Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mordspuren - Neue spektakulaere Kriminalfaelle - erzaehlt vom bekanntesten Kriminalbiologen der Welt

Mordspuren - Neue spektakulaere Kriminalfaelle - erzaehlt vom bekanntesten Kriminalbiologen der Welt

Titel: Mordspuren - Neue spektakulaere Kriminalfaelle - erzaehlt vom bekanntesten Kriminalbiologen der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Benecke
Vom Netzwerk:
hohen Buches nun, nämlich durch das Knallen, bewiesen sei.
    Da der Täter wohl schwerer Alkoholiker gewesen war, könnte es viele mögliche Motive – besonders eine krankhafte, geistige Veränderung – für seine Tat gegeben haben. Knackende Feuer habe ich jedenfalls schon öfter gehört, und die Stimmung, dieseinerzeit davon ausging, eignete sich eher zum Herzenbrechen als zum Herzenfressen.
Piratenhunger (1684/85)
    Der Pirat, den Johnny Depp in
Fluch der Karibik
so wunderbar verkörpert, ist stark an Henry Morgan, den echten Fluch der Karibik, angelehnt. Mit einem Kaperbrief der englischen Krone plünderte Morgan die Spanier in einem Ausmaß, das zumindest mir Schauder über den Rücken jagt.
    Morgan brannte ohne Hemmungen ganze Städte nieder (etwa 1671 Panama, das daraufhin sechs Kilometer entfernt wieder aufgebaut werden musste), tötete nach Belieben, verriet mehrfach Hunderte seiner eigenen Männer, die er als Vizegouverneur von Jamaika verhaften ließ, und starb schließlich, von der englischen Krone in örtliche Ämter befördert, als reicher Plantagenbesitzer mit Adelstitel.
    John Esquemeling, der eigentlich Alexander Olivier Exquemelin hieß, war in die Fänge Morgans geraten und diente auf seinen Schiffen, vermutlich als Barbier. Von Esquemeling stammt der älteste Bericht über das Treiben der Bukaniere (von franz.
boucanier
= Fleischräucherer – Europäer, die ursprünglich auf Inseln der Karibik Räucherfleisch, oft von Wildschweinen, herstellten, das sie an Schiffsbesatzungen und Plantagenbesitzer verkauften). Die Bukaniere waren durch ihren Beruf – die Jagd – sehr gute Schützen. Als sie das Plündern von Schiffen begannen, ging die Bezeichnung Bukaniere auf alle karibischen Piraten des 16. und 17. Jahrhunderts über. Esquemelings Bericht (siehe Literaturhinweise am Ende dieses Buches) ist das älteste ausführliche Zeugnis über das Leben dieser karibischen Piraten. In seinem Buch findet sich eine interessante Passage, die zwar nicht direkt vom Menschenessen handelt, aber davon, wie weit der Hunger Menschen treiben kann. Sein Bericht macht die Taten der anderen Menschenfresser aus Hunger besser verständlich:
    Abb. 11: Sieht dick aus, ist es aber nicht: Kapitän Morgan – das Vorbild für Jack Sparrow (Johnny Depp), den
Fluch der Karibik
 – litt mit seiner wilden Mannschaft, die als Bukaniere Grillfleisch in großen Mengen gewohnt war, des Öfteren bitteren Hunger. Am Ende mussten sie Leder essen. (Repro: M. Benecke)
    »Am vierten Tag (ohne Nahrung; M. B.) marschierte der Großteil der Piraten an Land. Die Übrigen fuhren mit Kanus vor, um Hinterhalte der Spanier rechtzeitig zu entdecken. Die Spanier wiederum hatten ihre eigenen, sehr gewandten Späher, die mit einem Vorlauf von gut sechs Stunden meldeten, wenn sich Piraten auch nur näherten.
    Gegen Mittag erreichten die Piraten Torna Cavallos. Der Führer der Piraten schrie laut, dass er einen Hinterhalt der Spanier vermutete. Das freute die stark hungernden Piraten ungemein, denn nun waren sie sicher, endlich etwas Essbares zu finden. Die Spanier waren aber bereits geflohen und hatten außer einigen leeren Ledertaschen und einigen Brotkrümelchen, die auf dem Boden lagen, nichts zurückgelassen.
    Über diesen Missstand erzürnt, rissen die Piraten einige der spanischen Hütten ein und begannen dann, die Ledertaschen zu essen. Ihr Hunger war nämlich so groß, dass es sich anfühlte, als würden ihre Mägen sich schon selbst verdauen. So fand also ein Festmahl aus Ledertaschen statt, das wohl feierlicher ausgefallen wäre, wenn es nicht dauernd Streit darum gegeben hätte, wer die größten Portionen erhielt.
    Obwohl der Platz also von etwa fünfhundert Spaniern besiedelt gewesen war, hatten diese nichts Essbares zurückgelassen. Die Piraten waren nun umso mehr darauf aus, die Geflohenen zu treffen, um sie, damit sie nicht verhungern müssten, aufzufressen. Denn der Hunger plagte sie so sehr, dass sie die Spanier mit Sicherheit gegrillt oder gekocht hätten, wenn sie ihnen in die Hände gefallen wären.
    Nachdem das Ledermahl beendet war, marschierten sie weiter, bis sie am Abend an einen weiteren Posten gelangten, der Torna Munni hieß. Wieder war alles für einen spanischen Hinterhalt aufgebaut, doch erneut waren alle geflohen, ohne irgendetwas Nahrhaftes zu hinterlassen. Auch im benachbarten Wald fand sich nichts Essbares.
    Diejenigen, die sich kleine Lederstücke vom vorigen Lager aufbewahrt hatten, waren nun im Vorteil,

Weitere Kostenlose Bücher