Mordspuren - Neue spektakulaere Kriminalfaelle - erzaehlt vom bekanntesten Kriminalbiologen der Welt
nicht mehr erschwinglicher Nahrung getötet zu haben. Schon den damaligen Berichterstattern fiel auf, dass nur eine der beiden Aussagen stimmen konnte.
Der Richter stellte, wie so oft, in der Verhandlung fest, dass der Angeklagte seiner Meinung nach »keine Spur des Wahnsinns« gezeigt habe. Das Schöffengericht ließ dem Täter daher zuerst die Schenkel und Arme zerstoßen und ihn dann rädern.
Der Mädchenschlächter von Turin (1835)
In Turin verschwand 1835 ein fünfzehnjähriges Mädchen, das auf dem Markt mit Eiern handelte. Die Polizei versuchte herauszubekommen, wer die Eierhändlerin zuletzt gesehen hatte. Es stellte sich heraus, dass das Mädchen eine Lieferung an einen Speckhändler verkauft und in sein Haus gebracht hatte. Nach einigem Nachforschen fiel der Polizei auf, dass schonmehrere junge Mädchen in diesem Haus verschwunden waren. Der Speckhändler wurde verhaftet und sein Haus durchsucht.
Dabei fand man die einzelnen Glieder des Mädchens in Fässern im Keller. Die Überführung des Täters war also auch hier, wie in den meisten Menschenfresser-Fällen, einfach – nachdem man endlich einmal hingesehen hatte.
Beim öffentlich durchgeführten Verhör des Täters »sträubten sich den Zuschauern die Haare empor«: Der Speck und die Würste des Händlers hatten tatsächlich zum Teil aus Menschenfleisch bestanden. Das war aber nicht alles – vor der Schlachtung hatte der Täter die Opfer vergewaltigt und deren Fleisch teilweise auch selbst gegessen.
Kannibalismus aus Aberglauben (Anfang 19. Jahrhundert)
Im Jahr 1809 wurde ein dreijähriger Junge mit dem Namen Tirsch, der von russischen Vagabunden verschleppt worden war, in Komotau (heute: Chomutov, Tschechische Republik) ausgesetzt. Dort wuchs er auf und war bei der Bevölkerung fortan als »der Russe« bekannt.
Als in einem Wald nahe Komotau die Leiche einer sechzigjährigen Frau gefunden wurde, geriet er sofort in Verdacht. Einer der Gründe dafür war, dass Tirsch einige Tage vor dem Leichenfund der sechzehnjährigen Tochter eines Gastwirts aufgefallen war, weil er sie im Wald angesprochen hatte.
Tirsch lebte zu dieser Zeit im Armenhaus. Als die Polizei ihn dort befragte, gab er die Tat sofort zu und sagte: »Ich bin schon der, den Sie suchen. Ich habe die Frau umgebracht.«
Er berichtete laut Protokoll, »dass er von der Frau die Gestattung des Beischlafes verlangt habe«, dass sie ihm denselben gewährte und dass er nach dem vollzogenen Beischlaf sie, auf ihr liegend, strangulierte und sodann die Körperteile, Brüste und Genitalien ausschnitt und samt den Kleidern mitnahm.
Dass dies wohl stimmte, zeigte nicht nur der Zustand der Leiche, sondern auch ein Blick auf seine Kochstelle. Zwar fanden sich dort keine Fleischteile mehr, aber er »zeigte den Gendarmen in einem Topfe die Fettreste«.
Zum Glück schlug der Fall derart große Wellen, dass die bemerkenswerte Verteidigungsrede des Täters in Erinnerung blieb und später im
Archiv für Kriminal-Anthropologie und Kriminalistik
abgedruckt wurde:
Tirsch wollte eigentlich »eine Leierkastenfrau« heiraten. Sie weigerte sich aber. Da Tirsch gehört hatte, dass ein Mann unwiderstehlich wird, wenn er die Geschlechtsteile einer Frau isst, griff er also zu dieser mörderischen Methode. An einer Pilgerstrecke zum Wallfahrtsort Quinau lauerte er so lange, bis er eine ihm geeignet erscheinende Frau ansprechen konnte. Die Tochter des Wirts war ihm ausgewichen, und so versuchte er an der alten Frau sein Glück.
Ansonsten ist von Tirsch nur überliefert, dass er klein, untersetzt und kräftig war. Außerdem hatte er trotz vorgerückten Alters vollständig dunkles Haar und die Gesichtszüge eines Tataren.
Alferd (eigentlich Alfred) Packer (Winter 1873/74)
Die Geschichte des Alfred Packer diente als Anregung für den Film
Ravenous
, obwohl er dort nie erwähnt wird (s. S. 67 ). Hierzulande ist seine Geschichte nahezu unbekannt.
Alfred (später, angeblich in Anlehnung an einen Buchstabendreher beim Tätowieren: »Alferd«) Packer wurde 1842 geboren. Am 17. November 1873 brach er mit zwanzig weiteren Minenarbeitern beziehungsweise Goldgräbern und einigen Wagen aus Salt Lake City zu den San-Juan-Minen auf. Dazu nahmen sie eine Abkürzung, den Gunnison-Pfad (benannt nach dem Fluss Gunnison), der sie im Lauf von zwei Monaten bis zu einem Lager der Ute-Indianer führte. Der Häuptling desUte-Stamms namens Ouray empfahl den Männern, wegen des hohen Schnees nicht weiterzureisen, sondern lieber in
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