hast du mich verstanden? Es wird alles gut werden, du wirst schon sehen. Und nein, ich will meine Schuld am Tod deines Bruders nicht leugnen, ich will aber auch sonst nichts mehr leugnen. Gar nichts mehr. Ich kann beruhigt meinen eigenen Tod herbeiführen, weil alles so kommen wird, wie ich es mir gewünscht habe. Dein Bruder hätte mich bei seiner Geburt beinahe umgebracht, fast verblutet wäre ich. Nicht mal die Hebamme hat mit ihm gerechnet, das weißt du. Aber verstehst du auch, was das für ein Gefühl war? Ich habe mir immer so sehr ein Kind gewünscht, und erst als ich schon fast vierzig war und nicht mehr daran geglaubt habe, bin ich doch noch schwanger geworden. Aber ich dachte, ich bekomme ein Kind – doch die Wehen und die Schmerzen hörten nicht auf, obwohl du schon auf der Welt warst. Ich war schon fast ohnmächtig, als ich auch noch deinen Bruder geboren habe. Ich stand unter Schock, und es ist eine verdammte Lüge, dass sich die Mutterliebe mit der Geburt des Babys automatisch einstellt! Genau wie es eine verdammte Lüge ist, dass man alle seine Kinder

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